Zusammenfassung
Durch Nachforschungen am gesamten Syphilismaterial der Münchener Universitätskinderklinik aus den Jahren 1887–1906 gelang es,40 Kongenital-Luetische im zeugungsfähigen Alter zu ermitteln und einer Nachuntersuchung bzw. Katamnese zugänglich zu machen. Besondere Berücksichtigung fanden die Fortpflanzungsverhältnisse der Kongenital-Luetischen, sowie die Beschaffenheit ihrer Nachkommen.
Die Lues war in den meisten Fällen seit der Kindheit latent geblieben, obwohl die WaR. oft noch bis in höheres Alter sich positiv erhielt.
Die Fruchtbarkeit der Kongenital-Luetischen erwies sich als nicht herabgesetzt; das Verhältnis von Reifgeburten zu Aborten bzw. Frühgeburten war nicht anders als bei Gesunden.
Die körperliche und geistige Verfassung der lebenden Nachkommen (insgesamt 42) war nach Zahl und Art nicht anders als bei einem nicht syphilitischen Durchschnittsmaterial.
Syphilis als solche ließ sich in der 3. Generation in keinem Fall nachweisen.
Eineparakinetische Keimschädigung durch Lues war also unter den gegebenen Verhältnissen (lange Einwirkung der Lues ohne eingreifende Behandlung) in keiner Weise deutlich oder auch nur zu vermuten.
Wir sind der Ansicht, daß man den Begriff “luetische Blastophthorie” im klinisch-praktischen Gebrauch als nicht erwiesen, vorläufig außer Betracht lassen soltte.
Literaturverzeichnis
Siehe auchO. Mack: Über das spätere Schicksal kongenital-luetischer Kinder. Diss. München 1926.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Husler, J., Wiskott, A. Syphilis und Keimverderbnis. Z. Kinder-Heilk. 43, 555–565 (1927). https://doi.org/10.1007/BF02225428
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF02225428