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Kriegsneurosen

Erweitertes Referat erstattet von

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Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie

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References

  1. Ich erinnere an die Diskussionen in der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, im Hamburger ärztlichen Verein und a. a. O. Vgl. auch Strümpell: „Über Wesen und Entstehung der hysterischen Krankheitserscheinungen.“ Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 1916,55, 180 ff.

  2. Die neuerdings wiederholt, so auch jüngst von L. Mann (Breslau) aufgestellte Behauptung, dor Name „Granat kontusion“ stamme von mir, ist unrichtig. Ich habe das schon vorher in der Kriegsneurologie gebräuchliche Wort nur übernommen. Vgl. z. B. Harzbecker, Deutsche med. Wochenschr. 1914, Nr. 47. 359

References

  1. Vgl. R. Gaupp, Organisch und Funktionen. Kritische Bemerkungen zu Nissls Vortrag „Über die sogenannten funktioneilen Geisteskrankheiten“. Zentralbl. f. Nervenheilk. u. Psychiatrie 1900, S. 129 ff.

  2. Bezeichnungen von Sarbó, Wiener klin. Wochenschr. 1915, Nr. 4; 1910 Nr. 20.

  3. Natürlich ist gar nichts dagegen zu sagen, wenn man im Bedürfnis nach medizinisch-anschaulichen Bildern die psychophysischen Vorgänge bei den Krankheitszuständen der Psychopathie und Neurasthenie auf eine „angeborene oder erworbene Labilität der molekularen Struktur und der biochemischen Vorgänge des Nervensystems, namentlich des Gehirns“ zurückführt (Mohr). Man muß sich dabei nur bewußt sein, daß es sich eben um Bilder handelt, die die erkenntnistheoretischen Schwierigkeiten nicht aus der Welt schaffen. Zudem ist ja „Molekül“ selbst nur ein wissenschaftlicher Hilfsbegriff.

  4. Neurol. Centralbl. 1916, S. 610.

References

  1. R. Gaupp, Über den Betriff der Hysterie. Zeitschr. f. d. ges. Neur. u. Psych.5, 8. 457. Vgl. auch Strümpell l. e.

  2. Vgl. namentlich: Paul Horn, Über Schreckneurose in klinischer und unfallrechtlicher Beziehung. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk.53, 333 ff. 1915.

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  3. Gegen die Behauptung Molls u. a., daß es im Kriege viele „neurasthenische Dämmerzustände“ gebe, verhalte ich mich ablehnend. Der Begriff Neurasthenie wird ungebührlich or weitert. Wie weit ich mich in der Umgrenzung dieses Begriffes von vielen anderen unterscheide, wurde mir beim Lesen des Oppenheim schen Buches über die Neurosen der Kriegsverletzten deutlich. Was Oppenheim dort unter Neurasthenie schildert, z. B. seine Fälle XIV und XV, auch XI, XII und XIII, hat meines Erachtens mit Neurasthenie nichts zu tun. Man sieht also, wie die Vorbedingung jeder Möglichkeit einer Verständigung die scharfe Umgrenzung der gebrauchten medizinischen Begriffe ist, sonst kommen wir niemals zur Einigung.

  4. Liepmann (Neurol. Centralbl. 1916, Nr. 6) sagt völlig richtig, daß die Gemütserschütterung „extrapsychisch nach physiologisch-biologischen, nicht nach psychologischen Gesetzen“ auf das Zentralnervensystem wirke, also wie ein Schlag oder ein Virus eine Causa darstelle.

References

  1. R. Gaupp, Die Granatkontusion. Beiträge z. klin. Chir.96, Heft 3, S. 277.

  2. R. Wollenberg, Nervöse Erkrankungen bei Kriegsteilnehmern. Münch. med. Wochenschr. 1914, Nr. 44. Über die Wirkung der Granaterschütterung. Archiv f. Psych. u. Nervenkrankh.56, Heft 1.

  3. Hierher gehören auch die „psychasthenischen Anfälle“.

  4. Das kritische Referat ist nicht der Ort zu umfangreichen Literaturnachweisen. Der Leser findet alles Wesentliche in den Übersichtsreferaten Birnbaums l. c.

  5. Wiener klin. Wochenschr. 1915, Nr. 22.

References

  1. Renaux sah offenbar in Frankreich ähnliche Kriegsneurosen, wie wir in Deutschland. (Thèse de Paris 1915.)

  2. Riebeth sagt, der städtische und der gebildete Soldat werde leichter neurasthenisch als der Bauer. (Psych. Neuro). Wochenschr. 1915, Nr. 13 und 14.)

  3. Vgl. auch Strümpell l. c. am Schluß (S. 205): „Daß auch die psychogen bedingten Krankheiten überall auch im einzelnen dieselben Krankheitszüge darbieten, daß z. B. die hysterischen Anfälle in Paris, Leipzig und Wien, in Asien und in Amerika einander durchaus ähnlich sind und in denselben Innervationsformen ablaufen und daß sich dieselbe Erfahrung auch bei allen anderen hysterischen Symptomen (Astasie, Abasie, Heinianästhesie, Singultus und Ructusformen usw.) aufs deutlichste zeigt, ist eine Tatsache, die zum Nachdenken Anlaß gibt. Sie weist darauf hin, daß auch das psychische Geschehen, die Zustände des Bewußtseins und deren Einwirkungen auf die Körperlichkeit nach festen, in unserer Gesamt organisation liegenden und durch sie bedingten Gesetzen geregelt sind.“

References

  1. Gleicher Ansicht auch Bonhöffer und andere.

  2. Zeitschr. f. ärztl. Fortbildung 1915, Nr. 20.

  3. Kohnstamm, Therap. d. Gegenw. (Sept. 1915.)

  4. Vgl. Weber, Ărztl. Sachv.-Zeitung 1915, Nr. 16.

  5. Das dunkle Kapitel des Hitzschlages habe ich hier außer Betracht gelassen, weil ich darüber nichts Sicheres zu sagen vermag. Was man darüber liest, gehört meist ins Gebiet der hysterischen Reaktionen (Bittorf u. a.), aber es kann kein Zweifel sein, daß der wirkliche Hitzschlag mit den hysterischen Zuständen an sich unmittelbar nichts zu tun hat.

References

  1. L. Mann (Brcslau), Neurol. Zentralbl. 1915, Nr. 5 und M. Nonne, Deutsche Zeitschr. f. Nervenkrankh. 1915,53, Heft 6.

  2. Auch Brugsch verhält sich ablehnend, betont aber die größere Empfänglichkeit des erschöpften Körpers für Infektionen; dies ist zweifellos richtig.

  3. Roos, Med. Klin. 1916, Kr. 27.

  4. Eine offene Aussprache hierüber bleibt der Zeit nach dem Kriege vorbehalten. Es darf aber wohl gesagt werden, daß der Schaden des Alkoholgenusses seinen gelegentlichen Nutzen weit überwiegt. Alkohol miß brauch macht den Soldaten nicht bloß krank und schwach, sondern häufig auch feig.

  5. Kohnstamm befürwortet gemäß seinen pathogenetischen Anschauungen die Förderung der inneren Sekretion (Antithyreoidin, Hypophysin, Suprarenin). Brugsch empfiehlt das Natr. cacodyl. 0,03–0,05 subcutan alle 2–3 Tage.

References

  1. Ausführlich in: „Die Neurosen infolge von Kriegsverletzungen.“ Berlin, S. Karger, 1916.

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  1. Ăhnlich auch Strümpell bei der Erörterung der verschiedenen Tremorformen (l. c, 8. 194).

  2. Gleicher Ansicht auch Cassirer, der die enge Verbindung organischer und hysterischer Symptome betont (psychischer Shock und allgemeine mechanische Erschütterung können sicher organische Symptome — z. B. Fehlen der Sehnenreflexe — und sicher hysterische Symptome nebeneinander und durcheinander hervorrufen) und das Versagen unserer diagnostischen Technik gegenüber dem Nachweis körperlicher Symptome infolge materieller Veränderungen hervorhebt. Auch darin stimme ich Cassirer bei, daß die hypochondrischen Vorstellungen neben Angst und Wunsch eine heilungverzögernde Bedeutung besitzen; nur darf dabei nicht außer acht gelassen werden, daß sie fast immer auf konstitutionell-psychopathischem Boden wachsen, daß es sich also dann eben um psychopathische Reaktionen, nicht um rein exogene Störungen handelt.

  3. Anderer Ansicht Brugsch (l. c), der ein akutes Sinken des Nerventonus, ein akutes Bild der Erschöpfung nach starken sensiblen Reizen, z. B. nach Granatexplosion schildert. Über das Unzulässige dieser Auffassung vgl. die guten Ausführungen bei Hildebrandt (Neurol. Centralbl. 1915, Nr. 19).

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  1. Gleicher Meinung Sänger (Hamburger ärztl. Verein 26. I. 1915) und die meisten Psychiater.

  2. Genaueres siehe Laudenheimer, Archiv f. Psych.56, Heft 1.

  3. Gleiche Erfahrungen machte Jellinek, Wiener klin. Wochenschr. 1916, S. 189, und Cimbal sagt geradezu, Granaterschütterungen seien „gewöhnlich unbewiesen“.

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  1. Vgl. Seelert, Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. 38, Heft 6, 1915. Die Erfahrungen und Anschauungen Seelerts stimmen in allem Wesentlichen mit den meinigen überein.

  2. Sehr richtig sagt Strümpell in einer trefflichen Abhandlung (Med. Klin. 1916, Nr. 18): „Jeder einzelne Fall psychogener Erkrankung bedarf eigentlich einer besonderen Psychoanalyse.“

  3. Um gerecht zu sein, muß aber gesagt werden, daß es auch unter den Internisten viele gibt, die eine natürliche psychiatrische Begabung und reges Interesse für psychiatrische Probleme besitzen und sich von allen Einseitigkeiten der rein somatischen Medizin fernhalten. So habe ich z. B. noch am Tage der Erstattung dieses Referates die neue Abhandlung von Strümpell über das Wesen der Hysterie mit lebhafter Freude gelesen. Auch zeigt die neuere Entwicklung der inneren Medizin überhaupt eine wachsende Neigung, dem psychischen Anteil in Pathogenese und Symptombildung der Krankheiten genauer nachzugehen und die große Bedeutung der angeborenen psychopathischen Konstitution mehr zu betonen. Ein Beispiel dessen ist Krehls Abhandlung über die Einwirkung des Krieges auf unseren Organismus und seine Erkrankungen. (Berlin 1915.) Vgl. auch Otfried Müller, Die Bedeutung seelischer Kultur und Gesundheit im Kriege. Deutsche Revue, März 1915.

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  1. Ganz ähnliche Erfahrungen machte Rohde: „Neurologische Betrachtungen eines Truppenarztes im Felde.“ Zeitschr. f. d. ges. Neur. u. Psych.29, Heft 5.

  2. Vgl. auch Singer, Berliner klin. Wochenschr. 1915, Nr. 8 und Zeitschr. f. ärztl. Fortbildung 1916.

  3. Dies betont namentlich Schuster, Neurol. Centralbl. 1916, Nr. 12; siehe ferner Seelert, Monatsschr. f. Psych. u. Neurol.38, Heft 6. 1915.

  4. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol.38, 72.

  5. Neurol. Centralbl. 1916, Nr. 12.

References

  1. Bonhöffer, „Die psychogene Auslösbarkeit eines psycho-pathologischen Zustandes ist ein Kriterium der degenerativen Anlage.“ Allgem. Zeitschr. f. Psych. 68.

  2. Vgl. hierzu namentlich Wollenbergs einleuchtende Darstellung in seinem Aufsatz: Nervöse Erkrankungen bei Kriegsteilnehmern. Münch. med. Wochenschr. 1914, Nr. 44, S. 2181.

  3. In Strümpells Abhandlung (Über Wesen und Entstehung der hysterischen Krankheitserscheinungen, Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 55, 195 ff.) wird der Begriff Hystero-Epilepsie als praktisch nicht ganz entbehrlich bezeichnet, und Krampfzustände mit weiten reaktionslosen Pupillen werden unbedingt zur Epilepsie gerechnet, auch „wenn sie sonst äußerlich den hysterischen Anfällen entsprechen oder mit sonstigen sicheren hysterischen Symptomen verbunden sind“ — Strümpell denkt geradezu an „hysterische Ăquivalente der Epilepsie“. Diesen Standpunkt teile ich nicht. Hystero-Epilepsie lehne ich ab; aber Epileptiker können ebenso wie Paralytiker oder Hebephrene hysterische Symptome aufweisen.

  4. Über die Crampusneurose habe ich noch kein Urteil; ich habe wenig Derartiges gesehen. Es wird anscheinend Verschiedenes dahin gerechnet: Wadenkrämpfe peripherer (neuritischer) Herkunft, algogene Zuckungen nach Verletzungen und Narbenbildungen, aber auch psychogen bedingte Krämpfe, die der pseudospastischen Parese, der „Myotonoclonia“ nahestehen und wohl als hysterisch aufzufassen sind. Strümpell sagt, daß in den typischen Fällen psychische Momente keine wesentliche Rolle spielen. Er trennt die Crampusneurose vom „pseudospastischen Tremor“ ab.

References

  1. Seige, Monatsschr. f. Psych, u. Neural.39, 377. Juni 1916.

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  2. Etwas Ăhnliches sah Wagner v. Jauregg, dabei bestand gleichzeitig saltatorischer Reflexkrampf.

  3. Cimbal spricht von einer „Gefechtspsychose des Stellungskampfes“ mit eigenartigen Sinnestäuschungen (Ărztl. Verein Hamburg 23. II. 1915). Ich habe Ăhnliches vereinzelt auch geschildert bekommen.

  4. H. Oppenheim, Die Neurosen infolge von Kriegsverletzungen. Berlin 1916 und zahlreiche Abhandlungen des gleichen Verfassers im Neurol. Centralbl. 1915 und 1916, der Berliner klin. Wochenschr. 1914 und 1915; Therap. d. Gegenw. 1915.

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  1. Neurol. Centralbl. 1915, S. 453–57, 408; Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 53; Med. Klin. 1915, Nr. 31 und 34, 51 und 52. Gleicher Ansicht sind die meisten Psychiater und sehr viele Neurologen.

  2. Oppenheim hat jedoch nicht eine Commotio den peripheren Nerven im Auge ; dies geht z. B. aus seiner Demonstration eines Falles hervor, bei dem nach Humerusfraktur erst später sich allmählich eine zunehmende Bewegungslosigkeit des ganzen linken Armes, namentlich der Oberarmmuskulatur einstellte (Neurol. Centralbl. 1915, S. 51). Nonnes Auffassung, daß eine anfängliche leichte, nicht zu degenerativer Atrophie führende Lähmung infolge Erschütterung des peripheren Nerven sich dann hysterisch fixiere, ist beachtenswert, wenn auch bisher nicht bewiesen und wohl auch kaum beweisbar. Sie kann auch nur für solche Fälle in Betracht kommen, in denen die Lähmung im Augenblick der Gewalteinwirkung entsteht. Denn daran muß unbedingt festgehalten werden, daß alle Wirkungen der Commotio sofort einsetzen und regressiv verlaufen.

  3. Fall XXXIV des Oppenheimschen Buches (Akinesia amnestica) ist zur Zeit in meiner Klinik. Es handelt sich um einen Schwindler, der seit 1 1/2 Jahren viele Lazarette an der Nase herumführte, seit er von Oppenheim „felddienstfähig“ entlassen wurde. Ob neben bewußter Lüge und raffinierter Täuschung auch etwas Hysterisches mit im Spiel ist, vermag ich — wie so oft “ nicht sicher zu entscheiden.

  4. Besprechung des Oppenheimschen Buches in Zeitschr. f. d. ges. Neur. u. Psych.12, 434; ferner Diskussion zum Vortrag von Cassirer ref. ebenda12, 426; ferner Neurol. Centralbl. 1915, Januar.

  5. Neurol. Centralbl. 1916, S. 610.

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  1. L. Mann (Breslau) stimmt Oppenheim in den meisten Punkten seiner Lehre zu (Berliner klin. Wochenschr. 1916, Nr. 37), während im übrigen die meisten Fachgenossen auf anderem Standpunkt stehen.

  2. Oppenheim gibt im übrigen zu, daß auch bei der Hysterie Vorgänge, die „derAkinesia amnestica nahestehen“, eine Rolle spielen können. Darf man fragen, wie nahe sie ihr stehen ? Wenn der Zwischenraum zwischen ihnen sich bis zur Unsichtbarkeit verkleinert haben wird, dann werden wir einig sein. Hoffentlich dauert es nicht mehr lange, damit wir bei der Lösung der praktischen Aufgaben recht einheitlich arbeiten können. Prüft Oppenheim unsere Anschauungen über psychogene und hysterische Krankhcitsvorgänge mit sachlicher Ruhe, rennt er nicht offene Türen ein, indem er uns Anschauungen unterschiebt, die wir nicht haben, so wird er finden, daß die Kluft der Meinungen nicht unüberbrückbar ist. Warum sollten wir z. B. nicht mit ihm von „,Innervationsentgleisung“ sprechen, wenn wir der Tatsache einen Namen geben wollen, daß ein Kranker beim Versuch einer Bewegung falsche Bewegungsimpulse gibt. Er kann ja selbst glauben, er wolle es richtig machen; er macht es aber falsch, weil seelische Vorgänge ihm den Weg zur richtigen Bewegung versperren. Gibt man nur zu, daß seelische Vorgänge im Körper wirken, auch wenn sie nicht im Blickfeld des Bewußtseins liegen, so verschwinden die meisten der vermeintlichen Schwierigkeiten. Nur muß man die Aufklärung nicht allein beim körperlichen Symptom suchen. Vgl. übrigens auch L. Manns interessante Beobachtung : ein Mann mit vollständiger Akinesia amnestica benützte im Ătherrausch diesen Arm mit großer Kraft, um sich die Maske abzureißen.

  3. Gleicher Ansicht ist Singer l. c.

  4. Wenn wir in Oppenheims Buch (Die Neurosen infolge von Kriegsverletzungen) S. 266 lesen, daß bei der Akinesia amnestica eine Brüskierung des Kranken die Lähmung heilen könne, weil es sich nicht um unveränderliche Giewebsveränderungen, sondern um zur Norm zurückführbare Leitungshindernisse und Sperrungen handle, so könnte man daraus schließen, daß der Unterschied der Meinungen tatsächlich doch nicht so beträchtlich und vor allem praktisch wenig belangreich sei. Aber die Grundanschauungen sind doch ganz verschiedene und das muß auch immer wieder bei der praktischen Beurteilung und Behandlung der ganzen Neurosenfrage störend zutage treten. Dies geht am besten aus Oppenheims Erschütterungstheorie hervor, die ihn in der falschen Verteilung der motorischen Impulse die Folge einer mechanisch bedingten Betriebsstörung erblicken läßt. Es ist ganz selbstverständlich, daß ein Arzt mit solcher Anschauung bei seinen Suggestivmaßnahmen nicht viel Erfolg haben wird. Denn zu diesem Erfolg gehört ja doch vor allem der eigene feste Glaube an die Macht der Psyche über die Bewegungen des Körpers des Kranken. Nur der überzeugte Therapeut wirkt suggestiv und es beweist deshalb nichts, wenn Oppenheim mit der Hypnose weniger erreicht als Nonne.

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  1. Dies gibt auch L. Mann (Breslau) l. c. zu, der im übrigen ein Anhänger der Oppenheimachen Lehre ist.

  2. l. c.

  3. Singer (Zeitschr. f. ärztl. Fortbildung13, 1. 8. 1916) sagt: „Kein Schwerverletzter hatte eine traumatische Neurose. Schwere Verletzungen schützen geradezu vor überwertigen nervösen Beschwerden.“ Gleicher Meinung auch Nonne (Hamburger ärztl. Verein 23. II. 1915).

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  1. In seinem Buche über die Kriegsneurosen sagt Oppenheim: „Es ist der mächtige sensible Reiz, der bei der Verletzung als Erschütterungswelle in das zentrale Nervensystem dringt und hier die feineren (molekularen ?) Veränderungen hervorruft, die ihren Ausdruck in den geschilderten Allgemeinerscheinungen finden. “Hierzu eine kleine Erfahrung aus den letzten Wochen : Ein Soldat erkrankt nach Oberschenkelschuß an sehr schmerzhafter Ischias bei Lähmung der vom Ichiadicus versorgten Unterschenkel- und Fußmuskulatur. Operation (Neurolyse mit Fetteinhüllung) hilft nichts. Allmählich im Laufe von Monaten immer schrecklichere Schmerzausbrüche, Patient liegt schließlich fast unbeweglich im Bett, schreit, wenn man sein Bein berührt, ihn anders legen will. Diagnose im Lazarett: schwere Neurose bei Ischias. Verlegung in meine Klinik. Bild der Neuritis ischiadica gravis. Operation. Resektion des durch Bindegewebe sehr gedrückten und teilweise zerfetzten Nerven. Schmerzfrei. Psychisch ganz normal, nichts von Neurose. Das Übermaß der Schmerzen hatte den geplagten Kranken ganz zu Unrecht als neurotisch erscheinen lassen. Er war sofort heiter und frisch.

  2. Über das Wesen solcher „Gewohnheitslähmungen“ sind die Auffassungen sehr geteilt und keineswegs immer klar. Die Annahme, daß in ihnen keine psychogene Komponente stecke, trifft nicht zu. Es gibt eine Vernachlässigung der Selbstkontrolle der Körpermotilität, die dem Fortbestehen der Gewohnheitsparesen nach Wegfall ihrer ursprünglichen organischen Grundlage Vorschub leistet. Auch spielt natürlich der Wille zur Genesung eine große Rolle. Es geht also nicht an, wie dies jüngst in einer Berliner Versammlung geschah, einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Gewohnheitslähmung und psychogener Lähmung (z. B. Aphonie) zu behaupten.

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  1. Mohr sagt, daß die Neurosen des Vasomotorenapparates und der visceralen Funktionen der hypnotischen Behandlung besonders zugänglich seien. Ist dies richtig, so beweist es die psychogene Herkunft vasomotorischer und sekretorischer Störungen.

  2. Aschenheim spricht von einer Neurose des autonom-sympathischen Nervengeflechtes bei Menschen mit nicht vollwertiger Körperbeschaffenheit. Der akute Basedow nach Schreck, den Remlinger, Horn u. a. erwähnen, die Ănderungen des Blutdruckes, Auftreten von Glykosurie und Diabetes mellitus und insipidus, Haarausfall, Menstruationsstörungen werden auf Erschütterung des sympathischen Systems zurückgeführt. Vgl. Horn, l. c., der die Schreckneurose die Unfallneurose katexochen des vegetativen Nervensystems nennt, von einer Disharmonisierung des gesamten vegetativen Nervensystems als unmittelbarer Folge starker Schreckeinwirkung spricht. Man kann eine solche Auffassung gelten lassen, wenn man sich bewußt bleibt, daß es sich dabei nur um die hypothetischen Wege handelt, auf denen die seelische Erregung in die Funktionen des Körpers eingreift, und nicht auf eine primäre Molekular mechanik des Plexus sympathicus verfällt. Horn denkt — und wohl mit Recht — an die Wege Cortex cerebri—Medulla oblongata—Vagus und Sympathicus. Vgl. auch Dziembowskis Anschauungen über die Vagotonie im Kriege (Therap. d. Gegenw. 1915, Nr. 11).

References

  1. Schmidt (Zeitschr. f. d. ges. Neur. u. Psych.29, 514) glaubt sagen zu können, daß nach Granatexplosionen mehr körperliche hysterische Symptome auftreten, nach Minenexplosion mehr seelische Störungen. Ich fand diese Annahme bei meinem Material nicht bestätigt.

  2. Ein Beispiel aus den letzten Tagen: 19 jähriger Unteroffizier, vor Verdun an einem Tag durch Granaten 3 mal verschüttet; letztmals abends 10 Uhr. Hört das Herannahen der Granate, sieht sie einschlagen, zittert am ganzen Leib, nimmt wahr, wie 8 Kameraden seiner nächsten Umgebung völlig zerrissen und grauenhaft verstümmelt sind; nach etwa 5 Minuten wird er bewußtlos, wird bewußtlos zum Truppenverbandsplatz getragen, kommt dort nach einigen Stunden zu sich, zittert sofort sehr stark, namentlich rechts, hat pseudospastische Paraparese der Beine mit rechtsseitiger Hemianästhesie. Genaue Erinnerung an die Vorgänge bei der Granatexplosion und kurz nachher.

References

  1. Vgl. Weygandts Mitteilungen über das Zurücktreten der Affekte im Kugelregen der Schlacht, Angaben, die mir von manchen Kriegsteilnehmern bestätigt wurden. Siehe auch Stranskys Selbstbeobachtung (Wiener med. Wochenschrift 1915, Nr. 27).

  2. Gleicher Ansicht ist auch Hauptmann: Kriegsneurosen und traumatische Neurose. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol.39, Heft 1. 1916. Siehe ferner Jendrassik, Neurol. Centralbl. 1916, Nr. 12.

  3. Referiert Neurol. Centralbl. 1916, S. 626.

  4. L. Mann (Mannheim) sieht in der Ohnmacht eher einen schädlichen Umstand. Die Bewußtlosigkeit verhindere die Entladung des hochgradigsten Affektes, der dadurch (im Sinne der Freudschen Lehren) eingeklemmt werde; es bleibe dann das heilsame Abreagieren aus. Mann spricht von einem Versagen der Sperrvorrichtungen, einem Durchbrennen der Sicherung. So einleuchtend manches zu sein scheint, so muß dieser Auffassung doch entgegengehalten werden, daß die klinischen Bilder der Schreckneurose in ganz gleicher Weise auch dann vorkommen, wenn keine Bewußtlosigkeit voranging. Stern macht überhaupt die Unmöglichkeit des Abreagierens beim Militär für vieles Hysterische verantwortlich.

  5. Wenn L. Mann (Breslau) nach Besprechung der Erkrankung des inneren Ohres bei Granatexplosion sagt: „Jedenfalls mahnen solche Beobachtungen dazu, die Granatexplosionswirkungen nicht ausschließlich vom Standpunkt der, Wunschvorstellungen‘ zu betrachten“, so hat er natürlich recht. Es ist nur nicht klar, an wen sich seine Mahnung richtet. Denn diese Einseitigkeit ist weder mir noch Bonhöffer in den Sinn gekommen. Vgl. meine Schrift über die Granatkontusion.

References

  1. Vgl. die zutreffende Kritik von Hildebrandt, Neurol. Centralbl. 1915, Nr. 19.

  2. Ganz gleicher Meinung sind auch Bonhöffer, Redlich, Lewandowsky und viele andere. Wollenberg stellt das „emotioneile Moment“ durchaus über das „kommotionelle“, betont aber dabei die große Häufigkeit des „kommotionellen Beiwerkes“ namentlich von Seiten des Gehörorgans.

  3. Med. Klin. 1915, S. 469.

  4. Es ist also nach diesen Erfahrungen doch nicht so, daß, wie Meyer und Reichmann (Archiv f. Psych.56, Heft 3) meinen, die Nachwirkung schwerer Geschosse eine so gewaltige und neuartige Beeinflussung des psychophysischen Organismus darstellen, daß sie ceteris paribus bei jedem Betroffenen zur pathogenen werden könne. Jedenfalls gilt diese Annahme nur für einen Augenblickszustand, nicht für eine länger dauernde Neurose.

  5. Einer meiner Assistenten sah nach 11 tägigem Trommelfeuer einige Leute in tiefen apathischen Stupor verfallen; in Ruhestellung zurückgenommen, wurden sie rasch wieder gesund und gaben an, sie hätten „eben nimmer gekonnt“. Derartiges kommt sicherlich häufig vor.

References

  1. Der in der Literatur sich einbürgernde Ausdruck „pathologische Affektfixierung“ (Bonhöffer u. a.) ist sprachlich nicht ganz richtig. Nicht der Affekt wird fixiert, sondern die akute Wirkung des Affektes auf die Körperlichkeit.

  2. Es wird sich empfehlen, daß wir bei unseren Erörterungen der vorliegenden Frage auch terminologisch streng zwischen Schreckwirkungen und Schreckneurose unterscheiden. Die Wirkung ist etwas Vorübergehendes, unterliegt dem Gesetz der Zeit, die Neurose ist eine Krankheit, die sogar allmählich im Laufe der Tage, Wochen und Monate zunehmen kann. Gleiche Auffassung hat Horn (l. c), der von „mehr nur episodischen, kurz vorübergehenden, quasi physiologischen Schreckreaktionen bei Gesunden“ spricht und sagt, daß sich 80% aller Schreckneurosen aus „schon vorher tatsächlich kranken, nervösen, blutarmen und heruntergekommenen Individuen“ rekrutieren, daß Fehlen jeder (angeborenen oder erworbenen) Disposition bei Schreckneurosen „eine zum mindesten ungewöhnliche Erscheinung“ sei.

  3. Lewandowsky, Die. Hysterie. Berlin 1914, Springer.

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References

  1. Diese Auffassung unterstellte Oppenheim seinen Gegnern (14. XII. 1914).

  2. Hildebrandt (l. c.) berichtet von einem Soldaten, der aus einer brennenden Scheune, in der viele seiner Kameraden umkamen, gerettet wurde und dann das Bild schwerer Neurose bot. Übrigens gibt z. B. auch Oppenheim zu, daß die Myotonoclonia trepidans auch ohne Trauma vorkomme; er denkt aber dann vor allem an reflektorische Entstehung nach neuritischen und myositischen Erkrankungen. Sarbo machte vor allem Erfrierungen und Durchnässungen verantwortlich. Es ist aber sicher, daß es aller dieser örtlichen Schädigungen nicht bedarf, um — auch ohne akutes physisches oder psychisches Trauma — die pseudospastische Parese mit Tremor entstehen zu lassen; Furcht und Angst bringen das gleiche zustande.

  3. Eine Mitteilung aus dem Feld als Beispiel: Ein Soldat fand beim Ausgraben verschütteter Kameraden plötzlich seinen Hauptmann mit abgerissenem Kopf. Tags darauf verfiel er in einen Dämmerzustand, in dem er mit allen Ausdrucksbewegungen des Entsetzens schrie: „Mein Hauptmann, da liegt mein Hauptmann.“

References

  1. Das Theoretische hierüber gut bei Liepmann, l. c. Seine Unterscheidung von primärer unmittelbarer Kausalwirkung des psychischen Traumas und sekundärer, mittelbarer psychischer Verarbeitung mit den final gerichteten psychologischen Mechanismen des Selbstschutzes trifft den Kern des ganzen Problems. Nur möchte ich nicht zugeben, daß das Trauma einen „neurasthenischen Zustand“ beim bisher Gesunden erzeugt. Daß der „unterbewußte Wunsch, sich den übermächtigen Anforderungen zu entziehen“ (Liepmann) schon vor der Granatexplosion vorhanden sein kann, haben Bonhöffer und Lewandowsky schon am 14. XII. 1914 betont. Gleicher Ansicht auch Simons, Peritz. Sehr treffend Liepmann: „Es kann doch ein von den Strapazen und Gefahren schon vor dem Eintritt des psychischen Traumas geschwächter Mensch geheime Wünsche, die er sich selbst nicht eingesteht, auf Erlösung aus der Situation hegen, und diese können den Erfolg haben, daß die erste Scbreckwirkung fixiert wird.“

  2. Gleicher Ansicht auch Strümpell l. c, wo ausgeführt wird, daß der Schreck nur bei schon bestehender latenter Krankheitsbereitschaft dauernde nervöse Störungen mache. Das ist die in psychiatrischen Kreisen fast allgemeine Auffassung der Sachlage. Vgl. z. B. auch die Arbeiten von Redlich, Kar plus (Wiener klin. Wochenschr. 1915). Hildebrandt (l. c.) spricht von der allmählichen Umwandlung einer psychogenen Neurose in eine ideagene. Auch Oppenheim erkennt an, daß die Dauer der Schreckwirkung von der Intensität des psychischen Traumas und von der individuellen Beschaffenheit des Nervensystems abhänge; er sagt ferner, der Schreck könne das Nervensystem aus den Fugen bringen, meint aber, dieser Zustand des Aus - den - Fugen - Gebrachtseins könne ein dauernder sein, ohne daß es zu organischen Veränderungen komme. Man sieht hier das Mißliche einer bildlichen Ausdrucksweise.

  3. Archiv f. Psych.56, Heft 1.

  4. Berliner klin. Wochenschr. 1916, Nr. 25; Monatsschr. f. Psych.40, 199.

    Google Scholar 

  5. Münch. med. Wochenschr. 1916, Nr. 33, S. 1188.

References

  1. Monatsschr. f. Psych, u. Neurol.40, 199.

  2. Nicht ohne Staunen las ich (Neurol. Centralbl. 1916, Nr. 13, S. 530 ff.), daß Oppenheim die Bonhöfferschen Mitteilungen über das Fehlen der traumatischen Neurosen bei den — oft verschütteten, lange im Artilleriefeuer zermürbten — Kriegsgefangenen als richtig anerkennt, daß ihn aber diese Tatsachen nicht an der Richtigkeit der von ihm begründeten Lehre zweifeln lassen; diese wird für ihn dadurch nicht „erschüttert“. Ich meine, wenn sich die oben genannten Erfahrungen bei Untersuchung eines großen Materials als völlig richtig bestätigen, so würde schon ein großes Maß von Ungläubigkeit dazu gehören, wollte man noch länger an der psychogenen Grundlage dieser traumatischen Neurosen zweifeln.

  3. Vgl. Seelerts Erfahrungen im Feld, l. c.

  4. Auf ganz anderem Boden steht Sarbó (Wiener klin. Wochenschr. 1916, S. 608), der glaubt, daß bei der Granatexplosion das Gehirn „hin und her geschüttelt“ werde, daß der psychische Shock keine Rolle spiele, daß nie ein Rezidiv auftrete, daß alle wieder zur Front zurückwollen. Sarbó kann dabei nur ganz bestimmte seltene Fälle vor Augen haben, sonst bleibt seine Darstellung unbegreiflich.

  5. Vgl. auch Wagner v. Jaureggs geistreiche Unterscheidung von „Nicht-wollenkönnen“ und „Nichtkönnenwollen“. — Homburger (Münch. med. Wo- chenschr. 1916, Nr. 29): „Man tut dann so, als ob nicht auch ohne bewußten oder unbewußten Wunsch die Kraft des Wollens, die psychisch-nervöse Energie versagen könnte.“

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  1. Horn sagt mit Bezug auf die klinischen Bilder der Schreckneurose: „Jedes Individuum wird eben mit der durch die spezifische Disposition gegebenen vulnerabelsten Seite seines Organismus am leichtesten und intensivsten reagieren.“ (l. c.)

  2. J. Bauer in der Sitzung des Wiener Vereins für Psychiatrie und Neurologie vom 15. XII. 1914. Durchgemachte Darmkatarrhe können die Vorbilder hysterischer Durchfälle werden.

  3. Vgl. namentlich Zange, Münch. med. Wochenschr. 1915, Nr. 28 und 32; und Seige, Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. 39, Juni 1916; Urbantschitsch, Wiener med. Wochenschr. 1916, S. 262. Bruns machte schon im Januar 1915 (Neurol. Centralbl. 1915) auf die Häufigkeit der Verbindung organischer Symptome (namentlich von Seiten des inneren Ohres) mit funktioneilen Störungen bei der Granatexplosion aufmerksam. Thost betont die Bedeutung des Luftdruckes, wenn die Granatexplosion im geschlossenen Raum auftritt. Sarbós neueste Abhandlung über die Taubstummheit nach Granatfernwirkung als medulläre Krankheit (Med. Klin. 1916, Nr. 38) wird wohl kaum Zustimmung finden. Bei keinem Symptom dürfte die psychogene Grundlage so zweifelsfrei sein, wie bei der mit Taubheit verbundenen Stummheit nach Schreck. Ich sah sie oft unter meinen Augen nach seelischer Erregung rezidivieren. Vgl. auch Gaupp, Die Granatkontusion, l. c.

References

  1. Vorträge in Baden-Baden 1916.

  2. Von Homburger (l. c.) mit Recht betont. Er erläutert anschaulich, daß sich der Hysterische den von ihm geforderten Bewegungszwecken entziehe, indem die motorischen Automatismen ihn jeder geordneten Betätigung entziehen.

  3. Oppenheim sah „nie“ Krankheitsnachahmung. Ich habe sie in meiner Klinik unter meinen Augen entstehen sehen, indem ein Hysteriker die äußerst absonderliche hüpfende Gangstörung seines Bettnachbars übernahm und lange festhielt. Auch Wagner v. Jauregg sah Nachahmung hysterischer Symptome (Wiener Verein f. Psych. u. Neurol. 15. XII. 1914).

References

  1. Die Objektivierung nervöser Beschwerden im Kriege. Würzburger Abhandlungen12, 1. 1916.

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  2. Anders Fr. Schultze, der nach Commotio cerebri „alle möglichen Übergänge zwischen schwereren und leichteren, gerade noch mit unseren heutigen anatomischen Untersuchungsmethoden nachweisbaren bis zu nicht mehr nachweisbaren rein physikalischen und chemischen Veränderungen in den betroffenen Nervenapparaten“ kennt.

  3. Gleicher Meinung auch Schröder (Geistesstörungen nach Kopfverletzungen 1915), der zwar den Begriff „Kommotionsneurose“ beibehält, das klinische Krankheitsbild ausgezeichnet beschreibt, dabei aber deutlich ausspricht, daß diese Kommotionsneurose von den rein funktioneilen Zustandsbildern psychogener und neurasthenischer. Art zu unterscheiden sei. Diese Unterscheidung sei freilich praktisch oft sehr schwer, nicht selten unmöglich. Bei den Unterscheidungsmerkmalen erwähnt Schröder mit Recht das Verhaltender Erinnerung. Qualvolle Erinnerung an die Verletzung sowie an die dazu führenden Vorgänge sprechen gegen echte Commotio. „Es kann das im Einzelfall ein weiterer Beweis dafür sein, daß das Kopftrauma eine längere Bewußtlosigkeit und retrograde Amnesie nicht im Gefolge gehabt hat, also auch nicht schwer gewesen sein wird.“ „Oft setzen die groben hysterischen Komplexe erst ein, nachdem die Verletzten sich von dem, ersten Schreck‘ und der Aufregung oder auch von der initialen vorübergehenden Bewußtseinstrübung erholt haben.“ Vgl. hierzu meine obigen Ausführungen über die Granatkontusion.

  4. Berliner klin. Wochenschr. 1916, Nr. 17.

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  1. Die von Bonhöffer und Schröder betonte Bedeutung des amnestischen Symptomenkomplexes erkenne ich da, wo er ausgeprägt vorliegt, wohl an, doch fehlt er oft; auch kann er bei Hysterie ebenfalls vorkommen.

  2. Anderer Meinung ist Marburg, Wiener klin. Wochenschr. 1916, Nr. 10; ferner Voss (Zentralbl. f. Herz- u. Gefäßkrankh. 1915, Nov.) und viele andere. Am weitesten ging auf diesem Wege wohl Sarbó, der die mechanische Wirkung in den Vordergrund stellt und den seelischen Shock für nebensächlich hält.

  3. Singer l. c, „je weniger Nervöse heimkommen, um so weniger traumatische Neurosen gibt es“.

  4. Ărztl. Sachv.-Zeitung 1915, Nr. 21.

  5. Neurol. Centralbl. 1915, Nr. 19.

  6. Bonhöffer, Monatsschr. f. Psych. u. Neurol.38, 61.

  7. Monatsschr. f. Peych. u. Neurol.38, Heft 1/2. 1915.

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  1. Münch. med. Wochenschr. 1916, S. 802.

  2. Münch. med. Wochenschr. 1916, S. 1277.

  3. Wiener klin. Wochenschr. 1916, S. 189 (Apomorphin).

  4. Münch. mod. Wochenschr. 1916, Nr. 22.

  5. Auch Oppenheim anerkennt die große Bedeutung des Genesungswillens beim Kranken (l. c., S. 232).

  6. So z. B. Seelert, Singer, Seige, Redlich, Happich, Engelen und Rangette, Forster, Mohr u. a.

  7. Das Wort „Heimat“ ist nach Singer eine „Begehrungsvorstellung“.

  8. R. Gaupp, Hysterie und Kriegsdienst. Münch. med. Wochenschr. 1915, S. 361 und Die Granatkontusion. Beiträge z. klin. Chir.96, Heft 3.

  9. Vgl. namentlich Monatsschr. f. Psych. u. Neurol.49, 347.

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  1. Münch. med. Wochenschr. 1906, Nr. 46.

  2. In Österreich scheinen die neurologischen Kreise die zeitlich begrenzte, automatisch endende Gewöhnungsrente der einmaligen Kapitalabfindung vorzuziehen. Vgl. die Sitzung des Vereins f. Psych. u. Neurol. in Wien vom 8. II. 1916. Vgl. auch Horn l. c.

  3. Corresp.-Bl. für Schweizer Ărzte40, 33.

  4. Wiener klin. Wochenschr. 1916, Nr. 10, S. 281.

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Gaupp, R. Kriegsneurosen. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 34, 357–390 (1916). https://doi.org/10.1007/BF02897085

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