Zusammenfassung
Mit der Einführung der 2. Stufe der Pflegeversicherung zum 1.7.1 996 wurde die Vergütung von Pflegeeinrichtungen neu geregelt, womit insbesondere ein Beitrag zum Stop der seit Anfang der 70er Jahre beklagten „Preiswalze“ geleistet werden sollte. Neben der Umstellung von einer retrospektiven Kostenerstattung auf prospektiv vereinbarte Heimentgelte, der Vorgabe von Höchststeigerungsraten und der Einführung von Wirtschaftlichkeitsprüfungen wurde auch eine Standardisierung der Heimentgelte angestrebt. Die theoretische Betrachtung zeigt, daβ eine Kostenbegrenzung nur gelingen kann, wenn die Vergütung nicht mehr nach den individuellen, sondern nach den Durchschnittskosten vergleichbarer Einrichtungen festgelegt wird und Preis- bzw. Kostenabsprachen der Einrichtungsträger verhindert werden können. Die Analyse von Daten aller rheinländischen Pflegeheime zeigt, daβ die Preissteigerungen zwischen 1995 und 1998 gegenüber früheren Zeiträumen geringer, jedoch immer noch beachtlich ausfielen und über dem gesetzlichen Rahmen lagen. Gleichzeitig hat aber eine Angleichung der Entgelte stattgefunden, die die Möglichkeit für zukünftige Kostenbegrenzungen verbessert.
Abstract
The current articles examines whether the newly introduced long-term care insurance leads to more price control in nursing home care. On a theoretical level it is argued that only a shift from individual pricing to pricing on the basis of average costs can serve this purpose — given binding agreements among providers to keep cost high can be prevented. Based on data from all rhenish nursing homes the empirical analysis reveals between 1995 and 1998 a still considerable increase in and a decreasing deviation among nursing home rates. Though the former result is disappointing the latter bears potential for more successful future price control, since more equal prices are a prerequisite for pricing on an average cost basis.
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Roth, G., Rothgang, H. Die Auswirkungen Des Pflege-Versicherungsgesetzes Auf Die Entwicklung Der Heimentgelte. Z. f. Gesundheitswiss. 7, 306–334 (1999). https://doi.org/10.1007/BF02966498
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