Zusammenfassung
Untersuchungen über die natürlichen Standortsverhältnisse derVictoria regia im Amazonas-Gebiet haben bestätigt, daß diese Pflanze im Rhythmus ihrer vegetativen Entfaltung an die Pegelschwankungen der Flüsse gebunden ist und sich nur bei steigendem Wasserstand, also zwischen Dezember und Juni entwickelt. Von Juli bis November ist die Pflanze an der Wasseroberfläche nicht sichtbar.
Zu dieser Bindung an den Wasserstand kommt eine Bindung an den Wasserchemismus, da die Pflanze nur in elektrolytreichen Weißwässern, nicht aber in den sauren, extrem elektrolytarmen Schwarzwässern gedeiht.
Am natürlichen Standort öffnen sich die Knospen bei Sonnenuntergang, also etwa um 18 Uhr, wobei der Öffnungsvorgang etwa 30 min dauert. Eine Verdunkelung der Knospen durch Stanniolpapier während des Tages von beliebiger Dauer bleibt unwirksam, sofern diese Verdunkelung vor 16 Uhr fällt. Nach dieser Zeit genügen 30 min Verdunkelung für das Aufblühen. Hinsichtlich des Lichtes erfolgt also etwa um 16 Uhr eine Umstimmung der Empfindlichkeit der Knospe.
Abgeschnittene und in Wasser gestellte Knospen reagieren ebenso. Auch im Münchner Gewächshaus besteht eine enge Beziehung zwischen Sonnenuntergang und Knospenöffnung. Diese erfolgt an klaren Tagen im Juni etwa um 20 Uhr, im September um 1830 Uhr. Der Vorgang des Aufblühens dauert im Gewächshaus jedoch 60–90 min.
Nächtliche Beleuchtung genügender Stärke erzwingt ein Geschlossenbleiben blühbereiter Knospen. Es kommt jedoch zu einer Akkumulation der Blühbereitschaft, die schließlich zur Blütenöffnung im vollen Tageslicht des nächsten Tages führt. Die Rotfärbung der Petalen ist vom Zeitpunkt der Blütenöffnung unabhängig.
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Gessner, F. Die Blütenöffnung derVictoria regia in ihrer Beziehung zum Licht. Planta 54, 453–465 (1960). https://doi.org/10.1007/BF01990003
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