Stoffwechseluntersuchungen bei Diphtherie

Zusammenfassung

• 1. Der Rest-N im Blutserum ist bei toxischer Diphtherieerkrankung vornehmlich auf Kosten von Harnstoffstickstoff erhöht. Die Stickstoff-konzentration und Gesamtausscheidung ist in den ersten Krankheitstagen deutlich vermehrt, auf dem Höhestadium der Erkrankung stark vermindert, und in der dritten Krankheitswoche bei Rekonvaleszenten wieder erhöht. Die Funktionsuntüchtigkeit der Nieren scheint zumindest zum Teil eine Folge der diphtherischen Kreislaufinsuffizienz zu sein.

• 2. Therapeutische Versuche mit Nebennierenrindenhormon+Ascorbinsäure und intravenöse Kochsalzinjektionen lassen die Annahme, daß die Azotämie bei Diphtherie durch Nebenniereninsuffizienz oder durch Kochsalzmangel bedingt ist als unwahrscheinlich erscheinen.

• 3. Beim diphtherietoxinvergifteten Kaninchen wird ebenfalls eine Rest-N-Erhöhung im Blutserum festgestellt. Die Harnstoffkonzentration und Gesamtausscheidung im Harn ist kurz nach der Diphtherieintoxikation gesteigert. Am 4.–5. Tage nach der Vergiftung ist die Harnstoff-ausscheidung deutlich vermindert. Gleichzeitig steigt der Rest-N im Blut zum größten Teil auf Kosten von Harnstoffstickstoff an. Zur gleichen Zeit besteht eine Anreicherung von Harnstoffstickstoff in verschiedenen Geweben, die quantitative nachgewiesen wird.

• 4. Die Behandlung diphtherietoxinvergifteter Kaninchen mit Nebennierenrindenhormon + C-Vitamin verhindert die Eiweißstoffwechsel-störungen in Blut, Harn und Geweben, wenn beide Präparate kurz nach der Intoxikation intravenös injiziert werden; erfolgt die erste Hormon-Vitamininjektion erstmalig 12 Stunden nach der Vergiftung, so werden die genannten Stoffwechselstörungen in Blut, Harn und Geweben nicht verhindert; es ist jedoch bemerkenswert, daß die Lebensdauer dieser Tiere gegenüber unbehandelten Kontrollen in Übereinstimmung mit unseren früheren Versuchen bedeutend verlängert ist.⁹