Zusammenfassung
1. Im Hinblick auf die Kochsalzfrage und die Wirkungen der Kreichen vegetabilischen Nahrung (Rohkost) werden Harnausscheidung und Blutveränderungen nach einmaliger peroraler Zufuhr äquivalenter NaCl- und KCl-Mengen (135–344 Mäqu.) in 1—2stündigen Intervallen über mehrere Stunden hin verfolgt. Versuchspersonen waren 4 Gesunde; die Ernährung in der Vorperiode war bei allen annähernd gleich. Bestimmt wurden in den gemessenen Harnportionen: pH, Na, K, Ca, Mg, NH3, Kreatinin, Cl, P, zum Teil freie und basengebundene organische Säuren, N — im Blut Na, K, Cl, in 2 Versuchen außerdem CO2-Bindungskurven.
2. Unter den vorliegenden Versuchsbedingungen führt KCl zu einer außerordentlich heftigen, rasch einsetzenden K- und Na-Ausschüttung, die Verarmung an basischen Valenzen (Sinken der Alkalireserve) und starke Alkalisierung des Urins zur Folge hat. Die Größe der Veränderungen, von der Größe der KCl-Gabe abhängig (aber ihr nicht proportional!), ist unter gleichen Bedingungen bei verschiedenen Versuchspersonen annähernd gleich.
3. Die Na-Ausfuhr nach äquivalenten NaCl-Gaben geht nur mit einer geringen K-Ausschüttung einher. Die Alkaliausfuhr kommt relativ langsam in Gang und ist innerhalb von 5 Stunden halb so groß wie nach KCl. Das Säure-Basengleichgewicht im Harn wird kaum verändert, die CO2-Kapazität des Blutes steigt.
4. Aus dem Vergleich der KCl- und NaCl-Wirkungen kann nicht ohne weiteres auf die Wirkungen einer K-reichen Nahrung oder eines Kochsalzzusatzes zur täglichen Kost geschlossen werden. Hierfür kommen noch wesentlich die an K gebundenen Anionen und die Gesamtmenge der gleichzeitig zugeführten Elektrolyte und Anelektrolyte in Betracht.
5. Wahrscheinlich spielen sich die zur Ausschüttung des nicht zugeführten Alkalis führenden Umsetzungen in der Leber ab. Unterstützend wirkt vielleicht das Bestreben, die (Na + K)-Konzentration des Blutes konstant zu halten.
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Glatzel, H. Über Alkaliverluste nach Natrium-und Kaliumzufuhr. Z. Ges. Exp. Med. 93, 666–678 (1934). https://doi.org/10.1007/BF02611917
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