Wirkung mehrtägigen Sauerstoffmangels auf Wachstum und Struktur der Rattennagezähne

Zusammenfassung

• 1. Ratten wurden einem Sauerstoffmangel entsprechend einer Höhe von 7000 m in der Unterdruckkammer über 4–34 Tage ausgesetzt. An den Nagezähnen wurden in 2tägigem Abstand gemessen: Längenwachstum, Abnutzung und in einem Teil der Fälle die Länge der extraalveolären Nagezähne. Anschließend wurden die Zähne histologisch untersucht (H.-E.-Präparat und Schliff).

• 2. Als erste Wirkung des Sauerstoffmangels fand sich eine Zunahme des Längenwachstums, häufig unter Abnahme der Abnutzung und eine Vergrößerung der Zahnlänge. Nach einigen Tagen kommt es gewöhnlich zur Wachstumshemmung. Bei längerer Höhenanpassung werden nach einigen Schwankungen Wachstum und Abnutzung wieder normal. Als Ursache der primären Wachstumssteigerung kommt in Betracht: Abnahme des Kaudruckes infolge Dyspnoe.

• 3. Außer diesen Schwankungen fanden sich vielfach Anzeichen einer Wachstumshemmung, die als Grundwirkung des O₂-Mangels betrachtet werden kann.

• 4. Histologisch zeigte sich, als auffallendster Befund nach längerem Höhenaufenthalt, ein mäßig irreguläres Orthovasodentin. Das im H.-E.-Präparat stark basophil gefärbte „Höhendentin” bot — auch im Schliff —keine Anzeichen ungenügender Mineralisierung.

• 5. Die Vasodentinbildung ist offenbar Teil einer allgemeinen Vascularisierung, die in vielen Organen höhenangepaßter Tiere und Menschen beobachtet worden ist. Die physiologische Bedeutung dieses sonst verständlichen Anpassungsvorganges ist für das Dentin nicht bekannt.