Ergebnisse von Grossversuchen an hochbelasteten Belebtschlammanlagen und Tropfkörpern

Zusammenfassung

• 1. In Versuchsanlagen technischer Dimensionen wurde die Abwasserreinigung mit dem Belebtschlammverfahren und mit dem künstlich belüfteten Tropfkörper systematisch untersucht, um vor allem bezüglich der maximalen Leistungsfähigkeit der Systeme Aufschluss zu erhalten. Ferner wurde nach stetigen Beziehungen zwischen Belastung und Qualität des Abflusses gesucht, um Dimensionierungsgrundlagen für hochbelastete Anlagen zu schaffen.

• 2. Es ist möglich, sowohl für das Belebtschlammverfahren wie für den künstlich belüfteten Tropfkörper innerhalb gewisser Genauigkeitsgrenzen stetige Funktionen zwischen der Raumbelastung mit Abwasser bzw. Bsb₅ und derAbflussqualität bezüglich Bsb ₅ aufzustellen, die für die Dimensionierung von Reinigungsanlagen gute Unterlagen bieten (Abwasser mit überwiegend städtischem Charakter und heute gebräuchliche technische Einrichtungen vorausgesetzt).

• 3. Es ist möglich, auch über dieEntfernung eutrophierender Abwasserstoffe (Phosphor, Stickstoff) ziemlich gute Voraussagen für die beiden Reinigungssysteme bei verschiedenen Raumbelastungen zu machen.

• 4. Die vielen Versuche gestatten die Angabe gutbelegter Mittelwerte über die spezifische Überschußschlammproduktion der beiden Verfahren. Für Belebtschlammanlagen konnte eine approximative Funktion für die spezifische Überschußschlammenge (bezogen auf Belüftungsraum) angegeben werden, unter Voraussetzung einer bekannten Raumbelastung mit Bsb₅ und einer Schwebestoffkonzentration im Rohwasser von 90 bis 150 mg/l.

• 5. Hochbelastete Belebtschlammanlagen lassen sich ohne jeden künstlichen Zusatz mit Sicherheit und einwandfreiem Ergebnis betreiben.

• 6. Auf Grund unserer Versuche kommen wir zur Auffassung, dass bei Anwendung des Tropfkörperverfahrens miteinmaligem Abwasserdurchgang nur geringe Raumbelastungen (R _b<0,8 kg Bsb₅/m³.Tag) angewendet werden können, damit Abflüsse erzielt werden, die den Interessen des Gewässerschutzes genügen (auch wenn die Tropfkörper Höhen bis zu 3,5 m aufweisen). Die künstliche Belüftung übt auf die Abflussqualität keinen erkennbaren Einfluss aus und ist auch bei hochgeschichteter Körperfüllung betriebstechnisch nicht notwendig. Die Überdeckung der Tropfkörper gestattet allerdings, eine eventuelle Fliegenplage sicher zu verhindern, doch ist dies auch mittels geeigneter Betriebsweise bei offenen Körpern weitgehend möglich.

• 7 Setzt man eine gleichartige Qualität des Abflusses bezüglich Bsb₅ bzw. Gehalt an organischem und Gesamtstickstoff voraus, so erweist sich der untersuchte, künstlich belüftete Tropfkörper bezüglich Belastungsfähigkeit mit Abwasser und Schmutzstoffen dem Belebtschlammverfahren als stark unterlegen (Abb. 14 und 17).

• 8 Bezüglich der Zusammenhänge zwischen den Reinigungsleistungen unserer Versuchsanlagen, der Qualität der erzielten Abflüsse und der Auswirkung der gereinigten Abwässer in fliessenden Vorflutern verweisen wir im übrigen auf die früheren Arbeiten aus unserem Institute (Wuhrmann, 1951 a, b).