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Ueber die Iridectomie bei Glaucom und über den glaucomatösen Process

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Literatur

  1. Ein Ausspruch H. Müller’s war mir in dieser Beziehung sehr interessant. Derselbe, welcher in den letzten Jahren die pathologisch-histologischen Veränderungen bei inneren Ophthalmieen so eingehend verfolgt hat, versicherte mich, dass er, selbst bei massenhaften Ausscheidungen an der inneren Fläche der Chorioidea und des Ciliarkörpers, oft namhafte Gewebsveränderungen vermisste. Es beweist dies, wie vorsichtig man mit dem Läugnen der Aderhautprocesse sein muss, wenn sich, wie hier, die Diagnose nicht durch den Sitz der Exsudate sofort verräth.

  2. Was mir von mehreren Seiten eingewandt worden ist, dass gerade die Zunahme der Spannung nach der Operation bei atrophischen Augen meinen Sinn gegen die Iridectomie bei Glaucom hätte wenden müssen, kann ich durchaus nicht zugeben. Ich habe daraus nie geschlossen, dass die Iridectomie die directe Wirkung einer Druckvermehrung in sich schliesst, sondern ich habe lediglich die Wirkung gegen die Chorioiditis im Auge gehabt, und die Ausfüllung des Bulbus als indirecte Folge erklärt. So gut eine Chorioiditis, je nach ihren Stadien und ihrer Modalität, Ueberfüllung des Bulbus oder Collapsus hervorbringen kann, so kann auch dasselbe Mittel, welches die Chorioiditis beseitigt, scheinbar in entgegengesetzter Richtung wirken. Der therapeutische Effect der Mittel ist dem physiologischen oft diametral entgegengesetzt, und wenn ich heute glaube, dass die Iridectomie physiologich eine druckvermindernde Wirkung hat, so steht dies den früheren Erfahrungen über die Ausfüllung atrophischer Augen meines Erachtens nicht entgegen.

  3. Umstände aus dem Allgemeinbefinden, so wichtig dieselben sonst für die Auffassung des Glaucoms sein mögen, werde ich bediesen Krankengeschichten wenig berücksichtigen, da deren Aufführung den Umfang wesentlich steigern und für unseren Zweck nicht viel nützen würde.

  4. Sollten in Zukunft Rückfälle bei Patienten eintreten, die ich vorläufig als “mit Wahrscheinlichkeit dauernd geheilt” anführe, so werde ich es mir zur Pflicht machen, hiervon in späteren Notizen Anzeige zu machen. Um dies eventuell thun zu können, gebe ich die Namen sämmtlicher Patienten an, was ich sonst gern vermeide.

  5. Die Grenze des Prodromalstadiums und des chronischen Glaucoms ist natürlich nicht mit Schärfe zu ziehen. Ich betrachte im Allgemeinen das Prodromalstadium als geschlossen, sowie die Intervalle nicht mehr rein sind.

  6. Fälle, in denen Choriodalecchymosen gut nachweisbar waren, führe ich unter diesen Beobachtungen deshalb nicht an, weil ich zu deren Nachweis beim acuten Glaucom erst in den letzten 4 Monaten gelangt bin, und weil so recente Fälle in Betreff der Heilungsresultate noch zu unsicher sind.

  7. Die Existenz des Prodromalstadiums ist bei einseitiger Erkrankung nie mit Sicherheit zu leugnen, da die Symptome den Patienten leicht entgehen.

  8. Es könnte hiernach, wie nach einigen andern meiner Beobachtungen scheinen, als wenn die Operation den Ausbruch des Uebels auf dem zweiten Auge beschleunige; dies ist möglich, bleibt mir jedoch äusserst zweifelhaft, wenn ich die Statistik meiner operirten und nicht operirten Fälle von Glaucom vergleiche. Gerade bei den heftig entzündlichen Formen tritt sehr hänfig kurz nach einander das Uebel auf beiden Augen auf. (Siehe zum Beispiel Beobachtung 5)

  9. Ich glaube zwar, dass die frühzeitigere Ausführung der Operation bei dem Unterschiede zwischen der beiderseitigen Sehkraft in diesem Falle sich wesentlich betheiligt, ein sicherer Schluss aber bei so kleinen Zeitdifferenzen ergiebt sich aus dieser einen Beobachtung um so weniger, als ich links ein grösseres Stück Iris excidirte, was meinen späteren Erfahrungen zufolge Vortheile beitet. Ausserdem habe ich selbst bei den akutesten Fällen einigemale in der zweiten Woche operirt und Wiederherstellung einer sehr befriedigenden Sehschärfe gesehen.

  10. Dieselbe erfolgte während meiner Abwesenheit, und wurde das Journal in den ersten drei Wochen von meinem Assistenzarzte Dr. Alfred Graefe geführt.

  11. Bei dieser Gelegenheit hebe ich überhaupt den günstigen Einfluss hervor, den die Heilung der Ciliarneurose bei sehr ausgedehnten Hyperästhesien ausübt.— Es besteht sicher ein hauptsächlicher Fortschritt der neuern Nerven-pathologie darin, erwiesen zu haben, wie häufig locale Reizungen gewisser Nervenverzweigungen successive in immer grössern Bahnen Krankheitserscheinungen hervorrufen. Die Ciliarneurose liefert hierzu einen lehrreichen Beitrag. Ich habe nich selten gesehen, dass sehr ausgedehnte Schmerzen, die sich über den ganzen Umfang des Schädels, des Hinterkopfs und noch weiter ausbreiteten, nach Beseitigung der Ciliarneurose abnahmen, resp. aufhörten.

  12. Von einer wirklichen Zunahme der Excavation nach verrichteter Iridectomie besitze ich unter meinen sämmtlichen Fällen nur zwei Beispiele.— Es könnte in diesem Ergebniss vielleicht ein Gegengrund gegen die aufgestellte Theorie von der Entstehung der Sehnerven-excavation gesehen werden; man könnte sagen, dass, wenn die Sehnervenexcavation wirklich durch den intraocularen Druck herbeigeführt wird, die Normalisirung des Letzteren auch zuweilen eine Restitution der Sehnervenform herbeiführen und jedenfalls einer Zunahme der Excavation vorbeugen müsse. Allerdings wäre es noch schlagender für die Richtigkeit unserer Ansichten, wenn nach der Iridectomie mit den übrigen Drucksymptomen auch die Sehnerven-excavation wieder verschwände, wovon ich mich bisher leider in keinem Falle überzeugen konnte; auf der andern Seite ist das Zurückgehen der Sehnervenpapille von der einmal erlangten Form weder aus physikalischen noch aus anatomischen Betrachtungen mit Nothwendigkeit zu deduciren, ja es kann die in einzelnen Fällen vorkommende Zunahme derSehnervenexcavation, nach Verminderung des Drucks, die Theorie ebensowenig umstürzen, als ein Fall von partieller Cerectasie oder Staphyloma partiale, welcher trotz Iridectomie sich verschlimmert, die Betheiligung des intraocularen Drucks bei der Pathogenese dieser Uebel widerlegt. Es lässt sich sehr wohl denken, dass, wenn einmal die Substanz und Resistenz des Sehnerven in einer gewissen Weise verändert ist, alsdann auch ein normal starker Druck der Augenflüssigkeiten relativ zu gross ist.

  13. Da dies in die Zeit meiner Abwesenheit fiel, so wurde das Journal in den ersten 6 Wochen von meinem Assistenzarzte Dr. Alfred Graefe geführt.

  14. Patientin sah, wie Dr. Foerster berichtet, die Gegenstände auf der Strasse noch immer wie beschneit. Diese Angabe habe ich öfters bei Sehnervenexcavation erhalten und ist das Symptom meines Erachtens auf das eingeleitete Sehnervenleiden direkt zn beziehen und von den glaukomatösen Chromopsien, welche für Druckzunahme argumentiren, wesentlich zu unterscheiden.

  15. Die beste Form des Druckverbandes, welche mir zur Zeit bekannt ist, besteht darin, dass auf die geschlossenen Augenlider ein ziemlich reichliches Charpiepolster gelegt und dieses durch eine wollene Stirnbinde angehalten wird. Der Grad der Spannung wird durch eine seitlich am Kopfe befindliche Schnalle regulirt und muss den Kranken unter allen Umständen behaglich sein.

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v. Gräfe, A. Ueber die Iridectomie bei Glaucom und über den glaucomatösen Process. Archiv für Opthalmologie 3, 456–555 (1857). https://doi.org/10.1007/BF02720732

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