Literatur
Besonders wirksam scheint F. Sarans Meinung gewesen zu sein, die sich lange bemerkbar macht. F. Saran, Über Vortragsweise und Zweck des Evangelienbuches Otfrieds von Weißenburg, 1896. Vgl. Ph.A. Becker, Zs. für franz. Sprache und Lit. 59 (1935), S. 368. A.Heusler, dem heute zu Unrecht manche alte Sünde aufgerechnet wird, hat Dt. Versgeschichte II (1927 und 1958), S.163 die Ansicht vertreten, daß das mittelalterliche Lied ‘als Musiktext’ entstand. Vgl. F.Gennrich und E.Jammers, Der Deutschunterricht 11 (1959), S.62 bzw. 98.
Voraussetzung dazu war eine grundlegende Umorientierung des Mittelalterstudiums von der älteren ‘vertikalen’ Gliederung des Fachstudiums zur ‘horizontalen’, mehrere Disziplinen übergreifenden Schau. Entscheidende Anregungen dazu gingen aus von E.R. Curtius, vgl. Mittelalterstudien, ZRPh. 63, S.225–274 (mit weiteren Lit.-Angaben über Vorarbeiten zu diesem Problem); ferner ders., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 21954, a.v.O. Für unsere Frage im engeren Sinne vergleiche F.Gennrich, Lied-Kontrafakturen in mhd. und ahd. Zeit, ZfdA 82 (1948/50), S.105–141 (Lit. über dessen ältere Vorarbeiten!); Hugo Kuhn, Minnesangs Wende, 1952, bes. 44ff., U.Aarburg, Melodien zum frühen dt. Minnesang, ZfdA 87 (1956/57), S.24–25; dies., Singweisen zur Liebeslyrik der dt. Frühe, 1956; R.J.Taylor, Zur Übertragung der Melodien der Minnesänger, ZfdA 87 (1956/57), S. 132–147; H.Spanke, Beziehungen zwischen romanischer und mittellateinischer Lyrik, 1936; I.Frank, Trouvères et Minnesinger, Saarbrücken 1952 (überall weiterführende Lit.; bei Frank der Forschungsstand 1952). Vgl. bei A. 1.
K.H. Bertau und R. Stephan, Zum sanglichen Vortrag mhd. strophischer Epen, ZfdA 87 (1956/57), S.253–270; für Frankreich vgl. J.Combarieu, Fragments de l’Enéide en musique, 1898; F.Gennrich, Der musikalische Vortrag d. afrz. Chansons de Geste, 1923; ders. in: MGG II, 1081ff.; E.Jammers, Das mittelalterliche deutsche Epos und die Musik, Heidelberger Jahrbücher 1 (1957), 33ff. Vgl. auch die in der Anm. 1 zitierten Arbeiten von Gennrich und Jammers. Die ältere Auffassung bei: A.Heusler, Lied und Epos, 1905, S.22; ders., Nibelungensage und Nibelungenlied, 41944, S. 11, 12, 38, 56 u.o.; H.de Boor, Das Nibelungenlied (Dt. Klass. des MA 3) 131956, Einleitung.
Von der Literatur her wurde die Bearbeitung versucht: Vgl. dazu D. Treder, Die Musikinstrumente in den höfischen Epen der Blütezeit, Diss. Greifswald 1933; vgl. die Besprechung von E.W.Böhme, Zfd.Ph. 60 (1935), S. 413f.; H.Spanke, AfdA 53 (1934), S.124–126; J.Whyle, The Journal of English and Germanic Philology 34 (1935), S. 575f. F.Dick, Bezeichnungen für Saiten- und Schlaginstrumente in der altfranzösischen Literatur, Gießener Beitr. zur Rom. Phil. 25 (1932). G. Schad, Musik und Musikausdrücke in der mittelenglischen Literatur, Diss. Gießen, 1911. F. Brücker, Die Blasinstrumente in der altfranzösischen Literatur, Diss. Gießen, 1926 (Frdl. Lit.-Hinweise verdanke ich Prof. H.Kuen). Sie alle können nicht befriedigen, weil keine echte Verbindung zur Sachforschung gefunden wird. Die teilweise divergierenden Meinungen der Musikinstrumentenforscher werden nicht anhand des sprachlichen Materials gerichtet, so daß sich eindeutige Zuordnungen der Namen zu den Sachen ergeben, sondern beides wird gegenübergestellt und bleibt oft unentschieden. Das Verfahren ist auch deshalb anfechtbar, weil der Ausschnitt den eine ‘Nationalliteratur’ an schriftlichen Belegen für ein Instrument bietet, zu schmal ist, au]um wirklich einen stichhaltigen Sachbefund zu ergeben. Bei der Schwierigkeit mancher sprachlicher Fragen im Bereich der ma. Musikinstrumente ist es anderseits nicht verwunderlich, wenn die Sachforscher hier danebengreifen.
Vgl. die entsprechenden Abschnitte in: MGG und bei C. Sachs, The History of Musical Instruments, New York 1940. Archäologisch zwar besonders interessiert, aber leider unvollständig und oft ungenau ist F.Behn, Musikleben im Altertum und frühen Mittelalter, 1954.
C. Sachs, The History of Musical Instruments, New York 1940, S. 261ff.
Die Forschung des 19. Jahrhunderts zusammengefaßt bei H.Panum, Harfe und Leier im germanischen Norden, in: Sammelbände der Internat. Musikgesellschaft VII (1905); und dies., Middelalderens Strenginstrumenter og deres Forløbere i Oldtiden, København 1915. Neuerdings H. M. Roe, The ‘David Cycle’ in Early Irish Art, The Journal of Royal Society of Antiquaries of Ireland, 79, (1949), S. 39ff. und Steger, David (vgl. A. 7), Kap. ‘Die Sutton-Hoo-Harfe’, Abb.
Vgl. Abb.2. Das Kapitell ist entstanden um 1170. Steger, David, Dkm. Nr.68; J. Evans, Cluniac Art of the Romanesque Period, Cambridge 1950, S. 216, Tf. 201c.
Vgl. Sachs, Handbuch, 2133. Ein erstes Mal finde ich erwähnt, daß die Rotte ein solches Instrument sein könnte bei G. Kastner, Les Danses des Morts (Paris/London/St.Petersburg/Leipzig 1852), S.275. Dieses Buch ist auch heute noch für mittelalterliche kulturhistorische Studien eine Fundgrube. Kastner hat zur Rottenfrage die Meinung Coussemakers mitgeteilt, … que la rote, qui était triangulaire comme la harpe, avait une table ou caisse sonore percée d’ouies, laquelle embrassait la totalité ou la presque totalité de l’intérieur du triangle, et formait un fond placé sous les cordes! Leider ist keine Quelle angegeben und die Arbeiten Coussemakers, soweit sie mir an der Erlanger Bibliothek zugänglich sind, enthalten keine Hinweise. Nach Kastner soll C. auf zwei Abbildungen des 14. Jh. verweisen.
O.Andersson, Stråkharpan, Helsingfors 1923, S.212ff.; (Lit.) H. Panum, Middelalderens Musikinstrumenter, in: Nordisk Kultur XXV, Stockholm/Oslo/København 1934, S. 50ff., 68.
Diese Form erscheint auf dem Kapitell von Moissac. Zu den anderen mittellateinischen Formen vgl. Ch.D.S. du Cange, Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Paris, II, 1842, 343; mehr Beispiele in der Ausgabe von 1883ff. (Neudruck 1954), VII, 203.
M. Raynouard, Lexique romane, Paris 1843, V, 116.
F.H. Stratmann, A. Middle-English Dictionary, Neuhg. von H. Bradley, Oxford 1891, 511. J.A.H.Murray, A New English Dictionary on Historical Principles, Oxford 1893ff., VIII, 807 (rote); II, 1207 (crowd); A.L.Mayhew, W.W.Skeat, A Concise Dict. of Middle English, Oxford 1887, 56, 191; dies., A Glossary of Tudor and Stuart Words, Oxford 1914, 339; J.Shipley, Dict. of Early English, London 1957, 564. E. Mätzner, Altenglische Sprachproben, II, 1, Wörterbuch, 1878, 512 (croud, croude). G.Schad, Musik und Musikausdrücke in der mittelenglischen Literatur, Diss. Gießen, 1911, 64. Frdl. Hinweis von H. Kuen, Erlangen.
Zu diesem Instrument ‘sambuca’ vgl. H.Hickmann, Les Harpes de l’Egypte pharaonique, Le Caire 1953, S. 366; H.Greßmann, Musik und Musikinstrumente im Alten Testament, Rel. Gesch. Vers. und Vorarbeiten II, 1905; A.M. Rothmüller, Die Musik der Juden, Zürich 1951.
H. Paul, Beitr. zur Gesch. der Lautentwicklung und Formenassociation, PBB 7 (1880), S. 105ff.; ebda. Kögel, S.171ff. Für die Geminate könnte an Intensivgemination gedacht werden. In dieser Frage verdanke ich gütige Hinweise Prof.Wissmann und Dozent Dr.Fromm.
F.Seiler, Ruodlieb, 1882, 304; jetzt auch E.H. Zeydel, Die elf Epigramme der Münchener Ruodliebhandschrift, DVjs. 33 (1959) S.257ff.; bes. 261ff., 267.
E.H. Sehrt und T. Starck, Notkers des Deutschen Werke, ADT 43, III, 3, 1955, 1117. Nach psalt/folgt andere Hand. Daraus wird man schließen dürfen, daß bereits die Vorlage, von der abgeschrieben wird, den Passus hatte, sonst konnte nicht einfach fortgefahren werden. Zu den Hss.-Verhältnissen vgl. III, 1 derselben Ausgabe und Loydt jun., The Manuscripts and Fragments of Notker’s Psalter, Beitr. z. dt. Phil. 17 (1958).
Machaut, Prise d’Alexandrie, Ms., Paris, Bibl. nat., Ms. 25, Lavall, vol. II, f 6v. Gedruckt bei G. Kastner, Les Danses des Mortes usw. (Paris/London/Petersburg/Leipzig 1852), 176. In dem Gedicht noch zahlreiche weitere Instrumente!
L’Escoufle, Roman d’aventure (ed. H. Michelant et P. Meyer, Paris 1894) XII./XIII. Jh., v. 1732; Dick, 37.
Les Oeuvres de Quillaume de Machaut (ed. E. Hoepffner, Paris 1908–21), II, 242, v. 2800ff.).
L.Gautier, Histoire de la poésie liturgique au moyen âge: Les tropes, I, 1886; J.Handschin, Trope, Sequence and Conductus, in: The New Oxford History of Music, II, 1954; ders., Estampie, in: MGG; ders., Über Estampie und Sequenz, Zs. für Musikgesch. (1929/30); ders., Musikgeschichte, Luzern, 1948, bes. 145ff.; R.Stephan, Lied, Tropus und Tanz im Mittelalter, ZfdA 87 (1956/7); K.Young, The Drama oft the Medieval Church, Oxford 1927f.; H.Spanke, Aus der Vor- und Frühgeschichte der Sequenz, ZfdA 71 (1934); W. von den Steinen, Notker d. Dichter (1948) bes. 122ff.; E.Jammers, Rhythmische und tonale Studien zur älteren Sequenz, in: Acta musicologica 23 (1951); F.Gennrich, Formenlehre des mittelalterl. Liedes (1932), bes. S.96f.; ders., Zwei altfranz. Lais, in: Studi medievali, N.S., 15 (1942); G.Vecchi, Sequenza e Lai, in: Studi medievali, N.S., 16 (1943/50); B. Stäblein, Von der Sequenz zum Strophenlied, Die Musikforschung 8 (1955), 257 ff. Vgl. auch die A. 2. Es kann hier nur die wichtigste Lit. genannt werden.
J. Handschin, Geschichte der Musik in der Schweiz bis zur Wende des Mittelalters, Schweizer Musikbuch, Zürich, 1939, 37.
P.E. Schramm, Sacerdotium und regnum im Austausch ihrer Vorrechte, Studi Gregoriani, II (1947), S. 403ff. Das Festliche dieses Besuches betont auch Rüsch, Tuotilo, 36.
W. Bulst, Hist. Vierteljahrsschrift, 27 (1932) S. 827ff.
Ebda. XII. Zu dem Zurückreichen des ältesten Teiles dieser Sammlung bis zu den letzten Liudulfingern vgl. M.-L. Dittrich, De Heinrico, ZfdA 84 (1952/3) S.274ff.; vgl. auch K.Hauck, Mittellateinische Literatur (vgl. A. 168), 1880f.
H. Kusch, Einführung in das lateinische Mittelalter, 1957, S.211; vgl. auch Langgosch, Hymnen und Vagantenlieder, 1954, S.92f.; H. Naumann, Der Modus Ottinc, DVjs 24 (1950) S.473ff.; ders., Altdeutsches Volkskönigtum, S. 195ff. Seminarübungen meines hochverehrten Lehrers Prof. K.Hauck verdanke ich wesentlichste Anregungen zu diesem Problem. Vgl. K.Hauck, Geblütsheiligkeit, in: Liber Floridus, Festschr. f. P.Lehmann, 1950, S.231; ders., Lebensnormen und Kultmythen in germanischen Stammesund Herrschergenealogien, Saeculum 6 (1955) S. 192 und Anm. 41.
Les Miracles de la Sainte Vierge, traduits et mis en vers p. Gautier de Coincy (ed. Poquet, Paris 1857), v. 219ff.
Hauck macht, Studium Generale III (1950) 617ff., wahrscheinlich, daß es sich bei dem in den Ruodlieb-Epigrammen II und III erscheinenden Dietmarus um einen mit Heinrich III. versippten Grafen von Formbach handelt und nimmt Mittellateinische Literatur, 1883, an, daß ihn unser Epigramm XI als Besitzer eines Musikinstrumentes ausweist; vgl. jetzt E.H. Zeydel, Die elf Epigramme der Münchener Ruodlieb-Handschrift, DVjs. 33 (1959), bes. S.267.
E. Rieber, Die Bedeutung alttestamentlicher Vorstellungen für das Herrscherbild Karls des Großen und seines Hofes (Masch.) Diss. Tübingen (1949); E.H.Kantorowicz, Laudes Regiae, Berkeley and Los Angeles (1946). H.Fichtenau, Byzanz und die Pfalz zu Aachen, in: MIÖG LIX (Graz 1951); Steger, David, a.a.O.
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Steger, H. Die Rotte. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 35, 96–147 (1961). https://doi.org/10.1007/BF03375279
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