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Das Raumproblem in der Psychopathologie

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Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie

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Refrrence

  1. Über das Zeitproblem in der Psychopathologie referierteEugen Minkowski, Paris.

Reference

  1. Bergsons Lehre von dem dem „moi superficiel“ zugehörigen temps-espace, der „verräumlichten“ Zeit, enthält zwei völlig willkürliche Ansätze: Erstens insofern als er hier eine einzelne Raumform, nämlich den homogenen „metrischen“ Raum, mit Raum überhaupt identifiziert, zweitens insofern als er ohne ersichtlichen Grund aus der Struktur der Zeitlichkeit in die Struktur der Räumlichkeit gerät und beide miteinander verquickt, statt, wie es späterHeidegger getan hat, auch die dem moi superficiel zugehörige Zeitform rein aus der Struktur der Zeitlichkeit zu bestimmen, nämlich als den Zeitwirbel, in dem das oberflächliche oder „uneigentliche“ Selbst, positiv ausgedrückt: „Man-selbst“, lebt.-Auch insofern müssen wirBergsons Lehre wieder vergessen, als sie „den Raum“ als das spezifisch Quantifizierbare, die Zeit aber, im Sinne der durée vraie oder Zeitwirklichkeit, als das Nichtquantifizierbare, rein Qualitative, auffaßt. Demgegenüber müssen wir einsehen, daß, wieBergsons LandsmannRéné Poirier (Essai sur quelques charactères des notions d’espace et de temps, Paris 1931) klar formuliert hat, der Raum der Quantifizierung zwar nicht weniger, aber auch nicht mehr fähig ist als die Zeit.

References

  1. Vgl.Cassirer: Mythischer, ästhetischer, theoretischer Raum. Bericht über den 4. Kongreß für Ästhetik in Hamburg 1930, Stuttgart 1931, S. 28f: „Und hier zeigt sich zunächst das eine und das für unsere Betrachtung Entscheidende: daß es nicht eine allgemeine, schlechthin feststehende Kaumanschauung gibt, sondern daß der Raum seinen bestimmten Gehalt und seine eigentümliche Fügung erst von derSinnordnung erhält, innerhalb deren er sich jeweilig gestaltet. Je nachdem er als mythische, als ästhetische oder als theoretische Ordnung gedacht wird, wandelt sich auch die ‚Form‘ des Raumes — und diese Wandlung betrifft nicht nur einzelne und untergeordnete Züge, sondern sie bezieht sich auf ihn als Gesamtheit, auf seine prinzipielle Struktur. Der Raum besitzt nicht eine schlechthin gegebene, ein für allemal feststehende Struktur; sondern er gewinnt diese Struktur erst kraft des allgemeinen Sinnzusammenhangs, innerhalb dessen sein Aufbau sich vollzieht. Die Sinnfunktion ist das primäre und bestimmende, die Raumstruktur das sekundäre und abhängige Moment. Was alle diese Räume von verschiedenem Sinncharakter und von verschiedener Sinnprovenienz, was den mythischen, den ästhetischen, den theoretischen Raum miteinander verknüpft, ist lediglich eine rein formelle Bestimmung, die sich am schärfsten und prägnantesten inLeibniz‘ Definition des Raumes als der ‚Möglichkeit des Beisammen‘ und als der Ordnung im möglichen Beisammen (ordre des coëxistences possibles) ausdrückt. Aber diese rein formale Möglichkeit erfährt nun sehr verschiedene Arten ihrer Verwirklichung, ihrer Aktualisierung und Konkretisierung.“

  2. Warum die Raumanschauung in unserm Weltbegriff ein so starkes Übergewicht erlangt hat, daß wir Welt so leicht mit Weltraum gleichsetzen, ist eine Frage für sich, deren Beantwortung ebenfalls nicht hierher gehört. Vgl. zum Thema der „raumhaften Beschränkung, in deren Zeichen die Menschheit ihre Weltansicht entwickelt hat“,Hermann Friedmann: Die Welt der Formen, Berlin 1925, insbesondere S. 161f.

References

  1. Becker, Oskar: Beiträge zur phänomenologischen Begründung der Geometrie und ihrer physikalischen Anwendungen. Jb. philos, u. phänom. Forsch.6 (1923).

  2. So konnte noch im Jahre 1930 von psychologischer Seite [Monat-Grundland: Z. Psychol.115/116 (1930)] eine Arbeit erscheinen mit dem Titel: „Gibt es einen Tastraum?“ Für die Psychopathologie ist, wie ich hier gleich bemerken möchte, das Problem des Tastraums von größtem Interesse, ich brauche nur an das Raumerleben der Seelenblinden und die Deutung ihrer Hilfen bei der Orientierung im Baum zu erinnern. Vgl. hierzu auch den 3. Abschnitt in dem weiter unten erwähnten Münchner Referat vonGelb und die noch zu erwähnende Arbeit vonHochheimer S.6041. — Nicht unerwähnt darf in der Diskussion über den Tastraum die Kritik bleiben, dieHermann Friedmann an die „Formerlebnisse“Blindgeborener herangetragen hat. Er sucht plausibel zu machen, daß es sich hier um einen künstlichen Ersatz des in Wahrheit fehlenden sinnlichen Formerlebens durch nichtsinnliche, geistige Funktionen handelt (vgl. Die Welt der Formen, S. 100–114).

References

  1. Über die Orientierung bei Wirbellosen vgl. das heute noch lesenswerte Buch vonFr. Hartmann: Die Orientierung, Kap. 1. Leipzig 1902.

  2. Straus, Erwin: Die Formen des Räumlichen, ihre Bedeutung für die Motorik und die Wahrnehmung. Nervenarzt3, H. 11 (1930).

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Reference

  1. Vgl. hierzu auch die Ausführungen im 5. Abschnitt dieses Referates über die viel komplizierteren Modifikationen des historischen Raums in der ideenflüchtigenVerwirrtheit.

Reference

  1. Ich erinnere an die Arbeiten vonGoldstein undGelb und ihrer Schüler und verweise speziell auf die letzten beiden Arbeiten aus diesem Kreis, die vonSiehmann über den Fall Rath [Psychol. Forsch.16 (1932)] und vonHochheimer über die Analyse eines Seelenblinden von der Sprache aus [Psychol. Forsch. 16 (1932)].

References

  1. Allers: Mschr. Psychiatr.26.

  2. v. Weizsaecker: Dtsch. Z. Nervenheilk.64.

  3. Gelb: Bericht über den 9. Kongreß für experimentelle Psychologie in München, Jena 1926, 1. Abschnitt. In diesem Referat sind auch die Störungen der Raumwahrnehmung auf optischem Gebiet bei Kranken mit Gesichtsfeldstörungen zusammengefaßt.

  4. Wertheimer: Z. Psychol.60 (1911).

  5. Vogel: Zur Symptomatologie und Klinik des Schwindels. Nervenarzt5, H. 4 (1932).

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References

  1. Siekmann: A. a. O., S. 235.

  2. Straus, Erwin: A. a. O., S. 645f.

  3. Friedmann, Hermann: Vgl. a. a. O. die Einleitung zum 10. Kapitel: Morphologie und Teleologie.-Vgl. hierzu auchSchilder: Das Körperschema, S. 66. Berlin 1923. „Ich möchte aber sogleich betonen, daß ich nicht der Ansicht bin, die durch Analyse gewonnenen Teile setzten die Handlung zusammen.“ Vgl. ferner S. 76 und seine Aufzählung der für die Handlung wichtigen Momente.

Reference

  1. Ich verweise insbesondere auf seine zusammenfassenden klinischen Beobachtungen und theoretischen Ausführungen über die Fälle Schn, und G. in derLiepmann- Festschrift vom Jahre 1923. (Über die Abhängigkeit des Sehens von optischen Vorgängen. Mschr. Psychiatr. 54.)

References

  1. Grünbaum, A. A.: Z. New.130 (1930).

  2. Unter dem Ausdruck Körperschema faßt bekanntlichSchilder (a. a. O.) im Anschluß anHead das Bewußtsein vom eigenen Körper und die Verwertung dieser Anschauung im Handeln zusammen.Head sprach von „organisierten Modellen unserer selbst“ (durch Speicherung vorausgegangener „Eindrücke“), die als Schemata bezeichnet werden können, und durch die die von der Sensibilität herrührenden Eindrücke derart verändert werden, „daß die endgültige Empfindung der Stellung oder des Orts ins Bewußtsein kommen bereits in Beziehung zu früheren Eindrücken“.Schilder verbindet diese sensualistische Lehre mit dem Begriff der „Produktion“ der Grazer Schule und gestaltpsychologischen Erwägungen und er sieht vor allem ein, daß die Verwertung des Körperschemas zur Ausführung der Handlung allein nicht ausreicht, daß es hier vielmehr ankomme auf „die Verwertung des Raumes, wobei zwischen Außenraum und Körperraum zu scheiden ist“, auf die Verwertung der Objektkenntnisse und der ihnen zugehörigen Bewegungsformel und auf die richtige Innervationsverteilung, die Verwertung der Motilität (S. 76). Körperschema und Körperraum ist also beiSchilder nicht dasselbe, jedoch bleiben ihre Beziehungen zueinander hier noch einigermaßen unklar. Man könnte vielleicht sagen, Körperschema sei der Ausdruck für die hirnphysiologische Grundlage des Bewußtseins vom eigenen Körper, Körperraum der Ausdruck für dieses (psychologische) Bewußtsein selbst?

References

  1. Wagner, W.: Mschr. Psychiatr.84, H. 5 (1932).

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  2. Zutt: Rechts-Linksstörung, konstruktive Apraxie und reine Agraphie. Darstellung eines Falles. Ein Beitrag zur Pathologie der Handlung. Mschr. Psychiatr.82 (1932).Zutt führt in seinem Falle die konstruktive Apraxie (vgl. unten 614f.) zurück auf die „Unfähigkeit, abstrakt-räumliche Beziehungen zu stiften“; den Grund dieser Unfähigkeit erblickt er in der Rechts-Linksstörung.

References

  1. Ehrenwald: Störungen der Zeitauffassung der räumlichen Orientierung usw. bei einem Hirnverletzten. Z. Neur.132 (1930).

  2. Lange, Johannes: Fingeragnosie und Agraphie (eine psychopathologische Studie). Mschr. Psychiatr.76 (1930).-Langes, Polemik gegenGoldstein hat mich nicht zu überzeugen vermocht.

  3. Vgl.Kleist: Über Apraxie. Mschr. Psychiatr.19 (1906).

References

  1. In dieser Hinsicht ist historisch sehr interessant und bezeichnend die AuffassungAntons, die ich seiner kleinen Arbeit über Blindheit nach beiderseitiger Gehirnerkrankung mit Verlust der Orientierung im Raume (Mitt. Ver. Ärzte Steiermark,1896, Nr 3) entnehme:Anton gibt hier am Schlusse seiner Auffassung dahin Ausdruck, „daß die Baumvorstellung, ebenso die Orientierung,nicht allein einer spezifischen Sinnestätigkeit entstammt, sondern daß erst durch zentrale Verknüpfung der einzelnen Sinnesreize auf assoziativem Wege die Empfindung des Räumlichen zustande kommt; daß erst durch diese Verknüpf ungen den einfachen Sinnesreizen das Attribut des Räumlichen zuwächst. Diese Empfindung und diese Leistung gehört also nicht einem Sinnesgebiete allein, sondern stellt den Effekt des Zusammenspiels, bildlich gesprochen den Akkord der einzelnen spezifischen Sinnesenergien dar“.

  2. A. a. O., S. 275.

  3. A. a. O., S. 277.

  4. A. a. O., S. 28

References

  1. A. a. O., S. 284.

  2. Mir will scheinen, als vereinfacheKleist gerade hier allzusehr. Man vergleiche hierzuE. Storchs ungleich kompliziertere „Psychophysik“ derIdeenflucht in seiner Arbeit in der Mschr. Psychiatr.17 (1905).

  3. Kleist hat die hier vertretenen Anschauungen später modifiziert. Vgl. Der Gang und der gegenwärtige Stand der Apraxieforschung. Erg. Neur.1, H. 1/2 (1911). Er erklärt jetzt, „die Absperrung der Sensomotorien von den ihnen aus den verschiedenen Sinnesfeldern zufließenden Erregungen kann nicht der Grund der Apraxie sein“ (S. 407), und erblickt (S. 422) den Unterschied zwischen den beiden Unterformen der motorischen Apraxie und der ideatorischen Apraxie darin, daß bei der ersteren das Engramm der Einzelhandlungen geschädigt sei, bei der letzteren aber das Engramm der Folge der Einzelhandlungen (Engramm der Handlungsfolge oder der „Bewegungsformel“).

  4. Vgl. hierzuKleist: Über Leitungsaphasie. Mschr. Psychiatr.17 (1905).

References

  1. Binswanger, Ludwig: Zürich 1933 u. Schweiz. Arch. 27–30.

  2. Hans Strauβ, an dessen Arbeit: Über konstruktive Apraxie [Mschr. Psychiatr.56 (1924)], ich mich hier halte, korrigiert den letzteren Satz seines Lehrers dahin, daß er sagt: „ohne daß Apraxie der einzelnen Bewegungen dafür als Ursache anzusehen wäre“ (S. 90). Die konstruktive Apraxie ist alsonicht als ideokinetische Apraxie aufzufassen.

References

  1. Zu dem hiermit in Zusammenhang stehenden Problem derRechts-Linksorientierung vgl. das sehr ausführliche Sammelreferat vonHans Bürger, Nervenarzt2, H. 8.

  2. Über konstruktive Apraxie, a. a. O., S. 122.

  3. Van der Horst: The psychology of constructive Apraxia. Psychological views on the conception of space. Psychiatr. en Neur. Bladen1932, H. 4/5.

Reference

  1. Ich erinnere hier auch anv. Weizsaeckers Lehre vom Funktionswandel und die hierher gehörenden Arbeiten von ihm selbst,Stein und ihren Schülern, darunter von psychiatrischer SeiteBeringer undRuffin: Sensibilitätsstudien zur Frage des Funktionswandels bei Schizophrenen, Alkoholikern und Gesunden. Z. Neur.140 (1932).

References

  1. Einiges hierzu läßt sich ausSchildern Studien zur Psychologie und Symptomatologie der progressiven Paralyse (Berlin 1930) entnehmen.

  2. Dieser Ausdruck ist beiMinkowski im Sinne der von uns als zu einseitig bekämpften Bergsonschen Raumauffassung (vgl. oben S. 599 2) gemeint, laut welcher der Raumbegriff etwas rein Statisches, Immobiles bedeutet, was dann aufBergsons Auffassung der intelligence und der „verräumlichten“ Zeit so stark zurückwirkt. DaMinkowski sachlich aber durchaus recht hat und er dererste war, der die Verschiedenheit des Erlebens der Paralytiker und der Schizophrenen auch an der Struktur ihres Baum undZeit-) Erlebens aufgezeigt hat, möge er hier auch noch selbst zu Worte kommen: «Des facteurs de deux ordres différents interviennent dans notre orientation dans l’espace. Les facteurs d’ordre statique situent les objets les uns par rapport aux autres dans l’espace géométrique oú tout est immobile, relatif et reversible. Mais de plus nousvivons dans l’espace, et le moi agissant pose, à chaque instant, devant soi-même la notion fondamentale du «moi-ici-maintenant» et en fait un point absolu, un véritable centre du monde. Dans la vie normale ces facteurs s’entrepénètrent. Nos connaissances et nos images mnémoniques viennent se grouper autour du «moi-ici-maintenant» fondamental et nous permettent de dire selon les circonstances: «Je suis maintenant à Paris, en Angleterre ou à mon bureau de travail». Chez le paralytique général les connaissances, les souvenirs, en un mot les facteurs statiques font défaut. Il est désorienté dans l’espace, dans le sens courant du mot. Cependant la charpente fondamentale du «moi-ici» reste intacte et agissante. Le schizophrène, par contre,sait oú il est, mais le «moi-ici» n’a plus sa tonalité habituelle et défaille.» (La Schizophrénie, Paris 1927.) Vgl. auchE. Minkowski, undE. Tison, Considérations sur la psychologie comparée des schizophrènes et des paralytiques généraux. J. de Psychol.,Okt. 1924.

  3. Diesen Ausdruck im SinneHönigswalds, nicht im SinneW. Sterns.

Reference

  1. Einwände verschiedenster Art gegen diese Lehre knüpfen sich, wie bereits crwähnt, an die NamenGrünbaum, Joh. Lange, W. Wagner, Poppelreuter u. a.

Reference

  1. Vgl.Scheler: Idealismus-Realismus. Philos. Anz.2, H. 3, 298 (1927).

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References

  1. Ausdrucksbewegung und Gestaltungskraft, 3. u. 4. Aufl., S. 95. 1920.

  2. A. a. O., S. 1040. Vgl. hierzu Anm. 52, S. 1461.

  3. Alle drei neu herausgegeben vonErich Rothacker, Halle 1927, unter dem Titel: Drei Schriften zum ästhetischen Formproblem.

References

  1. Schapp, Wilh.: Beiträge zur Phänomenologie der Wahrnehmung. 1910. 1925 neu herausgegeben im Verlag der Philosophischen Akademie Erlangen.

  2. Vgl. zu letzteren die Ausführungen desRef. zuErwin Straus‘ Geschehnis und Erlebnis. Mschr. Psychiatr.80 (1931).

References

  1. Vgl. fernerGoethe: „Herz mache mir Raum in meiner engen Brust“ (Br. aus der Schweiz); „und so mein eigen Selbst zu ihrem (der Welt) Selbst erweitern“; „die Aufgabe (des Menschen), die Räume der Gleichgültigkeit auszufüllen“ (Max. u. Reflexionen, herausgeg. von Hecker, Nr. 539): „Gleich muß etwas bestimmt sein („bepaalt“, sagt der Holländer), und nun glaubt man eine Weile, den unbekannten Raum zu besitzen, bis ein anderer die Pfähle wieder ausreißt und sogleich enger oder weiter abermals wieder bepfählt.“ Ebenda.

  2. Gedanken über Gott, die Welt und das Ich. Ein Vermächtnis. Jena 1910.

References

  1. Über Ideenflucht. Zürich1933, 57–69.

  2. Neue psychologische Studien, herausgeg. vonFelix Krueger, Bd. 6, H. 4. Psychologische Optik. München 1932.-Diese Arbeit ruht letztlich auf personalistischer Grundlage (W. Stern) und zeigt sehr gut sowohl die Tragweite als die Grenzen dieser Betrachtungsweise.

References

  1. Es ist aus den Ausführungen vonStraus leicht einzusehen, daß sein präsentischer Raum der Raum derästhetischen Gestimmtheit (im SinneHäberlins) ist oder derästhetisch gestimmte Raum. Insofern ist er gegenüber dem Begriff des gestimmten Raums überhaupt derengere Begriff. Vgl. Über Ideenflucht, S. 30.

  2. Auf die Beziehungen des gestimmten Raums zu den Lehren meines GegenreferentenMinkowski möchte ich hier aus Gründen der Zeitersparnis nicht näher eingehen; Sie werden ihn ja gleich selber hören. Nur das eine möchte ich bemerken, daß seine Auffassung von der distance vécue oder der ampleur de la vie sich nicht nur mit der Lehre vom gestimmten Raum aufs engste berührt, vielmehr ein Teilgebiet derselben bildet (sowohl in sachlicher, als in historischer Hinsicht; dennMinkowski war der erste, der auch die Idee des gestimmten Raums und ihre Fruchtbarkeit für die Psychopathologie erkannte). Insofern seine Konzeption der distance vécue sich in erster Linie auf die sphère de l’aisance erstreckt, in welcher unsere Aktivität und unser Leben sich entfalten können, sich also erstreckt auf die Stimmung, „oú je me sens à l’aise“, d. h. ungehemmt in meiner Aktivität, stellt diese Sphäre einen Spezialfall des gestimmten Raums dar. Wie wichtig diese Konzeption für die Auffassung des beim Autismus in Erscheinung tretenden déficit pragmatique oder dem Wahn, z. B. dem Verfolgungswahn, ist, hatMinkowski in derselben Arbeit gezeigt: Les notions de distance vécue et d’ampleur de la vie et leur application en psychopathologie (J. de Psychol.1930, No 9/10, 27).

References

  1. E. Straus: Geschehnis und Erlebnis. Berlin 1930. —Binswanger, L.: Geschehnis und Erlebnis. Mschr. Psychol.80 (1931).

  2. Hoffmannsthal: Die Wege und die Begegnungen. Bremer Presse1913.

References

  1. Vgl. hierzu des näheren: Über Ideenflucht, a. a. O., S. 179f.

  2. Vgl. Über Ideenflucht, S. 56f.

  3. Vgl. Über Ideenflucht, S. 66f.

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  1. Schneider, Karl: Z. Neur.131, 773f (1931).

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  1. MayerGroβ u.Stein: Über einige Abänderungen der Sinnestätigkeit im Meskalinrausch. Z. Neur.101, 378f (1926).

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  2. Ich verweise auf Zeitstruktur und Schizophrenie. Z. Neur.121 (1929) und Raum-Zeitstruktur und Denkstörung in der Schizophrenie. Z. Neur.124 (1930). Eine Abhandlung vonFischer zur Klinik und Psychologie des Raumerlebens wird in Bälde im Schweiz. Arch. Neur. erscheinen. Einem ungedruckten VortragFischers, betitelt „25 Jahre Psychopathologie von Raum und Zeit“, gehalten an der Versammlung der Bodenseeanstalten in Kreuzlingen am 31. 10. 1931, verdanke ich manche wertvolle Anregung. Ich verweise hier noch besonders auf die außerordentlich instruktive Beobachtung in der Krankengeschichte II der II. Mitteilung (S. 253 das Herbsttagerlebnis). Hier kommt in geradezu klassischer Weise das eigenartige, ja, abgesehen von den experimentellen Psychosen, für die Schizophrenie pathognomische Nebeneinander von orientiertem und dämonisch gestimmtem Raum zum Ausdruck, von dem Kranken wiederum als Nebeneinander scharf empfunden. Zugleich sehen wir auch hier sehr schön das Verschwimmen von Eigenraum und Fremdraum im gestimmten Raum.

Reference

  1. Vgl. La Schizophrénie S. 104f.

References

  1. Über Ideenflucht, a. a. O.

  2. Vgl. die Zusammenfassungen über die Räumlichkeit des ideenflüchtigen In-derWelt-Seins, a. a. O. S. 192 u. 199, ferner zum sozialen Baum S. 20f, zum kulturellen S.92.

References

  1. Vgl.H. W. Maier: Der Cocainismus. Leipzig 1926. —Joël u.Fränkel: Der Cocainismus. Berlin 1924.

  2. Auf ein interessantes Beispiel macht michO. Hinrichsen freundlicherweise aufmerksam. Es findet sich beiOtto Lubarsch: Ein bewegtes Gelehrtenleben, S. 6f. Berlin 1931 und lautet: „Diese Empfänglichkeit und Aufgeregtheit ging zeitweise bis ins Krankhafte. Jahrelangetwa im Alter von 11–13 Jahren — wurde ich, sobald ich abends im Bett lag, namentlich wenn ich noch lange gelesen hatte, von Zuständen schwerster Überempfindlichkeit geplagt. Mein Bett verlängerte und erweiterte sich mit dem Zimmer bis ins Unermeßliche; das Ticken der Uhr, meine eigenen Herzschläge erklangen wie lauteste Hammerschläge, und eine vorüberfliegende Fliege hatte die Größe eines Sperlings. Ich habe eine fast vollständig übereinstimmende Beschreibung in keiner ärztlichen Schilderung, wohl aber in dem Lebensroman ‚Am Fenster‘ von Hans Federer gefunden, wo es heißt: ‚Aus den braunen und weißen Holzplättchen des Bodens formte sich eine nie durchzumarschierende Weltbahn. Vorhang, Lampe und unsere die Stunden aborgelnde Uhr, alles war mir vernebelt und phantastisch verzerrt, so daß die Vorhänge wie Gewölke, die Öllampe wie Feuersbrunst und das Musizieren der Uhr wie ein Geläute von Sturmglocken wirkte. Eine Fliege ward zum großen Vogel‘.“

References

  1. Vgl. hierzu: Über Ideenflucht, S. 65–68 undFrank: Die Weisen des Gegebenseins im Traum. Psychol. Forsch.16 (1932).-Der Traum bildet aus leicht einzusehenden Gründen das interessanteste und reichhaltigste Feld zur Untersuchung des gestimmten Raums. Man könnte leicht ein ganzes Buch darüber schreiben ! Als Beispiel erwähne ich nur die Traumserie in meiner Schrift über Wandlungen in der Auffassung und Deutung des Traums von den Griechen bis zur Gegenwart, S. 83f. Berlin 1928. In dieser kurzen Traumserie sehen wir immer wieder zwei deutlich voneinander abgehobene Formen des gestimmten Raums auftreten, einen Raum dergeborgenen, vertrauten, gesicherten Gestimmtheit des Daseins, repräsentiert durch ein „Gehäuse“ wie Limousine, Zimmer, Haus, Schiff, Mühle, und einen Raum derunheimlichen, unvertrauten, gefahrvollen, „dämonischen“ Gestimmtheit, repräsentiert durch das unheimlich-stille, grenzenund uferlose Meer, den unbestimmten, unbegrenzten Raum „draußen“, aus welchem „empörtes Stimmengewirr“ ertönt oder eine „vermummte Gestalt“ auftaucht, oder durch eine „wie ein kohlschwarzer Berg fast senkrecht aus dem Meer aufragende“ Klippe oder durch einen eiskalten, schmutzigen Strom. Wir haben es hier durchwegs mit einer Zweiteilung des „seelischen Schauplatzes“ des Traums in einenZuschauerraum und eineBühne zu tun (vgl. insbesondere den Limousine-Marder-Adlertraum, S. 83f).-Eine andersartige, sehr häufig zu beobachtende Zweiteilung der Räumlichkeit des Traums (wie auch der dichterischen und mythischen Phantasie) ist diejenige in einenoberen Luftoder Himmelsraum und in einenunteren Raum der Erde oder des „Bodens“. Beide „Räume“ sind ausgesprochen gestimmte Räume, der eine ist der Raum der „gehobenen“, glückhaften, der andere der der „gedrückten“, enttäuschten, unglücklichen Stimmung (vgl. hierzu meinen Aufsatz überTraum und Existenz. Neue Schweiz. Rdsch. Sept.-u. Okt.-H.1930).

  2. Hier sind, schon durch die SelbstschilderungenDostojewskis, die Störungen des Zeiterlebens bekannter als die des Raumerlebens. Von dem Gefühl eines „Falls in das absolute und unendliche Nichts“ in der epileptischen Aura berichtetJanet, zit. nachRümke, Zur Phänomenologie und Klinik des Glücksgefühls,1924 S. 37.

  3. Mayer, W.: Zur Phänomenologie abnormer Glücksgefühle. Z. Pathopsychol.2, H. 4 (1914).

    Google Scholar 

References

  1. Wir hätten es hier also mit einer „zentralen Genese“ der Makropsie zu tun. AuchGowers führt die Makropsie (und Mikropsie) der Epileptiker auf zentrale Störungen (Zuund Abnahme des Empfindungsvermögens des Sehzentrums) zurück, währendO. Binswanger und viele andere darin Akkomodationsstörungen sehen. Ihnen schließt sichVeraguth an, der über einen sehr interessanten Fall von Mikro- und Makropsie bei einer „Erschöpfungsneurose“ berichtet, während welcher der 16 Jahre alte, „überarbeitete“ Seminarschüler bald die Buchstaben und Noten, bald Wand und Türe auffallend klein und in weiter Ferne „sieht“, bald vom Zimmer den Eindruck bekommt, daß es ein langer Korridor sei. Andere Male scheinen die Bewegungen der Extremitäten und des ganzen Körpers „riesige Dimensionen“ (und ein „rasendes Tempo”) anzunehmen, und glaubt Patient, Schritte „von riesenhafter Länge“ zu machen [vgl.Veraguth, Über Mikropsie und Makropsie. Dtsch. Z. Nervenheilk.24 (1903)]. Auch hier scheint doch manches auf eine zentrale (mesencephale?) Genese hinzuweisen. Jedenfalls bedarf die Lehre von der Mikro- und Makropsie auf Grund der neueren Anschauungen über das Raumerleben einer Revision (vgl. hierzu auch das Beispiel vonLubarsch, S. 639).

  2. Hölderlin: Anmerkungen zum König Oedipus.

References

  1. Straus, Erwin: Geschehnis und Erlebnis. Berlin 1930.

  2. Hildebrand, Rudolf: A. a. O., S. 61f.

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  1. Häberlin: Basel u. Leipzig 1929.

  2. A. a. O., S. 30.

  3. Vor allem: Ein Geisteskranker als Künstler. Bern und Leipzig 1921. — Der Abbau der Baumdarstellung bei Geisteskranken. IV. Kongr. Ästhetik. Stuttgart1931.

References

  1. Vgl.Walter Riezler: Das neue Raumgefühl in bildender Kunst und Musik (und Aussprache) undMax Schneider: Raumtiefenhören in der Musik. Beides im Kongreßber. IV. Kongr. Ästhetik in Hamburg.

  2. Feuchtwanger: Berlin 1930.

  3. Wichtiges Material siehe beiWilhelm Michel: Das Leiden am Ich, in den Abschnitten überBeaudelaire, S. 147f u. S. 244f.

  4. Tramer: München und Berlin 1926.

Reference

  1. Vgl. a. a.O.20f 95f 99 u. a.

Reference

  1. A. a. O., S. 92f.

Reference

  1. Vgl. oben S. 600 1.

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(Erweitertes) Referat, erstattet auf der Herbstversammlung des Schweiz. Ver. Psychiatr. Zürich-Burghölzli am 12. 11. 32.

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Binswanger, L. Das Raumproblem in der Psychopathologie. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 145, 598–647 (1933). https://doi.org/10.1007/BF02865888

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