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„Check Verbraucherpolitik und Verbraucherbeteiligung“ – Empfehlungen für eine evidenzbasierte Verbraucherpolitik

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Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Beitrag diskutiert die Möglichkeiten empirisch fundierter Entscheidungshilfen auf Grundlage einer unabhängigen und wissenschaftlich fundierten Verbraucherpolitikberatung. Auf Basis des Informationsparadigma und entsprechend dem Leitbild des „mündigen Verbrauchers“ wird in der Verbraucherpolitik meist vom rationalen, sich optimal informierenden und eigenständig entscheidenden Verbraucher ausgegangen. Praxis und verhaltensökonomische Forschung zeigen jedoch, dass dies keineswegs vorausgesetzt werden kann, sondern dass von ganz unterschiedlichen Rationalitäten und Verbrauchertypen auszugehen ist. Eine wirksame Verbraucherpolitik sollte sich daher am realen Verbraucherverhalten ausrichten. Inwieweit bestehende und geplante verbraucherpolitische Aktivitäten den Verbrauchern nützen und ob es jeweils wirksamere und wirtschaftlichere Alternativen zu bestehenden Regelungen gibt, ist häufig unklar. Die Autoren empfehlen daher die Einführung eines empirischen „Check Verbraucherpolitik und Verbraucherbeteiligung“ als Entscheidungshilfe und Evaluationstool für die Politik. Dieser muss unabhängig von der Regierung sein, vom realen Verbraucherverhalten ausgehen und mit Beteiligung von Verbrauchern durchgeführt werden. Die Autoren schlagen für diese Aufgabe einen unabhängigen Sachverständigenrat für Verbraucherpolitik vor.

Abstract

The paper discusses the opportunities for an empirically grounded decision support system as an instrument for independent and scientifically based consumer policy consulting. To date, consumer policy is dominated by the information paradigm and the leitbild of the rational, sovereign and information-seeking consumer. Yet, both everyday practice and research in behavioural economics show that this view lacks empirical ground. In fact, there are different consumer types and different forms of rationalities at work. Effective consumer policy making should be based on the empirically revealed behaviour of consumers, not on an ideal model. Moreover, it is often not clear how much consumer policy measures actually contribute to the consumer interest, and whether there would be more effective and efficient policy instruments to strengthen the consumer position. The authors suggest introducing an empirically based “Check Consumer Policy and Consumer Participation” as a systematic decision and evaluation tool for policy makers. This check should be independent from the government and should be grounded on an empirical view of the consumer. Consumer policy tools should be tested with real consumers. The authors suggest an independent national “Expert Council for Consumer Policy” as an ideal candidate to supervise this work.

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Notes

  1. Beispielsweise bei Hartz IV, dagegen nicht bei der Riester-Rente.

  2. ACTAL ist ein vom niederländischen Finanzministerium finanziertes, unabhängiges Gremium, das Bürokratiekosten einschätzen und Verbesserungsvorschläge unterbreiten soll. Die Unabhängigkeit soll vor allem dadurch gewährleistet sein, dass Mitarbeiter ihre Methoden selbst auswählen und keiner Zustimmung der Regierung bedürfen, wenn sie Regulierungen überprüfen (Bertelsmann Stiftung 2006).

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Anmerkungen

Die Studie „Mehr empirische Evidenz, mehr Realitätssinn - Vorschlag für einen ,Check Verbraucherpolitik und Verbraucherbeteiligung‘“ wurde 2011 vom Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) Berlin finanziert. Sie ist online verfügbar (http://www.vzbv.de/7273.htm). Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

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Hagen, K., Micklitz, HW., Oehler, A. et al. „Check Verbraucherpolitik und Verbraucherbeteiligung“ – Empfehlungen für eine evidenzbasierte Verbraucherpolitik. J. Verbr. Lebensm. 8, 61–66 (2013). https://doi.org/10.1007/s00003-012-0800-1

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