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Zusammenfassung

Maßgebend für die Wirkung eines Muskels ist die Kraft und die Verkürzungsgröße. Die Kraft hängt einzig und allein ab vom Querschnitt. Sie ändert sich bei demselben Muskel mit der Länge vor der Kontraktion, sie nimmt bis zu einem Maximum zu bei Längenvermehrung über die ungespannte natürliche Länge, fällt dann stark ab bei einer übermäßigen Dehnung, die größer ist als die physiologische Dehnung (Anfangsspannung), die der Muskel innerhalb des Körpers bei der antagonistischen Gelenkstellung erfährt.

Daraus folgt für die Sehnentransplantation, daß, wenn wir auf einen vollen Ersatz des gelähmten Muskels rechnen wollen, der überpflanzte den gleichen physiologischen Querschnitt haben muß wie der gelähmte, da bei der Überpflanzung der Hebelarm des gelähmten Muskels genommen wird. Ich glaube, daß die Forderung physiologisch berechtigt ist, daß der überpflanzte Muskel bei gleicher oder etwas größerer Faserlänge und physiologischer Anfangsspannung zum mindesten den halben Querschnitt wie der gelähmte haben muß, sofern wir mit einem Erfolg rechnen wollen. Der überpflanzte Muskel muß zum mindesten dieselbe Faserlänge haben wie der gelähmte, da sonst, um den Muskel bis zur antagonistischen Gelenkstellung zu dehnen, die Antagonisten zu viel Kraft aufwenden müssen, um diese Anfangsspannung hervorzubringen, andererseits der überpflanzte Muskel bei zu starker Anfangsspannung erheblich an Kontraktionskraft verliert.

Der überpflanzte Muskel darf in der seiner Funktion zugehörigen Grenzstellung des Gelenkes nur gerade ohne Spannung angeheftet werden, bei der Ruhelage des Gelenks unter einer mäßigen anfangsspannung.

Das Gewicht der einzelnen Muskel läßt sich zur Vergleichung der Kraftleistung von Muskeln auch nicht annähernd gebrauchen. Auch die Zählung der Nervenfasern, die in einzelnen Muskeln eintreten, kann kaum brauchbare Resultate liefern.

Der neue Kraftspender muß dieselbe Kraftrichtung wie der gelähmte erhalten. Die vorzüglichste Methode hierfür ist Biesalskis Sehnenscheidenauswechslung.

Der Muskel kann nicht zugleich als Kraftquelle für Bewegung und als elastisches Halteband benutzt werden, wie das 1914 bereits Stoffel eingehend betont hat.

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Beck, O. Physiologische Gesichtspunkte bei der Sehnen-transplantation. Arch. f. Orthop., Mecahno. u. Unf.-Chir 20, 64–80 (1922). https://doi.org/10.1007/BF02597574

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