Kurzfassung
Die historisch gewachsene Kulturlandschaft unterliegt heute einer Reihe anthropogener Einflüsse, die sie in ihrem Fortbestand gefährden. Deshalb sind in Zukunft Konzepte gefragt, welche derartige Gebiete bewahren helfen. Die dafür notwendigen Basisinformationen können u.a. mit Hilfe von Verfahren gewonnen werden, die den monetären Wert der gewachsenen Kulturlandschaft zu quantifizieren versuchen. Bei einer derartigen Bewertung ist die Entstehung eines Kollektivgutproblems durch den öffentlichen Charakter der Umwelt und das Vorhandensein von externen Kosten von besonderer Problematik. In zwei parallelen empirischen Studien war die zentrale Fragestellung, inwieweit Einheimische und Touristen bereit sind, zusätzliches Geld für die Erhaltung der Weinterrassen-Kulturlandschaft des Untermoseltals aufzubringen. Die Ergebnisse, die durch die Anwendung der Zahlungsbereitschaftsanalyse gewonnen werden konnten, sind als Richtgrößen zu betrachten. Sie zeigen eine beachtliche Zahlungsbereitschaft, die unter den Einheimischen deutlich höher ausgeprägt ist als unter den Touristen. Ein Vergleich des über die Zahlungsbereitschaftsanalyse errechneten Nutzens mit den Kosten aus der staatlichen Steillagenförderung ergibt, dass Letztere in etwa der daraus resultierenden aggregierten Konsumentenrente der Bevölkerung entspricht. Das heißt, der monetäre Aufwand der Bereitstellung des öffent lichen Umweltgutes Weinterrassen-Kulturlandschaft Untermoseltal hat einen äquivalenten Wohlfahrtsgewinn bei der Bevölkerung zur Konsequenz.
Abstract
Our cultural landscape is more and more endangered by anthropogenic influences. Therefore concepts are necessary which help to preserve such areas. Basic information is needed, in order to quantify the monetary value of cultural landscapes. Valuing the landscape two special problems appear. First the collective-good-problem, caused by the public character of the environment, and second the existence of external costs. The results of two empirical studies which ascertain the monetary value of cultural landscapes by the Contingent Valuation Method are discussed. The main question is how much additional money local people and tourists are willing to pay in order to preserve the terraced wine growing landscape of the Moselle valley. Results which were gained show that there is a remarkable willingness to pay for the preservation of this cultural landscape among all questioned persons, especially among the locals. The findings of the Contingent Valuation Method should not be conceived as precise figures. Nevertheless is the benefit of the examined terraced wine growing landscape of approximately the same hight as the estimated costs for the agricultural support measures ruled by governmental programmes. The conclusion is that there is a cost-benefit ratio.
Anmerkungen
Vgl. hierzu z.B. Job, H.: Der Wandel der historischen Kulturlandschaft und sein Stellenwert in der Raumordnung.-Flensburg 1999. = Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Bd. 248, hier: S. 18 ff.
Thoroe, C.; Isermeyer, F.: Biologische Vielfalt und ökonomische Rahmenbedingungen. In: Biologische Vielfalt in Ökosystemen, Hrsg. BML. — Bonn 1997. = Schriftenreihe des BML Angewandte Wissenschaft, H. 465, S. 210–225, hier: S. 216
Nohl, W.: Über die Rezeption der Eigenart. In: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege: Berichte der ANL, Bd. 21. — Laufen an der Salzach 1997, S. 25–37, hier: S. 27
Vgl. Hellpach, W.: Geopsyche. Die Menschenseele unter dem Einfluß von Wetter und Klima, Boden und Landschaft. — Stuttgart 1950
Vgl. Anm. (3), Nohl, W.: Über die Rezeption der Eigenart. In: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege: Berichte der ANL, Bd. 21. — Laufen an der Salzach 1997, S. 25–37, hier: S. 27 f.
Vgl. Burggraf, P.; Kleefeld, K.: Historische Kulturlandschaft und Kulturlandschaftselemente. — Bonn-Bad Godesberg 1998. = Angewandte Landschaftsökologie, H. 20, hier: S. 153
Roschewitz, A.: Der monetäre Wert der Kulturlandschaft. Eine Contingent Valuation Studie. — Zürich 1999. = Agrarökonomische Monographien und Sammelwerke
Tischler, K.: Umweltökonomie.- München, Wien 1994, hier: S. 15
Rahmeyer, F.: Volkswirtschaftliche Grundlagen der Umweltökonomie. Ein Überblick. — Augsburg 1997. = Volkswirtschaftliche Diskussionsreihe, Universität Augsburg, hier: S. 8
Pruckner, G.J.: Der kontingente Bewertungsansatz zur Messung von Umweltgütern. Stand der Debatte und umweltpolitische Einsatzmöglichkeiten. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, Frankfurt, 18. Jg., (1995), H. 4, S. 503–536, hier: S. 503
Endres, A.: Umweltökomie. Eine Einführung. — Darmstadt 1994, hier S. 127. Einen interessanten Ansatz zur Verwendung der Kosten-Nutzen-Analyse bei der Beschreibung der Wirtschaftlichkeit von Schutzgebieten liefert Weixelbaumer, N.: Gebietsschutz in Europa: Konzeption — Perzeption — Akzeptanz. — Wien 1998. = Beiträge zur Bevälkerungs- und Sozialgeographie, Bd 8. Einen Vergleich zwischen dem eher klassischen Ansatz der Kosten-Nutzen-Analyse und der Nutzenwertanalyse ist bei Schweppe-Kraft, B.: Monetäre Bewertung von Biotopen. — Bonn-Bad Godesberg 1998. = Angewandte Landschaftsökologie, H. 24, zu finden.
Hazilla, M.; Kopp, R.J.: Social Cost of Environmental Quality Regulations. A General Equilibrium Analysis. In: Oates, W.E. (Ed.): The Economics of the Environment. — Cambridge 1990, S. 484–504, hier: S. 501
Vgl. Anm. (10), Pruckner, G.J.: Der kontingente Bewertungsansatz zur Messung von Umweltgütern. Stand der Debatte und umweltpolitische Einsatzmöglichkeiten. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, Frankfurt, 18. Jg., (1995), H. 4, S. 503–536, hier: S. 507
Pommerehne, W.: Präferenzen für öffentliche Güter. Ansätze zu ihrer Erfassung. — Tübingen 1987, hier: S. 141 und Palmquist, R.B.: Hedonic Methods. In: Measuring the Demand for Environmental Quality, Ed.: Braden, J.B.; Kolstadt, C.D, S. 77–120. — North Holland 1991, hier: S. 77 ff.
Hackl, F.: Contingent Valuation als Instrument zur ökonomi schen Bewertung der Landschaft. — Frankfurt/M. 1997. = Euro päische Hochschulschriften: Reihe 5, Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Bd. 2058, hier: S. 81
Vgl. Anm. (10) Pruckner, G.J.: Der kontingente Bewertungsansatz zur Messung von Umweltgütern. Stand der Debatte und umweltpolitische Einsatzmöglichkeiten. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, Frankfurt, 18. Jg., (1995), H. 4, S. 503–536, hier: S. 509
Vgl. Anm. (10), Pruckner, G.J.: Der kontingente Bewertungsansatz zur Messung von Umweltgütern. Stand der Debatte und umweltpolitische Einsatzmöglichkeiten. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, Frankfurt, 18. Jg., (1995), H. 4, S. 503–536, hier: S. 508 und Umweltbundesamt (Hrsg.): Kosten und Wertschätzung des Arten und Biotopschutzes. — Berlin 1991, S. 430. Zur näheren Beschreibung der einzelnen Zahlungsmotive vgl. ebenda Pruckner, G.J.: Der kontingente Bewertungsansatz zur Messung von Umweltgütern. Stand der Debatte und umweltpolitische Einsatzmöglichkeiten. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, Frankfurt, 18. Jg., (1995), H. 4, S. 431 ff.
An dieser Stelle sollen die einzelnen Kritikpunkte nicht detailliert dargelegt werden, vielmehr sei auf die einschlägige Literatur verwiesen — siehe z.B. Hampicke, U.; Kiemstedt, W.; Walters, M.: Kosten und Wertschätzung des Arten- und Biotopschutzes. — Berlin 1991. = Umweltbundesamt, Berichte, 1991/3, hier S. 463 ff.
Vgl. Anm. (10) Pruckner, G.J.: Der kontingente Bewertungsansatz zur Messung von Umweltgütern. Stand der Debatte und umweltpolitische Einsatzmöglichkeiten. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, Frankfurt, 18. Jg., (1995), H. 4, S. 503–536, hier: S. 515 und 526. Beispiele für die konkrete Anwendung der Zahlungsbereitschaftsanalyse auf Fragen des Kulturlandschafts- und Naturschutzes finden sich u.a. in Corell, G.: Der Wert der „bäuerlichen Kulturlandschaft” aus der Sicht der Bevölkerung. — Frankfurt/M. 1994. = Gießener Schriften zur Agrar- und Ernährungswissenschaft, H. 20 und Lerch, A.: Naturschutz und Freizeitaktivitäten. Ökonomische Betrachtungen zu einem Konfliktfeld am Beispiel des Motorradgeländesports. In: Naturschutz und Landschaftsplanung, Stuttgart, 31. Jg. (1999), H. 6, S. 176–180
Degenhardt, S.; Gronemann, S.: Die Zahlungsbereitschaft von Urlaubsgästen für den Naturschutz. Theorie und Empirie des Embedding-Effektes. — Frankfurt/M. 1997. = Europäische Hochschulschriften, Reihe V: Volks- und Betriebswirtschaft, Bd. 2294; vgl. auch Anm. (7) Roschewitz, A.: Der monetäre Wert der Kulturlandschaft. Eine Contingent Valuation Studie. — Zürich 1999. = Agrarökonomische Monographien und Sammelwerke
Zur Nutzung gewachsener Kulturlandschaften und zur daraus abzuleitenden Bewertungsproblematik vgl. u.a. Hampicke, U.: Der Preis der vielfältigen Kulturlandschaft. In: Konoid, W. (Hrsg.): Naturlandschaft Kulturlandschaft. Die Veränderung der Landschaften nach der Urbarmachung durch den Menschen.-Landsberg am Lech 1996, S. 45–76 und Oesten, G.; Roeder, A.: Wertschätzung des Pfälzerwaldes. In: Allgemeine Forstzeitschrift, München, 50. Jg. (1995), H. 2, S. 105–107
Vgl. Anm. (15) Hackl, F.: Contingent Valuation als Instrument zur ökonomi schen Bewertung der Landschaft. — Frankfurt/M. 1997. = Euro päische Hochschulschriften: Reihe 5, Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Bd. 2058, hier: S. 24; vgl. auch Krutilla, J.V.: „Conservation Reconsidered”. In: American Economic Review, Nashville, Tenn., 57. Jg., (1967), S. 777–786
Zur Technik der Landschaftssimulation und zur Illustration der o.g. Szenarien vgl. Job, H.; Lehmann, B.; Schmitt, J.: Visualisierte Zukunftsexploration gewachsener Kulturlandschaften — eine raum- und landschaftsplanerische Herausforderung. In: Informationen zur Raumentwicklung, Bonn, 26. Jg. (1999), H. 5/6, S. 361–374
Die Ergebnisse sind den Arbeiten von Job, H.: Der Wandel der historischen Kulturlandschaft und sein Stellenwert in der Raumordnung. — Flensburg 1999. = Forschungen zur Deutschen Lan deskunde, Bd. 248 und Knies, S.: Die Bewertung einer historischen Kulturlandschaft mit hohem touristischen Potential 8 untersucht mit Hilfe der Zahlungsbereitschaftsanalyse, dargestellt am Beispiel der Terrassenweinbaulandschaft entlang der Untermosel (unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Trier), Trier 1998, entnommen.
Vgl. Anm. (24) Die Ergebnisse sind den Arbeiten von Job, H.: Der Wandel der historischen Kulturlandschaft und sein Stellenwert in der Raumordnung. — Flensburg 1999. = Forschungen zur Deutschen Lan deskunde, Bd. 248 und Knies, S.: Die Bewertung einer historischen Kulturlandschaft mit hohem touristischen Potential 8 untersucht mit Hilfe der Zahlungsbereitschaftsanalyse, dargestellt am Beispiel der Terrassenweinbaulandschaft entlang der Untermosel (unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Trier), Trier 1998, entnommen. unter Knies, hier: S. 108
Vgl. Ewein, F.: Wandel der Kulturlandschaft am Beispiel des Weinbaus der Gemeinde Enkirch.
17 401 Einwohner waren es zum Stichtag 31.12.1992
In der VG Untermosel waren es 1998 106 446 Gäste, 1999 wurden insgesamt 111 903 gezählt — Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Gäste und Übernachtungen im Fremdenverkehr 1999. — Bad Ems 2000
Auch hier wurde, ausgehend vom errechneten Bruttowert 1 385 000 DM, wie bei Schätzung der Zahlungsbereitschaft der Einheimischen vorgegangen [siehe Anm. (26)]. Der zur Fehlerreduzierung eingesetzte Korrekturfaktor wird in vergleichbaren Studien unterschiedlich hoch festgelegt — vgl. etwa Rommel, K.: Analyse umweltökonomischer Wohlfahrtseffekte von Großschutzgebieten. Die Wertschätzung für das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht, Frankfurt/Main, 23 Jg. (2000) H. 2, S. 273–290. Klar ist, dass das Ausmaß der Fehlerreduzierung einen entscheidenden Einfluss auf die Höhe des Nettonutzens hat.
Vgl. Anm. (1), Job, H.: Der Wandel der historischen Kulturlandschaft und sein Stellenwert in der Raumordnung.-Flensburg 1999. = Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Bd. 248, hier: S. 145 f.
Vgl. Job, H.; Metzler, D.; Weizenegger, S.: Strategien zur Sicherung des europäischen Natur- und Kulturerbes: die EUREK-Sicht. In: Informationen zur Raumentwicklung, Bonn, 27. Jg. (2000) H. 3/4, S. 143–155
Priore, R.: Die Bevölkerung bestimmt, was Landschaft ist! Zu den Zielen der europäischen Landschafts-Konvention. In: natur + mensch, Schaffhausen, 42. Jg. (2000) H. 5, S. 18–25, hier: S. 23
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Job, H., Knies, S. Der Wert der Landschaft. Raumforsch.Raumordn. 59, 19–28 (2001). https://doi.org/10.1007/BF03182939
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF03182939