Zusammenfassung
Ausgehend von der vonLampert vertretenen Auffassung, daß zum Zustandekommen einer Embolie derselbe Vorgang nötig ist, den wir vom Blutkuchen in vitro her unter dem Namen Retraktion kennen, wurde der Einfluß von Temperatur und Strahlung auf die Retraktion des Blutkuchens in vitro untersucht. Gleichzeitig wurde durch Parallelversuche an Kieselsäuregallerten die Anschauung weiter bekräftigt, daß die Retraktion des Blutkuchens im Glasgefäß identisch ist mit dem Vorgange der Retraktion und Synärese, den viele organische und anorganische Gallerten zeigen.
Es ergab sich dabei folgendes:
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1.
Eine Änderung des auf dem Kieselsäuregel oder auf dem Blutkuchen lastendenDruckes hat keinen Einfluß auf die Retraktion und Flüssigkeitsausscheidung.
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2.
Die in gleichen Zeiten ausgeschiedenen Flüssigkeitsmengen (Synärese) sind sowohl beim Kieselsäuregel als auch beim Blutkuchen um so größer, je höher dieTemperatur ist.
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3.
Solche Kieselsäuregele, die mit höheren Temperaturen vorbehandelt sind, scheiden geringere Endmengen an Synäreticum aus, als solche Gele, die immer bei niederen Temperaturen gehalten wurden.
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4.
Die äußersten Schichten alternder Gallerten stellen eine für Ionen schlecht passierbare Schicht dar (eine Art Membran). Bei Dialysierversuchen zeigte es sich, daß diese äußerste Schicht für Ferrocyanionen schlecht oder meist ganz undurchgängig war, während dieselben Ionen sehr gut durch die Gallertwand nach außen hindurch diffundierten, wenn man die äußerste Schicht der Gallerte entfernte (Hinweis auf die Entstehung und Funktion der Zellmembranen).
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5.
Strahlen (Ultraviolett- und Röntgenstrahlen) haben keinen Einfluß auf Retraktion und Synärese weder beim Kieselsäuregel noch beim Blutkuchen.
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6.
Die Beschaffenheit der Grenzfläche hat einen großen Einfluß auf die Retraktion.
Literaturverzeichnis
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I. Mitteilung vonLiesegang undLampert: Z. exper. Med.82, H. 1/2.
Dissertation der Medizinischen Fakultät Frankfurt a. M.
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Lampert, H., Ott, A. Blutserumausscheidung und Synärese. Z. ges. exp. Med. 94, 309–322 (1934). https://doi.org/10.1007/BF02643629
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