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Schutzwald im Taminatal—Wiederherstellung nach dem Sturm

Protection forest in the Tamina Valley—Restoration after the thunderstorm

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Forstwissenschaftliches Centralblatt vereinigt mit Tharandter forstliches Jahrbuch Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Sturm vom Februar 1990 hat in vielen Schutzwäldern der Schweiz großflächige Zerstörungen angerichtet. Der vorliegende Erfahrungsbericht beschreibt die Situation und die für die Sanierung eingeleiteten Maßnahmen im Revier Pfäfers des Kantons St. Gallen.

Das betroffene Waldgebiet wurde zu einem umfassenden Projektperimeter von 485 ha zusammengefaßt. Dies ermöglicht nebst den eigentlichen Wiederherstellungsmaßnahmen auch die Planung und Ausführung von präventiven Eingriffen in den nicht direkt betroffenen Beständen. Im Sinne einer integralen Planung wurden alle interessierten Kreise zur Darlegung ihrer Anliegen eingeladen.

In der übergeordneten Zielsetzung steht die Wiederherstellung der Schutzwirkung des Waldes klar im Vordergrund. Kurzfristig geht es darum, das Schadensausmaß zu begrenzen und offensichtliche Gefahren zu reduzieren. Langfristig soll eine möglichst naturnahe und reich strukturierte Bestockung herangezogen werden, um das Schadensrisiko bei zukünftigen Ereignissen zu senken. Bei allen Maßnahmen soll das natürliche Selbstregenerationspotential wenn immer möglich ausgenützt werden.

Die Ausgangslage für die Ausführung der Maßnahmen wurde weitgehend durch die Beurteilung der zu erwartenden Borkenkäferentwicklung geprägt. Angesichts des Ausmaßes der Schäden und der schwierigen Topographie mußte eine “saubere Bewirtschaftung” als aussichtslos erachtet werden; auf eine konsequente Käferbekämpfung wurde in der folge verzichtet. Dieser Entscheid eröffnete die Möglichkeit, das Sturmholz und das anfallende Käferholz auf einzelnen Flächen als biologische Verbauung gegen Schneebewegungen zurückzulassen.

An Hängen, an denen die Lawinengefahr offensichtlich ist, werden Rundholzrechen aus Kastanienholz gebaut. Mit Hilfe von Dreibein-Böcken werden kleinflächige natürliche Verjüngungsansätze gegen Schneebewegungen gesicherts, um damit einen Ersatz für neu entstandene Blößen zu schaffen.

Naturnaher Waldbau und Schutzwaldpflege setzen voraus, daß die Wildschadenbelastung dem Lebensraum angepaßt wird. Waldbauliche Maßnahmen müssen jedoch gleichzeitig auch die Verbesserung des Lebensraumes zum Ziel haben. Die natürliche Verjüngung stellt sich auf vielen Flächen schneller und üppiger ein, als erwartet. Die flächendeckende, künstliche Wiederaufforstung, wie sie früher üblich war, hätte sich in vielen Fällen als überflüssig erwiesen. Pflanzungen bilden deshalb die Ausnahme und werden vorwiegend and gefährlichen Steilhägen ausgeführt. Mit Pflanzungen wird auch der Versuch unternommen, den Laubholzanteil in den Beständen höherer Lagen zu erhöhen.

Auf die Jungwuchspflege wurde bis anhin verzichtet, da beobachtet werden kann, daß die Pflanzen der Konkurrenzvegetation zu entwachsen vermögen—sogar in den typischen Hochstaudenfluren. Die Dickungspflege ist insofern von Bedeutung, als durch eine großzügige Pflege von Kollektiven die zukünftige Struktur des Waldes beeinflußt werden kann. Gleichzeitig wird durch das Freihalten von Schneisen und Lichtungen die Bejagung erleichtert und die langfristige Erhaltung von Äsungsflächen gesichert. Zu einer integralen Schutzwaldpflege gehört im Sinne der langfristigen Zielsetzung auch die Pflege der vom Sturm nicht geschädigten Bestände. In der weiteren Projektarbeit sollen in solchen Beständen Eingriffe zur Verbesserung der Stabilität und zur frühzeitigen Einleitung der Verjüngung vorgenommen werden.

Das zurückhaltende und etappenweise Vorgehen bei der Behandlung der Sturmflächen erlaubt eine bessere Ausnutzung des natürlichen Regenerationspotentials und damit einens effizienteren Einsatz der vorhandenen Mittel.

Summary

The thunderstorm of February 1990 devastated large areas in many protection forests in Switzerland. The present documentary report describes the situation and the restoration measures taken in a district of the canton of Saint Gall.

The afflicted forest area was united in an extensive project-perimeter comprising 485 ha. This allows, besides the actual measures for reconstruction, the planning and realization of preventive operations in not directly afflicted stands. For integrated planning all interested groups were invited to present their requests. The primary objective is the restoration of the protective function of the forest. Short-term, the extent of the damage has to be limited and obvious dangers have to be reduced. Long-term, a natural and richly structured stocking should be raised in order to lower the risk of damage in future incidents. Natural self-regeneration should be fully exploited wherever possible.

The starting point for the realization of the measures was widely influenced by the estimation of expected bark-beetle development. In view of the extent of the damage and the difficult topography, a “clean management” was considered futile; consistent combat against the bark-beetle was therefore renounced. This decision opened up the possibility to treat storm-lumber and the expected beetle-lumber in certain areas as “biological obstruction” against snow-movements.

On slopes, where the danger of avalanches is evident, roundwood rakes are built of chestnut-wood. With the help of three-legged trestles small natural regeneration areas are protected against snow-movements in order to provide a substitute for new clearings.

Natural silviculture and tending of protection forests call for the reduction in the damage by game. At the same time, silvicultural measures have to aim at an improvement of game habitat. Natural regeneration appears in many places to be faster and lusher than expected. The once usual reconstruction would have been unnecessary in many cases. Plantings are therefore the exception and mostly used on dangerously steep slopes. Plantings are also used in an experiment to increase the amount of deciduous trees in stands at higher altitudes.

Until now, no tending of seedlings was required, since it can be observed that the plants overgrow the competing vegetation, even in the typical, tall forbs outside the forests. The tending of saplings is important, because the future structure of the forest can be influenced by generous tending of collectives. At the same time clearing of forest-glades facilitates hunting and the long-term conservation of grazing-grounds. Integrated tending of protection forest as a long-term goal also includes the tending of stocks that were not damaged by the storm. Further work in the project envisages measures to improve stability and to initiate early regeneration.

The cautious proceeding by stages in the treatment of the damaged areas allows a better exploitation of the natural regeneration potential and therefore a more efficient use of available means.

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Schwitter, R. Schutzwald im Taminatal—Wiederherstellung nach dem Sturm. Forstw Cbl 115, 273–286 (1996). https://doi.org/10.1007/BF02738608

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