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Über parasitäre Doppelmißbildungen am Rücken

Ein Beitrag zur Kenntnis der „Notomelie” und „Notocephalie”

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Virchows Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Es werden zwei Fälle von asymmetrischer Duplicitas anterior mit Verlagerung des defekten Individualteiles auf den Rücken des Autositen beschrieben. Der erste anatomisch genau zergliederte, ist bei oberflächlicher Betrachtung vor allem durch einen überzähligen in der Höhe der Lendenwirbelsäule haftenden Kopf gekennzeichnet, der zweite bloß äußerlich und im Röntgenbild untersuchte Fall zeigt überzählige, dem Rücken des Autositen anhaftende obere Gliedmaßen. Die genauere Untersuchung gestattet in beiden Fällen, neben dem äußerlich auffallenden anatomischen Befund eines überzähligen Kopfes bzw. überzähliger Gliedmaßen, noch andere Organrudimente nachzuweisen. Ähnliche Befunde ließen sich bei den im Schrifttum aufgefundenen Fällen vonCastro undHermanns mit überzähligen Gliedmaßen am Rücken erheben.

Neben der bereits bekannten Mißbildungsart der „Notomelie” schlagen wir für den hier beschriebenen ersten Fall die Bezeichnung „Notocephalus” vor. Diese Bezeichnung soll den wesentlichen äußeren Eindruck wiedergeben, unabhängig von der Tatsache, daß sich bei näherer Betrachtung, ähnlich wie in den anderen Fällen, noch weitere Organrudimente fanden.

Die Entstehung der vorliegenden Fehlbildungen wird in Anlehnung an die Ergebnisse experimenteller Untersuchungen (Mangold, Holtfreter undSpemann) sowie in Berücksichtigung eines vonPolitzer erhobenen Befundes von asymmetrischer vorderer Doppelbildung beim Salamander, entsprechend einer bereits vonHertwig geäußerten Meinung durch abnorme Gastrulation erklärt. Es entsteht neben der dem Stammkörper entsprechenden Gastrulation eine zweite unvollkommen invaginierte Gastrulaeinstülpung, wobei sich im Bereiche der benachteiligten Gastrulaeinstülpung Cyclopie bzw. sogar vollkommenes Fehlen des Kopfes einstellen kann.

Da es bei den Anamniern gelang, analoge Fehlbildungen experimentell zu erzeugen, da ferner bei den Urodelen eine gleichartige Fehlbildung als Naturfund erhoben werden konnte, mag es—in Berücksichtigung obenerwähnter Überlegungen—berechtigt erscheinen, sich die formale Genese der hier beschriebenen so ungewöhnlichen Fehlbildungen beim Menschen in ähnlicher Weise vorzustellen.

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Mit 12 Abbildungen im Text.

Dissertation der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin.

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Kahrmann, H. Über parasitäre Doppelmißbildungen am Rücken. Virchows Arch. path Anat. 302, 742–765 (1938). https://doi.org/10.1007/BF02595284

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