Wann lohnt es, eine medizinische Überversorgung abzubauen?

Zusammenfassung

Hintergrund und Ziel:

Ein Abbau von medizinischer Überversorgung ist nur dann wirtschaftlich, wenn die Implementierungskosten zum Abbau der Überversorgung kleiner als die eingesparten medizinischen Leistungen sind. Eine Prognose über die zu erwartenden Nettofolgekosten hilft Entscheidungsträgern, unter der Vielzahl von Überversorgungsproblemen und Komponenten für Implementierungsprogramme eine Auswahl zu treffen. Ziel dieses Beitrags ist es, exemplarisch die Nettofolgekosten zu prognostizieren, die in Deutschland aus dem Abbau von Überversorgung mit teuren Antihypertonika und fraglichem Zusatznutzen durch Feedback an Hausärzte bzw. Besuch von Pharmakotherapieberatern resultieren.

Methodik:

In einem mathematischen Modell, das die Beziehung zwischen Nettofolgekosten eines Implementierungsprogramms zum Abbau von Überversorgung und Grad der Überversorgung abbildet, wurden Literaturdaten verrechnet.

Ergebnisse:

Wird zugrunde gelegt, dass gegenwärtig 30% der medikamentös behandelten Hypertoniker ohne Nutzeneinbuße auf Thiaziddiuretika und -kombinationen wechseln könnten, ist der Abbau von Überversorgung durch Feedback an Hausärzte oder Besuch von Pharmakotherapieberatern wirtschaftlich.

Schlussfolgerung:

Bei einem hohen Überversorgungsgrad kann der Abbau von Überversorgung wirtschaftlich sein. Die explizite Berücksichtigung des Grades an Überversorgung bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Maßnahmen zum Abbau von Überversorgung kann zu einem effizienteren Ressourceneinsatz im Gesundheitswesen beitragen.

Abstract

Background and Purpose:

Reducing overuse of health care services saves costs only if implementation costs are lower than savings from avoided health care services. Predicting the expected net benefit helps policymakers to make a choice among the various overuse problems and components of implementation programs in health care. The goal of this paper is to demonstrate how to calculate the net benefit of reducing overuse. In an application example feedback or outreach visits to primary care physicians in Germany reduce the prescription of expensive antihypertensives with questionable benefit.

Methods:

In a mathematical model secondary data were used to portray the relationship between the net benefit from reducing overuse and the degree of overuse.

Results:

Assuming that currently 30% of treated hypertensive patients could switch to thiazides and combinations with other drugs, an overuse reduction through feedback or outreach visits to primary care physicians is efficient.

Conclusion:

If the degree of overuse is large, an overuse reduction can be efficient. The explicit consideration of the size of an overuse problem may contribute to a more efficient use of health care resources.