Zusammenfassung
Im vorliegenden Beitrag wird die Anwendung des Konzeptes der potentiellen natürlichen Vegetation (PNV) im naturnahen Waldbau als eine Zielvorstellung für die Bestandesentwicklung kritisch diskutiert. Im Hinblick auf eine an der PNV orientierte, forstlich beeinflußte Baumartenzusammensetzung im naturnahen Waldbau werden vier Kritikpunkte angeführt:
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1.
Die Konstruktion der PNV bleibt, v. a. hinsichtlich der Folgen anthropogener Standortsveräderungen, immer mehr oder weniger mit Spekulation behaftet.
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2.
Das Konzept der PNV schließt eine Sukzession explizit aus. Sukzession und möglichst unbeeinflußte Bestandesentwicklungen sind aber gerade im naturnahen Waldbau erwünscht.
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3.
Naturnahe Vergleichsbestände, die zur Konstruktion der potentiellen natürlichen Vegetation herangezogen werden, sind immer mehr oder weniger stark anthropogen beeinflußt.
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4.
Die reale Gehölzvegetation, die durch jahrhundertelange Kulturtätigkeit des Menschen geschaffen wurde, ist, was die unterschiedlichen Vegetationstypen betrifft, häufig vielfältiger als die konstruierte PNV.
Aus den Kritikpunkten wird die Schlußfolgerung gezogen, daß die PNV keine sinnvolle Zielvorstellung für den naturnahen Waldbau darstellen kann. Dagegen lassen sich waldbauliche Entwicklungsziele in jedem Fall direkt oder indirekt aus der realen, aktuellen Vegetation ableiten, wobei sich fünf Entwicklungszieltypen mit unterschiedlichen forstlichen Eingriffsintensitäten unterscheiden lassen: Naturwaldtyp, Naturverjüngungstyp, Umwandlungstyp, Bestandserhaltungstyp und Aufforstungstyp.
Summary
The application of the concept of the potential natural vegetation (PNV) as an objective for the development of forest stands in silvicultural planning is critically discussed in this text. Four arguments are stated against the application of the PNV as an objective in natural silviculture, especially concerning the composition of woody species in the forest stands:
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1.
The construction of the PNV is more or less speculative especially with regard to the consequences of anthropogeneous changes of site conditions.
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2.
The concept of the PNV explicitly excludes succession. But succession and natural development of forests is one of the main targets of natural silviculture.
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3.
The remnants of “natural” woodlands used as a model for the construction of the PNV are always more or less influenced by human beings.
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4.
The different types of the actual vegetation created by lasting cultural impacts are often more diverse than the constructed types of the PNV.
It is stressed that objetives for the developments of forest stands can be based directly or indirectly on the actual vegetation in every case. Five types of stand development in which the intensities of silvicultural management differ distinctly are differentiated: natural forest type, natural rejuvenation type, stand transformation type, stand maintaining type and afforestation type.
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Zerbe, S. Stellt die potentielle natürliche Vegetation (PNV) eine sinnvolle Zielvorstellung für den naturnahen Waldbau dar?. Forstw Cbl 116, 1–15 (1997). https://doi.org/10.1007/BF02766877
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