Untersuchungen über den Chloridstoffwechsel und die Nierenfunktion bei Kaninchen

Zusammenfassung

Aus den Ergebnissen kann folgendes entnommen werden: Eiweißreiche Ernährung beim Kaninchen führt nicht zur Niereninsuffizienz oder Urämie, obschon die Zufuhr von überschüssigem Eiweiß in einem Teil der Fälle eine Harnstoffretention herbeiführt und in einem Teil der Fälle die Niere ihr Konzentrationsvermögen für Chlorid und Harnstoff auf einige Zeit zu verlieren scheint. Der Zustand ist reversibel, und wird während seines Bestehens durch Polyurie teilweise ausgeglichen. Die Zeichen der wahren Urämie: Auftreten von Darmfäulnisprodukten im Blut, Unfähigkeit der Niere Ammoniak zu bilden, kommen nicht zustande. Es scheint, daß der partielle Kochsalzmangel des Kaninchenblutes auch ohne experimentelle Entchlorung und ohne direktes Eingreifen in den Wasserhaushalt (keine Exsiccose), evtl. zu einer Störung des Eiweißstoffwechsels bei Eiweißfütterung führen kann, aber nicht zu einer Niereninsuffizienz. Man muß der Auffassung vonKerpel-Fronius ⁸ zustimmen, daß der Name „hypochlorämische Azotämie“ auf der Überbewertung der Chloridstoffwechselstörung beruht. Das Natriumion spielt eine wahrscheinlich ebenso wichtige Rolle, und Azotämien können auch ohne Sinken des Plasmachloridspiegels und ohne Niereninsuffizienz zustande kommen.