Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit werden die Bedeutung des trockenen Sommers 1976 und andere mögliche Ursachen für das Buchensterben im südwestlichen Vogelsberg dendroklimatologisch untersucht.
Das jährliche Wachstum der Buchen wurde von hohen Niederschlägen in der Vegetationsperiode sowie im Herbst des Vorjahres positiv beeinflußt. Dagegen waren die Temperaturen von untergeordneter Bedeutung. Die Buchen haben auf Dürrejahre bzw. Trockenperioden zeitlebens mit einem Zuwachsrückgang reagiert, sich aber jeweils kurz danach wieder völlig erholt. Der Abfall der Jahrringbreite im Jahr 1976 ist—vor allem bei den Buchen der geschädigten Standorte—ausgeprägter als in klimatisch ähnlichen früheren Jahren. Auch der Ausfall von Jahrringen nach 1976 deutet auf eine bisher nicht dagewesene Schwächung der Buchen hin.
Daher wird vermutet, daß außer der Trocknis noch andere Faktoren das Buchensterben ausgelöst haben. Ein Zusammenhang mit Grundwasserabsenkungen wird ausgeschlossen, da die Buchen stets erkennbar auf Trockenjahre reagierten und somit keinen Grundwasseranschluß hatten. Dagegen wird eine kombinierte Wirkung von Klimaextremen und Immissionen als mögliche Schadensursache in Betracht gezogen.
Summary
The significance of the dry summer 1976 for the beech decline in the southwestern area of the Vogelsberg mountain was investigated dendroclimatologically; possible causes are discussed.
In the investigated area, growth of the beech trees was positively influenced by the rainfall both during the growing season and previous autumn. Temperature was of minor importance. During periods of draught the beech trees habe been responding by a decrease in radial growth but recovering soon after. In 1976, however, growth was more reduced than in former years with similar climatic patterns. Missing rings in subsequent years give some indication that the trees had been weakened more seriously than ever before. Therefore, other factors than draught are assumed to be responsible for the beech decline. A lowering of the ground water table does not seem to be responsible, since the beech trees have responded markedly to dry years throughout their lives by producing narrow growth rings, indicating that they had no access to groundwater. Rather, a combined effect of climatic extremes and pollution is considered to be the possible cause for the damage.
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Die Entnahme der Stammscheiben und die Bereitstellung von Informationsmaterial erfolgte durch die Forstabteilung der Fürstlich Ysenburg- und Büdingischen Rentkammer in Büdingen sowie durch die Hessischen Forstämter Grünberg, Lich, Nidda und Schotten; die Stammscheiben aus dem FA Schotten wurden uns über die Interessengemeinschaft Niddatal zugeleitet. Den Forstamtsleitern und ihren Mitarbeitern sei für ihre Unterstützung gedankt. Besonderer Dank gilt Herrn Forstdirektor i. R. Dr.W. Niess, Büdingen, für seine wertvollen Hinweise. Die Klimadaten stammen vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach; dafür danken wir Frau Dr.M. Kalb. Die Untersuchungen wurden z. T. durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt.
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Eckstein, D., Richter, K., Aniol, R.W. et al. Dendroklimatologische Untersuchungen zum Buchensterben im südwestlichen Vogelsberg. Forstw Cbl 103, 274–289 (1984). https://doi.org/10.1007/BF02744238
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