Zusammenfassung
Untersuchungen an Hundeherzen, welche in situ unter natürlichen Bedingungen belassen oder nachLangendorff künstlich ernährt wurden, ergaben, daß bei mit ausreichender Sorgfalt durchgeführter Ausschaltung des Sinusknotens regelmäßig ein A.v.-Rhythmus auftrat, bei dem Vorhöfe und Kammerngleichzeitig schlugen. Es blieb sich dabei gleich, ob die Ausschaltung des Sinusknotens „reizlos“ oder „nicht reizlos“ erfolgte. Die Erwärmung der höchsten, noch reagierenden A.v.-Knotenabschnitte bei eröffnetem Vorhofe am kräftig schlagenden Langendorffherzen führte bei Sinusrhythmus ebensowohl wie bei A.v.-Rhythmus zu einer Beschleunigung der Herztätigkeit mitgleichzeitigem Schlagen von Vorhof und Kammer.
Aus diesen Versuchsergebnissen folgt:
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1.
Die Berechtigung der Einteilung des A.v.-Rhythmus in die drei Formen (oberer, mittlerer, unterer Knotenrhythmus) muß bestritten werden. Am Hunde konnte der obere Knotenrhythmus durch die beschriebenen Maßnahmen nicht erhalten werden. Einen A.v.-Rhythmus mit „normalem oder nahezu normalem“ P.-R.-Intervall gibt es nicht.
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2.
Die Art der Ausschaltung des Sinusknotens ist für die Form des dann auftretenden A.v.-Rhythmus von keiner Bedeutung.
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3.
Auch bei einem Reizursprunge in den obersten Knotenabschnitten schlagen Vorhöfe und Kammern gleichzeitig.
Genauere Kenntnisse über die Funktionen der einzelnen Abschnitte des A.v.-Knotens fehlen noch. Aus den bisher vorliegenden Tatsachen und aus den hier mitgeteilten Versuchen kann geschlossen werden, daß oberhalb des höchstgelegenen A.v.-Knotenabschnittes, der Reize aussenden kann, eine Stelle ist, an welcher die Erregungswelle — vermutlich durch eine Latenz beim Übertritt von einer Gewebeart auf die andere — aufgehalten wird.
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Scherf, D. Über den atrioventriculären Rhythmus. Z. Ges. Exp. Med. 78, 511–526 (1931). https://doi.org/10.1007/BF02622399
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