Zusammenfassung
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1.
Kompetentes Ektoderm vonTriturus alpestris undAmbystoma mexicanum wurde aus verschiedenen Gastrula- und Neurula-Stadien (beginnende Urmundbildung—Zusammenschluß der Neuralwülste) entnommen und als Explantat aufgezogen.
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2.
Es zeigte sich, daß sowohl beiTriturus als auch beiAmbystoma hinsichtlich der Qualität der induzierten Organkomplexe eine deutliche Abhängigkeit von der Dauer der Induktionswirkung besteht.
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3.
Je länger der Kontakt zwischen Aktions- und Reaktionssystem war, d.h., je älter die im Experiment verwandten Entwicklungsstadien waren, um so höher lag der Prozentsatz der Fälle mit neuralen Differenzierungen. Diese bestanden nach kurzer Einwirkungszeit des Induktors fast ausschließlich aus archencephalen, nach längerer auch aus deuterencephalen Hirnstrukturen sowie Sinnesorganen. Die Häufigkeit der Fälle mit atypischer Epidermis nahm bei den Explantaten aus älteren Embryonalstadien ab.
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4.
Der Differenzierungsgrad der induzierten Hirnabschnitte und Sinnesorgane war um so besser, je länger die Unterlagerungszeit war.
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5.
ImAmbystoma-Ektoderm fanden sich bereits nach kurzem Kontakt (Gastrula, teilweise unterlagert) in über der Häufigkeit beiTriturus erst nach längerem Kontakt mit der Unterlagerung (großer Dotterpfropf) auftraten. Deuterencephale Bildungen setzen dagegen beiAmbystoma eine länger dauernde Induktionswirkung voraus als beiTriturus.
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6.
Ambystoma-undTriturus-Ektoderm verhalten sich demnach gegenüber der Dauer der Einwirkungszeit des induzierenden Urdarmdaches verschieden. Man kann annehmen, daß diese Unterschiede in der Differenzierungsleistung bei verkürzter Induktionszeit nur gradueller Natur sind und auf artspezifisch verschiedenem Reaktionsvermögen des Ektoderms der beiden Urodelenarten beruhen.
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Schweikhardt, F. Zytochemisch-entwicklungsphysiologische untersuchungen anStentor coeruleus EHRBG. W. Roux’ Archiv f. Entwicklungsmechanik 157, 21–100 (1966). https://doi.org/10.1007/BF02630759
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