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Ausbreitung und Verlauf der Grippeepidemie 1933 in Abhängigkeit von meteorologischen und geographischen Faktoren

Eine geomedizinische Untersuchung

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Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Der Ablauf der Grippeepidemie in Deutschland im Januar und Februar 1933 unterlag bestimmten Witterungseinflüssen, die auch bei verschiedenen anderen Krankheiten eine auslösende Rolle spielen.

  2. 2.

    Die meteoropathisch wirksamen Wetterlagen sind verschiedener Natur; es handelt sich sowohl um Kaltfornten als auch um Warmfronten, um dynamische Erwärmung oberhalb anticyclonaler Inversionen wie auch um das Vordringen des winterlichen Festlandhochs mit zusammensinkenden Kaltluftmassen.

  3. 3.

    Die Wirkung der krankheitsauslösenden Wetterlagen kann nicht in allen Fällen auf einen “absteigenden Luftstrom” im SinneFlachs zurückgeführt werden; die Frage nach ihrer Wirkungsweise bleibt noch völlig offen.

  4. 4.

    Die zeitliche Aufeinanderfolge, in der die verschiedenen Städte eines größeren Gebiets von der Seuche befallen werden, gibt eine bestimmte Wanderungsrichtung der Epidemie zu erkennen.

  5. 5.

    Die Ausbreitung der Epidemie erfolgt dabei nicht längs der Verkehrswege und hängt nicht von der Intensität des Verkehrs ab. Größere Verkehrszentren werden von ihr durchaus nicht bevorzugt.

  6. 6.

    Die gleichzeitig und schlagartig in verschiedenen Orten des von der Seuche ergriffenen Gebiets auftretenden Schübe der Epidemie beweisen die geringe Bedeutung der Kontaktinfektion für die Ausbreitung und den Ablauf der Grippeepidemie.

  7. 7.

    Die absolute Höhe der Erkrankungen an Grippe ist für jeden einzelnen Ort verschieden, sie richtet sich nach der räumlichen Dynamik der Epidemie. Dabei ist die Lage des Ortes im geographischen Raume von besonderer Bedeutung.

  8. 8.

    Die Ausbreitung der Epidemie über ein bestimmtes Gebiet, die weder durch bakteriologische, noch durch meteoropathologische Untersuchungen allein erklärt werden kann, folgt uns noch unbekannten Gesetzen, in denen neben den Einflüssen der Atmosphäre auch die Bodengestalt eine Rolle spielt und deren Beschreibung nur durch eine ganzheitliche Betrachtung im geomedizinischen Sinne erfolgen kann.

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Literaturverzeichnis

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  3. Bearbeitet von Dr. phil. nat.Hermann Flohn, jetzt Sachbearbeiter im Reichsamt für Wetterdienst, und Dr. med. habil.Helmut J. Jusatz, jetzt wissenschaftliches Mitglied der Preuß. Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene in Berlin-Dahlem.

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  5. Nach Fertigstellung der vorliegenden Untersuchung finden wir eine weitere Bestätigung durch die Zahlenangaben vonH. Höring: Verh. dtsch. Ges. inn. Med.1933, 393f. für Kiel. Das allerdings zu geringe Material der Kieler Klinik (insgesamt nur 173 Patienten) weist den Hauptgipfel ebenfalls am 24. auf.

  6. Sehr deutlich in: Synoptische Bearbeitungen (des Polarjahres, Januar 1933), herausgegeben von der Frankfurter Wetterdienststelle 1934.

  7. Die vonM. Gundel u.O. Hoelper (Balneologe2, 533 [1935]) nach Abschluß unserer Arbeit veröffentlichten Erkrankungsziffern an Grippe aus dem Material der O. K. K. Aachen zeigen ebenfalls einen starken Anstieg am 31. 1 (180 Neuerkrankungen gegenüber 108 bzw. 116 an den beiden vorhergehenden Tagen).

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  8. Ebenso zeigt Aachen am 4. 2. mit 209 Krankmeldungen den Gipfel den Epidemie (nach.M. Gundel u.O. Hoelper: Balneologe2, 540 [1935]).

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  12. Diese Wetterform läßt sich noch am ehesten der in der meteoropathologischen Literatur fast zu oft erwähnten Okklusion vergleichen. Es handelt sich meist um stationäre Hochs. Die “Warmschale” ist allerdings hierbei außerordentlich trocken.

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  14. Eine erst nach Abschluß unserer Untersuchung eingesehene Arbeit vonF. Baur [Z. angew. Meteor.1933, 139) bringt eine sich in das von uns gegebene Gesamtbild gut einfügende Statistik von Frankfurt/M.-Rödelheim. WennBaur die Zusammenhänge zwischen Grippe und Wetter nur an Hand eines Luftkörperkalenders nicht klar erkennen konnte, so zeigt unsere Arbeit wohl deutlich, daß eine derartige Methode allein zur meteoropathologischen Analyse nicht ausreicht, sondern der Ablauf des Wetters in seinem dreidimensionalen Aufbau betrachtet werden muß.

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Eckardt, E., Flohn, H. & Jusatz, H.J. Ausbreitung und Verlauf der Grippeepidemie 1933 in Abhängigkeit von meteorologischen und geographischen Faktoren. Zeitschr. f. Hygiene. 118, 64–91 (1936). https://doi.org/10.1007/BF02177495

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