Allgemeine Schlußfolgerungen
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1.
Chordome sind Geschwülste, welche infolge Anaplasie der transformierten embryonalen Reste der Chorda dorsalis entstehen. Vom Standpunkt der gegenwärtigen Onkologie sind sie als entodermale Progonoblastome im Sinne vonMathias undPetrow zu betrachten.
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2.
Klinik der Chordome ist vorzugsweise die Nervenklinik.
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3.
Entscheidende Rolle in der Klinik der Nervenstörungen spielen bei den Chordomen: die Lokalisation, die Ausdehnung, die Richtung sowie der Charakter des Chordomwachstums in bezug auf das Nervensystem.
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4.
Kompliziertheit der Beziehungen zwischen dem Geschwulstgewebe, der Chordome und dem Nervensystem bestimmt die Hinische Mannigfaltigkeit der Erscheinungen seitens dieses letzteren und die Möglichkeit, daß ein Chordom das Bild einer Systemerkrankung des Nerven-systems vortäuschen könne.
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5.
Die hervorstechendsten Symptome kranialer Chordome des Clivus Blumenbachii sind die Augensymptome im Beginn der Erkrankung und die Bulbärerscheimmgen am Ende derselben.
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6.
Bei Diagnostik der Chordome hat die Röntgenuntersuchung eine wichtige Bedeutung.
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7.
Alle Chordome, mit unbedeutenden Ausnahmen, sind in klinischer Hinsicht als bösartig anzusehen. Den Grund dafür bilden: a) ihre Lokalisation; b) das destruktiv-infiltrative Wachstum und c) die große Neigung zu postoperativen Rezidiven.
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8.
Als Maß für ihre Bösartigkeit in pathologisch-anatomischer Beziehung können vorläufig folgende Momente dienen: 1. Metastasen; 2. große Mengen Mitosen; 3. Vorhandensein einer mehr minder großen Menge von Proliferationszentren: 4. Carcinomatöser Wachstumstypus; 5. Polymorphismus der zelligen Geschwulstelemente.
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9.
Die Frage, ob als Maß der Chordombösartigkeit a) die Glykogenmenge in deren Gewebe und b) Menge der schleimähnlichen Zwischenzellsubstanz anzusehen seien, ist einstweilen noch als unentschieden zu betrachten
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Machulko-Horbatzewitsch, G.S., Rochlin, L.L. Klinik, Pathomorphologie und Histogenese der Chordome. Archiv f. Psychiatrie 89, 222–262 (1930). https://doi.org/10.1007/BF02030535
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