Abstract
Die Behandlung lebender Zellen mit der Zentrifuge veranlaßt in ihnen eine Verlagerung der toten und lebenden Bestandteile, wofern diese verschiedenes spezifisches Gewicht haben. Eine Verlagerung wird mit um so geringeren Zentrifugalkräften zu erreichen sein, je größer der Unterschied im spezifischen Gewicht benachbarter Teile ist, und je geringer diejenigen Kräfte sind, welche einer Bewegung der Teilchen entgegenwirken. Ihre Bewegung wird durch hohe Viskosität, andererseits durch Adhäsion an anderen Teilen, z. B. an der Membran, beeinflußt.
Im folgenden soll von den durch Zentrifugenbehandlung erreichbaren Verlagerungen der Bestandteile lebender Zellen die Rede sein, sowie von den inneren und äußeren Faktoren, welche auf die Verlagerung Einfluß gewinnen können.
Alle meine Untersuchungen wurden an den Geweben der Zwiebelschuppen (Allium cepa) ausgeführt. Ich ließ die Zentrifuge zunächst auf dünne, mit einer scharfen Rasierklinge abgeschnittene Epidermislamellen wirken und verfuhr dabei derart, daß ich die Schnitte mit einem Wattebausch in halb mit Wasser oder Lösungen gefüllten Köhren in einem Abstand von ca. 15 cm vom Zentrum in fixe Lage brachte. Weiterhin wurden aus den Zwiebelschuppen Gewebeprismen herausgeschnitten und zentrifugiert. Schließlich wurden auch ganze, intakte Zwiebeln geschleudert und die Zentrifugenwirkung an den aus ihnen angefertigten Epidermisschnitten geprüft.
Neben frischen turgeszenten Epidermiszellen wurden in weiteren Versuchsserien Epidermisschnitte, die vorher mit verschiedenen Plasmolyticis behandelt worden waren, der Zentrifugenbehandlung ausgesetzt.
Die Zentrifugenschnelligkeit schwankte zwischen 1200 und 3000 Umdrehungen in der Minute, entsprechend einer Fliehkraft von 375 bis 1500 g. Die Wirkungsunterschiede sind innerhalb dieser Grenzen bedeutungslos wie mehrere Versuche gezeigt haben; meistens habe ich mich mit einer Schnelligkeit von 1500 Umdrehungen begnügt.
Similar content being viewed by others
Literaturverzeichnis
Andrews, F. M., 1903. Die Wirkung der Zentrifugalkraft auf Pflanzen. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 38, S. 11.
—, 1915. Ebenda Bd. 56, S. 221.
Bünning, E., 1926. Untersuchungen über die Koagulation des Protoplasmas bei Wundreizen. Bot. Arch. Bd. 14, S. 138.
Gardiner, W., 1884. On the continuity of the protoplasm. Arb. bot. Inst. Würzburg Bd. 3, S. 52.
Hansteen-Cranner, B., 1919. Beiträge zur Biochemie und Physiologie der Zellwand und der plasmatischen Grenzschichten. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. Bd. 37, S. 380.
Heilbronn, A. L., 1912. Über Plasmaströmungen und deren Beziehung zur Bewegung umlagerungsfähiger Stärke. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. Bd. 30, S. 142.
Heilbrunn, L. V., 1928. The Colloid Chemistry of Protoplasma. Protoplasma-Monographien 1. Berlin.
Küster, B., 1918. Über Vakuolenteilung und grobschaumige Protoplasten. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. Bd. 36, S. 283.
-, 1929. Pathologie der Pflanzenzelle. Teil I. Pathologie des Protoplasmas. Berlin.
—, 1932. Über Bildung semipermeabler Kernmembranen. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. Bd. 50, S. 350.
Linsbauer, K., 1933. Untersuchungen über Plasma und Plasmaströmungen anChara-Zellen. Protoplasma Bd. 18, S. 554.
Martens et Chambers, 1932. Etudes de microdissection. V. Les poils staminaux deTradescantia. La Cellule Bd. 41, S. 131.
Milovidov, P. F., 1930. Einfluß der Zentrifugierung auf das Vakuom. Protoplasma Bd. 10, S. 452.
Mottier, D. M., 1899. The Effect of Centrifugal Force upon the Cell. Ann. of Bot. Bd. 13, S. 341.
Pekarek, J., 1933. Absolute Viskositätsmessungen mit Hilfe der Brownschen Molekularbewegung. V. Mitteilung. Plasmolyse und Zellsaftviskosität. Protoplasma Bd. 18, S. 1.
Pfeffer, W., 1904. Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. Leipzig Bd. 2, S. 788.
Seifriz, W., 1928. New material for microdissection. Protoplasma Bd. 3, S. 191.
Timmel, H., 1927. Zentrifugenversuche über die Wirkung chemischer Agenzien, insbesondere des Kaliums auf die Viskosität des Protoplasmas. Protoplasma Bd. 3, S. 197.
Weber, F., 1921. Das Fadenziehen und die Viskosität des Protoplasmas. Österr. bot. Zeitschr. Bd. 70, S. 172.
—, 1924. Plasmolyse und Plasmaviskosität. Ebenda Bd. 73, S. 261.
—, 1925. Über die Beurteilung der Plasmaviskosität nach Plasmolyseform, Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 42, S. 146.
—, 1929. Zentrifugierung und Protoplasmaviskosität. Protoplasma Bd. 7, S. 444.
Additional information
Seinem Leiter, Herrn Professor Dr. Küster, möchte ich hiermit meinen herzlichsten Dank für sein stetes Entgegenkommen aussprechen.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Jungers, V. Die Verlagerungsfähigkeit des Zellinhaltes der Zwiebelschuppen von Allium cepa durch Zentrifugierung. Protoplasma 21, 351–361 (1934). https://doi.org/10.1007/BF01984526
Received:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01984526