Zusammenfassung
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1.
Die vonDold undWeigmann bzw.Dold undIgnatius in verschiedenen Sekreten (Speichel, Nasensekret) gefundenen antibakteriellen Hemmungsstoffe (Inhibine) ließen sich auch in der unter sterillen Kautelen entnommenenMilch (Kuhmilch und Frauenmilch) nachweisen, und zwar sowohl gegenüber etwa vorhandenen „Eigenbakterien”, als auch gegenüber künstlich zugeführten Bakterien wie Diphtherie- und Pseudodiphtheriebacillen, Staph. pyogenes aureus, M. tetragenus, B. coli, B. typhi und paratyphi, B.Bang, B. prodigiosum, B. pyocyaneus, V.Metschnikoff, V. cholerae, B. subtilis, B. mesentericus, B. mycoides, B. anthracis u. a. m. Zur Demonstration der antibakteriellen Hemmungswirkung ist die zum Nachweis bactericider Substanzen übliche Methodik, insbesondere die Einsaatmethode nicht geeignet. Bei Nachprüfungen ist die von uns angegebene Methodik genau zu beachten.
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2.
Der Wirkungsgrad der Inhibine der Milch war gegenüber den verschiedenen Bakterienarten verschieden.
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3.
Die Inhibine der Milch zeigten im wesentlichen die gleichen Eigenschaften wie die der früher untersuchten Sekrete (Speichel und Nasensekret). Sie sind thermolabil und lagerempfindlich. Der Grad der Thermolabilität der Inhibine ist gegenüber verschiedenen Bakterienarten verschieden.
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4.
Kurz dauernde Erhitzung der Milch bis auf 80o vernichtete die Inhibine nicht. Der Schwund der Inhibine begann bei kurz dauernder Erhitzung über 80o.
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5.
Die Beobachtung, daß das unter sterilen Kautelen entnommene, also keimarme bis sterile Milchsekret (Kuhmilch und Frauenmilch) mindestens die gleiche, meist sogar eine stärkere antibakterielle Hemmungswirkung besitzt wie die relativ bakterienreichen Sekrete (Speichel, Nasensekret), und daß diese Hemmungswirkung der Milch (ebenso wie die des Speichels und Nasensekretes) mit steigendem Bakteriengehalt nicht zu-, sondern abnimmt, ist (neben den früher angegebenen Gegengründen) ein weiterer Gegenbeweis gegen die Annahme, die von uns festgestellte antibakterielle Wirkung des Speichels beruhe lediglich auf Bakterienantagonismus.
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6.
Außer den antibakteriellen Hemmungsstoffen (Inhibinen) konnten wir in der rohen, frischen Milch auch antibakterielle Wandlungsstoffe (Mutine) nachweisen, die z. B. bewirken, daß farbstoffbildende Bakterien, wie B. pyocyaneus, B. prodigiosum, Staph. pyogen. aureus, ihr Farbstoffbildungsvermögen vorübergehend mehr oder weniger vollständig verlieren. Diese Mutine sind thermoresistenter als die Inhibine.
Schrifttum
Dold, H. u.F. Weigmann: Z. Hyg.116, 158 (1934).
Dold, H.: Der Biologe, S. 233. 1934.
Dold, H.: Zbl. Bakter. I Orig.135, Beih. (1935).
Dold, H., W. Lächele u.Du Dscheng Hsing: Z. Hyg.118, 369 (1936).
Ignatius: Z. Hyg.118, 445 (1936).
Clauberg: Zbl. Bakter. I Orig.134, 96 (1935).
Besta u.Kuhn: Z. Hyg.116, 520 (1934), fernerClauberg, l. c.: Zbl. Bakter. I Orig.134, 96 (1935).
Schäfer, W.: Zbl. Bakter. I Orig.135, 458 (1936).
Dold u.Weigmann: Zbl. Bakter. I Orig.136, 383 (1936); vgl. auchWeigmann u.Koehn: Z Hyg.118, 516 (1936).
Allmendinger, W.: Inaug.-Diss. Tübingen 1936.
Wizemann, E.: Inaug.-Diss. Tübingen 1937.
Kleinen, C.: Inaug.-Diss. Tübingen 1937.
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Dold, H., Wizemann, E. & Kleinen, C. Über antibakterielle Hemmungsstoffe (Inhibine) und antibakterielle Wandlungsstoffe (Mutine) in der frischen, rohen, unter sterilen Kautelen entnommenen Milch (Kuhmilch und Frauenmilch). Zeitschr. f. Hygiene. 119, 525–538 (1937). https://doi.org/10.1007/BF02177646
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02177646