Zusammenfassung
1. Wird ein maximal willkürlich angespannter Muskel (oder eine Muskelgruppe) passiv gedehnt, so steigt die Spannung. Diese Spannungszunahme ist bei verschiedenen Personen und bei derselben Versuchsperson unter verschiedenen Bedingungen verschieden gross. Sie liegt durchschnittlich zwischen 20 und 30%, kann aber auch 50–80% erreichen.
2. Die erhöhte Spannung (passive Kraft) kann durchschnittlich 20 Sekunden, unter günstigen Verhältnissen und bei geeigneten Personen bis zu 50 Sekunden über der Spannung gehalten werden, welche bei derselben Muskellänge willkürlich erzeugbar ist (aktive Kraft). Sie kann durch willkürliches Nachlassen der Innervation jeden Augenblick zum Schwinden gebracht werden.
3. Weder die aktive noch die passive Kraft eines menschlichen Muskels ist allein von der Art des Muskels und der Stärke der Innervation abhängig. Es ist vielmehr ausserdem auch die Stellung des Gliedes und die Art der Kraftübertragung von Einfluss. Bei horizontal gestelltem Oberarm ist die Kraft der Beuger im Ellbogengelenk grösser als bei senkrecht nach unten gehaltenem Oberarm. Die Kraft des Oberarmzuges ist, wenn der Zug mit der Hand erfolgt, grösser, als wenn der Zug vom Ellbogengelenk aus gemessen wird.
Literatur
Bethe A. und Franke F., Münch. med. Wochenschr. 1919. S. 201. Abb. 2, Kurve R. — u. L. —.
Zitiert auf S. 74.
Franke F., Pflüg. Arch.184. 300. 1920.
Beck O., Pflüg. Arch.199. 481. 1923.
Gasser, H. S. und A. V. Hill, Proceed. of the Royal Soc.96. 398. 1924.
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Bethe, A. Aktive und passive Kraft menschlicher Muskeln. Ergebnisse der Physiologie 24, 71–83 (1925). https://doi.org/10.1007/BF02321446
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02321446