Zusammenfassung
Für das Vorkommen eines angeborenen Wirbelgleitens ist bisher einwandfreies Material noch nicht erbracht. Das vonBlume beschriebene Präparat betrifft eine schwere Mißbildung im Sinne einer Kyphosis congenita mit Knochenkernverlagerung, Verschmelzungen, Bogendefekten usw., gehört also gar nicht in das Gebiet der Spondylolisthesis hinein.
Die auch vonBlume aufgeworfene Frage, ob die primäre Ursache des Gleitens in der Bandscheibe zu suchen sei, ist schon vor 2 Jahren von uns in Angriff genommen worden. Nach klinischen, röntgenologischen und tierexperimentellen Beobachtungen kann festgestellt werden, daß eine Bandscheibendegeneration der präsacralen Bandscheibe auch ohne Gleiten im höheren Alter recht häufig ist, daß aber ebenso häufig seitliche Wirbelspalten bestehen, ohne daß auch nur die geringsten Anzeichen für eine Degeneration der präsacralen Bandscheibe hervortreten. Die Widerstandsfähigkeit der präsakralen Bandscheibe wurde im Tierversuch in bestimmter Versuchsanordnung geprüft. An 9 Hunden gelang es einmal, nach 7 Monate langer Beobachtung einen “Abrutsch” des Lendenwirbels auf dem Kreuzbein hervorzurufen. Das Ergebnis dieses Versuches sieht der Spondylolisthesis des Menschen sehr ähnlich.
Die Degeneration der Bandscheibe kann demnach nicht Ursache des Wirbelgleitens sein. Vielmehr beruht es auf dem Vorhandensein eines seitlichen Bogenspaltes, der Spondylolysis. Die Bezeichnung Spondylolysis congenita trifft für unser Material nicht zu.
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Mit 7 Textabbildungen.
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Meyer-Burgdorff, H., Sandmann, H. Die Bedeutung der präsacralen Bandscheibe für die Spondylolisthesis. Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie 245, 173–183 (1935). https://doi.org/10.1007/BF02800073
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