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Über den Einfluß der Erfahrung auf die Wahrnehmung von Figuren

II. Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung figuraler Einprägung und den Einfluß spezifischer Geschensverläfe auf die Auffassung optischer Komplexe

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  1. Die römischen Ziffern setzen die Zahlen aus Untersuchung I, Psychol. Forschg8, fort.

  2. Die übrigens völlig gleichen Bilder — es wurde immer ein- und dieselbe Figur projiziert — wurden meistens als etwas verschieden groß beurteilt.

  3. Die Darbeitung der schwarz auf weiß gezeichneten Figuren erfolgte wieder durch ein Episkop. Projektionsfläche 25 mal 25 cm, Entfernung der Vp. 2 m.

  4. Dasnachträgliche Finden vona inb muß wohl so verstanden werden, daß im Verlauf der Versuche ein gewisser allgemeiner Suchdruck nicht ausbleibt. Bei diesen äußerst einfachen Figuren werden die Vpn. fast schon mit Notwendigkeit zum nachträglichena- inb-Finden geführt, sobald sie nach der Beschreibung des ersten allgemeinen Eindrucks (der das Hauptergebnis darstellt) zur Einzelschilderung über Größe, Raumlage usw. der Figurteile und damit zum Zerlegen der Figur übergehen. Durch das damit bedingte Wissen um das Enthaltensein vona inb wird natürlich für Wiederholung der Prüfung auch mit andern Figuren Tendenz zum weiteren Suchen vona inb geschaffen, was weiderum das nachträgliche Finden begünstigt.

  5. Offenbar hätten wir den gleichen Effekt erzielt, wenn wir überhaupt nichts von kommenden Störungsbildern bemerkt hätten.

  6. Ursprünglich lag es nahe, die Leistungsfähigkeit der Situationswirkung an Figurenreihen mit zunehmender Stärke der Gestaltbindung quantitativ zu bestimmen. Da aber, wie wir sahen, im Verlauf einer Versuchsreihe Verschiebungen von Prüfsituation zu Prüfsituation auftreten, konnten solche Versuche mit Serien vonb-Bildern nicht ohne weiteres durchgeführt werden.

  7. Diese Versuche wurden etwa 1 Jahr später ausgeführt.

  8. Die „Erfahrung” würde hier allerdings nicht allein für sich wirken, aber direkt den Ablauf einer aktiven Analyse beeinflussen.

  9. Die Sachlage zeigt offenbar gewisse Ähnlichkeiten mit der, vonBluma Zeigarnik beschriebenen: Über das Behalten von erledigten und unerledigten Handlung eine Spannung zurück, die später bei der Prüfung wirksam werden kann.

  10. Beobachtungen dieser Art wurden nicht in den hier mitgeteilten Versuchsreihen, sondern in andern gemacht, die in der Hauptsache so ähnlich ausfielen, daß sich ihre Weidergabe erübrigt.

  11. Es ist leicht verständlich, wenn auch ein Übelstand für größere Versuchsreihen, daß Vpn., die gewöhnt sind,a inb zu suchen, eine permanente Umformungs-bereitschaft jeder irgendwie komplizierteren Figur gegenüber zeigen. Anfangs schien es für die Reinheit des Versuchsergebnisses unmöglich, eine Vp. mehrere Male in ähnlichen Versuchen, wenn nicht in großen Zwischenzeiten zu verwenden. Jedoch auch in dieser Hinsicht läßt sich die Versuchssituation beherrschen. So war es in solchen Fällen z. B. von Nutzen, die Vp. sich „tot suchen zu lassen”, hr in mehreren Versuchsstunden immer wieder kompliziertere Figuren zur Beschreibung darzubieten. Auf diese Weise kann man von neuem einigermaßen „naives” Verhalten erreichen und dieselben Vpn. zu ähnlichen Versuchen wieder verwenden.

  12. Unter günstigen Bedingungen verstehen wir eine nicht zu kurze Entstehungszeit, nicht zu großer Sehwinkel und günstige Verteilung der Figurkonturen auf der Projektionsfläche. Natürlich spielen auch subjektive Faktoren, wie etwa Aufmerksamkeitsbereich, Fixationsmoment eine wichtige Rolle. Indessen dürfte die Bedeutung solcher Momente keineswegs weitgehender sein als bei Wahrnehmungsprozessen überhaupt. — Die geschilderten Ergebnisse finden sich vornehmlich bei unbefangenen Vpn. Genauere Mitteilung über die hier in Betracht kommenden Gesichtspunkte wird in einer späteren Arbeit gemacht werden.

  13. Vgl.M. Wertheimer, Untersuchungen zur Lehre von der Gestalt. Teil II. Psychol. Forschg4, 329f. und auchK. Gottschaldt, Teil I. Psychol. Forschg.8, 290f.

  14. Konstanz der Lichtstärke wurde durch Überbelastung der Lampe und durch dauernde elektrische Kontrolle, Ampèremeter und Voltmeter, angestrebt.

  15. Diese Arretierungen waren in der Regel so kurz, daß sie nicht wahrgenommen werden konnten, auf keinen Fall aber den Verlauf des Entstehungsprozesses störten.

  16. Die Zeichnungen stellen wieder die einzelnen figuralen Gegebenheiten während der Entstehung dar.

  17. Diese Ergebnisse machten Kontrollversuche ohne vorhergehendea-Einprägung überflüssig, die ja erst dann notwendig gewesen wären, wenn die Figuren positiv vona her entstanden wären. Auch eine quantitative, genauere Untersuchung war hier, bei den ersten tastenden Versuchen, noch nicht notwendig.

  18. Die Zeichnungen stellen wieder die einzelnen figuralen Gegebenheiten während der Entstehung dar, die Zahlen darunter die jeweiligen Grade der Episkotisteröffnung (Intensitäten).

  19. Auch die ganz andere Anschauung, daß automatische Erfahrungswirkung etwa nur anHomogenität des vorangehenden Versuchsverlaufs gebunden wäre, läßt sich, wie später gezeigt wird, nicht aufrechterhalten.

  20. Glaubt man, daß die Zahl vorhergehendera-Darbietungen zu gering ist, so vgl. man § 10.

  21. Die Zeichnungen stellen wieder die einzelnen figuralen Gegebenheiten während der Entstehung dar, die Zahlen darunter die jeweiligen Grade der episkotisteröffnung (Intensitäten).

  22. Freilich müßten wir dann annehmen, daß eine auch nur angedeutete Suggestion dieser Art bereits stark genug wäre, um die Erfahrungswirkung auszuschließen.

  23. Vgl. S. 16.

  24. Um von vornherein allzu störende Einflüsse von Raum- und Größenein-stellung einigermaßen zu vermeiden, erschienen die Figuren nicht immer an derselben Stelle der Projektionsfläche, sondern waren räumlich etwas verschoben.

  25. Gewöhnlich unterbrach der VI. hier unter irgendeinem Vorwand die Darbietung, schon nach der Reaktion 2 der Vp. (vgl. § 5), da die Gefahr bestand, daß die Erfassung der ganzenb-Figur die feste Regelmäßigkeit der Reihe sich abwechselndera-Figuren stören würde.

  26. Die Auflösung vona im entstehendenb-Komplex zeigt sich darin, daß Teile vona, die nicht strukturell gute Unterganze vonb darstellen, am Erscheinen gehemmt werden.

  27. Vgl. über diese Figur § 6.

  28. Als solche verwendeten wir etwa:F

  29. Die Zeichnungen stellen wieder die einzelnen figuralen Gegebenheiten während der Entstehung dar, die Zahlen darunter die jeweiligen Grade der Episkotisteröffnung (Intensitäten).

  30. Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei übrigens hervorgehoben, daß selbstverständlich von der phänomenalen (nicht der logischen) Struktur des Aufbaus die Rede ist. So gilt das Ergebnis nur unter der Voraussetzung, daß der Geschehensablauf in seiner Gestaltung erfaßt wird.

  31. Ja, es wäre nicht undenkbar, daß man positive Wahrnehmung vona inb erzwingen könnte, ohne daßa auch nur einmal im Versuchsverlauf vorher dargeboten wäre.

  32. K. Marbe, Z. Neur.94, H. 2/3, 366 (1924).

    Google Scholar 

  33. H. Kleint, Arch. f. Psychol.51, 337f.

  34. v. Kries, Z. Psychol.8, 1.

  35. Allerdings haben wir in solchen Entstehungsversuchen routinierte Vpn. verwendet.

  36. Vgl.Lewin, Vorsatz, Wille und Bedürfnis. Psychol. Forschg7, 330f.

  37. Im ganzen wesentlich schwächer als die in Untersuchung I (Psychol. Forschg8) verwendete Gestaltbindung.

  38. Vgl. I, § 8.

  39. Vgl. I, § 9.

  40. Da ja beim direkten Suchena inb meist sofort zu finden ist.

  41. Auch hier gibt es wieder einzelne Figuren, die zu passivem Verhalten drängen, andere, die „aktivieren” (vgl. I § 10).

  42. Die Versuche waren naturgemäß für die Vpn. nicht sehr angenehm. Die plötzlicheb-Darbietung wirkte oft erschreckend, was manchmal Vpn. veranlassen konnte, innerlich „nicht mehr oder nur halb mitzumachen”.

  43. Vgl. auch den folgenden §.

  44. Der Versuch ähnelt dann auch sehr dem in § 14 beschriebenen. Natürlich tritt dasselbe ein, wenn die Vp. infolge einer Ungeschicklichkeit des VI. im voraus merkt, wannb exponiert wird.

  45. Ein Hinweis darauf, woher die schlechtere Wirkung der stark vermehrten Wiederholungen rührt, kann man in der Aussage einer Vp. sehen: „Mit Erleichterung werden die neuen Figuren begrüßt.”

  46. Interessant wäre es, den Einfluß der absoluten Geschwindigkeit zu verfolgen; werden bei ganz schneller oder bei extrem langsamer Reihenfolge die Leistungsunterschiede für verschiedene Reihenlängen fortfallen?

  47. Die Figuren werden auf eine Fläche von der Größe 75×75 cm projiziert, wodurch die Bildkomplexe noch aufgelockerter erschienen (Entfernung der Vpn. 3 m).

  48. Selbstverständlich könnte man mit schärferen Methoden auch zu 100% positiven Fällen gelangen.

  49. Um hinsichtlich der japanischen Schriftzeichen sicher zu gehen, war ein anderer Japaner gebeten worden, einige in der japanischen Sprache gebräuchliche Schriftzeichen auf das Diapositiv zu zeichnen.

  50. Vgl. auch die ähnlichen Beobachtungen beiv. Kries, Z. Psychol.8. Wie sich ein Faktor wie die hier erwähnte „europäische Situation” zu den in unsern früheren Versuchen festgestellten „Situationskräften” verhält, muß gewiß noch näher untersucht werden.

  51. E. Rubin, Visuel wahrgenommene Figuren (S. 6f.).

  52. Für die Durchführung der in Kapitel IV und V zu schildernden Versuche bin ich Fräulein cand. phil.M. Kleinbub zu Dank verpflichtet. Außer technischen Gründen sprachen für einen Wechsel des Vl. vor allem Erwägungen folgender Art: Es bestand die Gefahr, daß ein Vl., der den bisherigen Stand der Ergebnisse kannte, durch ihm selbst unbewußte Äußerungen: Modulation des Stimmfalls usw. die Vp. beeinflußte. Bei einem neuen unbefangenen Vl. waren derartige unbeabsichtigte Suggestionen nicht mehr zu befürchten.

  53. Obwohl die Anzahl der Figuren nicht so groß wie die vonRubin war (er verwendete 54), genügte doch schon diese, um zu einem klaren Ergebnis zu gelangen.Rubin untersuchte 2 Größen von Figuren und erzielte bei beiden gleiche Ergebnisse. Wir konnten uns darauf beschränken, nur mit einer Größe, der kleineren, zu operieren.

  54. Auch unter unsern Figuren befanden sich „ungehorsame” (vgl.Rubin S. 15), die einer Auffassung im Sinne der Einprägungsinstruktion widerstanden.

  55. AuchRubin beobachtete Ähnliches (S. 12 u. 18).

  56. Daran wird die Vp. auch nicht durch eine Instruktion gehindert, die ihr vorschreibt, das Bekanntheitsurteil erstnach dem Urteil über die Auffassung des Bildes zu äußern.

  57. Die BemerkungRubins, daß „Einstellung” in einheitlicher Weise auf dieganze Reihe nacheinander exponierter Figuren (Prüffigurenund Kontrollfiguren) wirken müsse, erscheint mir nicht zwingend. Da das Wiedererkennen einer Figur als einer Eingeprägten selbst bei passivem Verhalten recht häufig eintrat, wäre denkbar, daß jedesmal damit auch die Einprägungsinstruktion aktiviert würde. (Auch diese Aktivierung erfolgt indessen nicht „automatisch”. Vgl. die nächstfolgenden Versuche.) Allerdings verhinderte das Tempo des Urteilsvorganges — die Vp. wurde ja gedrängt, möglichst schnell zu urteilen—genauere phänomenologische Analysen.

  58. Prüffiguren und selbstverfertigte Bilder wurden in bunter Reihe nacheinander projiziert.

  59. Diese Instruktion und damit die Prüfsituation enthielt wohl kaum spezifische, eine etwaige Erfahrungswirkung hemmende Momente. Es wäre schon eine recht gewagte Annahme, wenn man sagen wollte, die Vp. deute die Instruktion so, als solle sie die Prüfbilder in der Fassung sehen, wie sie, abgesehen gerade von der Einprägung, erscheinen würden. (Vgl. auch § 23.)

  60. In der Erwägung, daß die vorhergehende Prüfung der „natürlichen” Auffassung für die Erfahrung hemmend sein könnte, wurde die Vorprüfung bei 2 Vpn. Wex. und Wue. ausgelassen. Für den Vergleich sind aus den übrigen Vorversuchen (104 Einzelprüfungen) statistisch dieAM berechnet, die annähernd Aufschluß über die natürliche Auffassung der Figuren auch für diese Vpn. geben dürften (diese Zahlen sind in Klammern gesetzt).

  61. Man kann übrigens gegen unsere Versuche nicht einwenden, daß sie das „Intensitätsprinzip” vernachlässigen. In vielen Fällen, z. B. bei entstehenden Figuren war die Situation bezüglich der einzelnen α-Darbietungen äußerst intensiv und einprägsam.

  62. Vgl. z. B. die Formulierung vieler Behavioristen.

  63. Vgl.E. Jaensch undJ. Schweitzer, Die Streitfrage zwischen Assoziations-und Funktionspsychologie, geprüft nach eidetischer Methode. Sitzgsber. Ges. Naturwiss. Marburg62, 336f.

  64. Vgl.Köhler, Komplextheorie und Gestalttheorie. Psychol. Forschg6, 358f.

  65. Im allgemeinen verwendeten wir nur für Bestimmung der Grenzleistung der „Situationskraft” stärkereb-Gestalten.

  66. Ähnlich würde dann bei den Entstehungsversuchen ein „größerer Bereich” desb wirken.

  67. Vgl.Lewin-Karsten, Psychol. Forschg10, 142. Die Möglichkeit, daß die „optische Sättigung” und die vonLewin-Karsten beschriebenen Sättigungsvorgänge bei äußerlich recht verschiedenem Charakter innerlich einander verwandt sein könnten, hatW. Köhler gelegentlich erwähnt.

  68. Auch andere Erscheinungen des Sättigungsprozesses kehren hier wieder. So beobachteten wir gelegentlich Gestatzerfall bei extremer „Einprägung” der α-Figuren. Teil I, § 5.

  69. Wenn man demnach die Erklärung der beschriebenen Versuche nach dieser Seite weiter fortführen will, so wird das zunächst in der Form geschehen können, daß man eine Theorie der Entstehung und der dynamischen Eigenschaften von gestalteten Geschehensverläufen entwirft. Wir stehen hier ohne Zweifel vor dem Problem des Gestalteten in der Zeit überhaupt, besonders vor der Frage, auf welche Art die zeitlich verteilt gegebenen Gestaltbedingungen die Verlaufsstruktur mitbestimmen.

  70. Lewin, Das Problem der Willensmessung und das Grundgesetz der Assoziation. Psychol. Forschg2, 138.

  71. J. van der Veldt, L'Apprentissage du Mouvement et l'Automatisme. Louvain1928.

  72. E. Hanfmann, Z. Psychol.105, 147f.

  73. W. Köhler: Gestaltprobleme und Anfänge einer Gestalttheorie. Jber. Physiol. 1922. S. 520–524.

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Gottschaldt, K. Über den Einfluß der Erfahrung auf die Wahrnehmung von Figuren. Psychol. Forsch. 12, 1–87 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02409206

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