Doppelseitige Facialislähmung bei Parotitiden, die mit Symptomen infektiöser Polyradiculoneuritis verlaufen

Zusammenfassung

Es werden drei Fälle von infektionsartiger, subakut verlaufender und mit polyradikuloneuritischen Symptomen einhergehender Erkrankung beschrieben, bei denen das hervorstehendste Symptom die Diplegia facialis war. Auf Grund der gleichzeitig bestehenden leichten entzündlichen Erscheinungen seitens der Ohrspeicheldrüsen, wird die betreffende Erkrankung mutmaßlich als eine abortive Form der epidemischen Parotitis aufgefaßt. Für den dritten Fall (den eines Knaben), wo außerdem noch eine Komplikation seitens des Hodens vorlag, ist diese Diagnose ohne weiteres gesichert. Einschlägige Fälle aus dem Schrifttum, die das Vorkommen von Polyneuritiden bei epidemischer Parotitis bestätigen, werden als eine weitere Stütze zur Erklärung der Fälle herangezogen: Was die Facialislähmung betrifft, so ist diese am wahrscheinlichsten mit der Drüsenerkrankung in unmittelbare Verbindung zu bringen (peripherische Facialisneuritis infolge von Ausbreitung des Krankheitsprozesses auf den Facialisstamm von der primär erkrankten Gl. parotis). Die Tatsache selbst verliert aber deswegen nicht an Bedeutung, da ja die Facialislähmung auch bei ausgesprochenem „Mumps“ eine relative Seltenheit ist und für einige Fälle auf eine besondere Affinität des Krankheitsvirus zu dem Facialisstamm hinweist. Der Umstand verdient auch von einem anderen Standpunkte aus Beachtung, nämlich im Zusammenhang mit der zuerst von Herzog erwogenen Möglichkeit, daß in gewissen Fällen von Facialislähmung die gleichzeitig bestehende Affektion der Ohrspeicheldrüsen übersehen wird. Der allgemeine Charakter der Erkrankung (unter anderem der Blutbefund), scheint in unseren Fällen die auch sonst für die epidemische Parotitis gemachte Annahme einer filtrierbaren, durch neurotrope Eigenschaften gekennzeichnete Virusart zu stützen.