Zusammenfassung
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1.
Anläßlich einer Grippeepidemie in der Universitäts-Kinderklinik Halle im Frühjahr 1927, die fast das gesamte Personal und zahlreiche Kinder befiel, wurden ausgibige bakteriologische Untersuchungen bei Erwachsenen und Kindern ausgeführt.
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2.
Hierbei wurde der Bacillus influenzae (Pfeiffer) aus dem Sputum der Erwachsenen fast regelmäßig, aus dem der Kinder und Säuglinge sehr häufig gezüchtet und deshalb in Anbetracht der äußeren Umstände als Erreger dieser Grippeepidemie angesprochen.
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3.
Für die durch diesen Bacillus hervorgerufenen Erkrankungen wird versucht, ein charakteristisches Krankheitsbild aufzustellen: Schwere Allgemeinsymptome, Fehlen wesentlicher Lokalsymptome außer circumscripter dunkler Rötung der Gaumenbögen, pertussisähnlicher Husten, keine Komplikationen von seiten der Harnwege, der Ohren und des Darmtraktus.
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4.
Das gesamte Pflegepersonal ist, ganz besonders im Zustand katarrhalischer Erkrankungen, ab und zu auf Pfeiffersche Influenzabacillen durchzuuntersuchen, die positiv Befundenen müssen Schnupfenschleier tragen und sind von schwächlichen Kindern möglichst ganz fern zu halten. Die positiv befundenen Kinder — mindestens hustende Kleinkinder — sind nach Möglichkeit zu isolieren.
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5.
Es wird aus prophylaktischen Gründen vorgeschlagen, unter Außerachtlassung epidemiologischer Gesichtspunkte die Bezeichnung “Influenza vera” nicht für die pandemische Grippe zu reservieren, sondern auf alle durch denInfluenzabacillus hervorgerufenen Erkrankungen anzuwenden.
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Barth, E., Herbst, R. & Neumann, H. Über eine durch Influenzabacillen verursachte Grippeepidemie in der Universitätskinderklinik Halle. Z. Kinder-Heilk. 46, 291–302 (1928). https://doi.org/10.1007/BF02248370
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