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Der Waise, aller fürsten leitesterne. Ein Beispiel mittelalterlicher Bedeutungslehre aus dem Bereich der Staatssymbolik, zugleich ein Beitrag zur Nachwirkung des Orients in der Literatur des Mittelalters

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Ausgehend von Walther 19, 3 und 9, 15 wird Herkunft und Funktion des “Waisen” untersucht. Die Darstellung weist den orientalischen Ursprung der Bezeichnung für den Kronedelstein nach und deutet ihn nach Auswertung byzantinischer und deutscher Quellen als Manifestation einer symbolisierenden Denkform, in der die Suprematie des abendländischen Kaisertums zum Ausdruck kommt.

Abstract

Proceeding from Walther 19, 3 and 9, 15 the provenance and function of the ‘orphan’ is investigated. The treatise furnishes proof that the term for the crown-jewel has oriental origins. After the evaluation of Byzantine and German sources, the paper interprets the ‘orphan’ as one manifestation of a symbolizing form of thinking by which the supremacy of the occidental empire is revealed.

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Literatur

  1. Mit dieser Möglichkeit muß gerechnet werden, heißt es doch bei Walther der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê. Der aus der Herzog Ernst-Sage stammende “Waise” konnte natürlich auch mit dem Leitstein der Nackenplatte gleichgesetzt werden. Vgl. auch Schramm, Band III, 811. Wahrscheinlicher jedoch ist, daß Walther weise als ‘pars pro toto’ verwendet. Somit wäre weise dort als “die durch den hervorragenden Edelstein, genannt Waise, ausgezeichnete Reichskrone” zu übersetzen. Jedenfalls ist die Interpretation Friedrich Rankes, “Der Waise in der deutschen Krone,” MIÖG, 58 (1950), 735–738 abzulehnen, der davon ausgeht, daß Philipp, “nachdem er sich der Festversammlung zunächst im Glanz der Krone von vorn gezeigt hat, vor dem Aufbruch zur Prozession die Krone herumgedreht (hat), so daß der Waise, der eben noch über seinem Antlitz strahlte, nunmehr über seinem Nacken” stand (S. 736). Eine solche Erklärung, nach Ranke “im Rahmen des liturgisch-symbolischen Denkens im Mittelalter durchaus sinnvoll” und möglich, widerspricht allem, was wir aus den Quellen über die mittelalterliche Festkrönung wissen.

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  2. Die arabische Mineralogie ist gut untersucht. Eine Übersicht läßt sich anhand folgender Arbeiten gewinnen: M. Clément-Mullet, “Essai sur la minéralogie arabe.” Journal Asiatique, 6. Serie, (1868), 5–81, 109–253, 502–522; Moritz Steinschneider, “Arabische Lapidarien,” Zs. d. dt. morgenländ. Ges., 49 (1895), 244–278; Eilhard Wiedemann, “Über den Wert von Edelsteinen bei den Muslimen,” Der Islam, 2 (1911), 345–358; Ders., “Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften. XXX. Zur Mineralogie im Islam,” Sb. d. Phys.-med. Soz. Erlangen (1913), S. 205–256. — Für die Übersetzung der arabischen Originalbelege bin ich Zakya Taher El-Sayed (Kairo) zu großem Dank verpflichtet.

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Herkommer, H. Der Waise, aller fürsten leitesterne. Ein Beispiel mittelalterlicher Bedeutungslehre aus dem Bereich der Staatssymbolik, zugleich ein Beitrag zur Nachwirkung des Orients in der Literatur des Mittelalters. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 50, 44–59 (1976). https://doi.org/10.1007/BF03375022

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