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Zur pathologischen Anatomie der Augenlepra

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Literaturverzeichniss

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  9. Dr. L. Borthen und H. P. Lie, Die Lepra des Auges. Leipzig 1899.

  10. Es mag angebracht erscheinen, hier zum Vergleich auf die Histologie der Lepra der äusseren Haut zu verweisen. Und zwar ziehen wir das charakteristische Element der Hautlepra heran, das Cutis-Leprom. Wir haben es bei demselben mit einem diffusen Granulom zu thun, dessen Besonderheit einmal in seiner Beschränkung auf den bindgegewebigen Theil und speciell auf das Saftcanalsystem der Haut beruht, sodann in der mächtigen Wucherung der Organismen, deren Anzahl alles übertrifft, was wir sonst bei Infectionskrankkeiten zu finden gewohnt sind. Diesem Bestandtheil gegenüber kommt die eigentliche Granulomwucherung nicht entfernt an Masse und Bedeutung gleich, und das Hauptinteresse knüpft sich daher nicht sowohl an die Schicksale und weiteren Veränderungen dieser Zellen, als der Organismen selbst, speciell ihrer mit starker Volumvermehrung einhergehenden Verschleimung. Aus dem Zurücktreten des zelligen Elementes und der Präponderanz der im Bacillenschleim zur Ruhe gekommenen Organismen erklärt sich aufs Einfachste die merkwürdige Indolenz und relative Gutartigkeit dieser Neubildungen. Neuere Untersuchungen haben Unna gelehrt, dass es gelingt, den Bacillenschleim in nach seiner Auffassung abgestorbene Bacillenleiber aufzulösen. (Monatsschr. f. prakt. Dermatologie. Bd. 26. Nr. 1.) Das collagene Gewebe wird zunächst auseinandergedrängt und durch ERweiterung aller Spalten aufgefasert. Die einzelnen Fibrillen schwinden theils mit Auftreten dieser Zellenwucherungen, theils in zunehmendem Maasse durch den Druck der Bacillenmassen. Das elastische Gewebe geht im Bereich der Neubildung völlig unter.

  11. Da der Patient an complicirender Lungentuberculose gestorben ist, ist die Frage nach der Differentialdiagnose zwischen Lepra und Tuberculose am Platze. Durchgreifende Unterschiede im tinctoriellen Verhalten des einzelnen Lepra- bezw. Tuberkelbacillus existiren noch nicht Verfasser glauben, das um so bestimmter aussprechen zu dürfen, als der eine von ihnen als Referent für den Leprabacillus in den Jahresberichten von Baumgarten die Arbeiten, welche differential-diagnostisch Tuberkel- wie Leprabacillen behandeln, hinreichend kennt. Für Lepra in dem vorliegenden Fall spricht — abgesehen von der Thatsache, dass das afficirte Auge einem Leprösen entstammt — Menge und Anordnung der Bacillen in erster Reihe. Die enorme Zahl der Bacillen, ihre cigarrenbundähnliche Anordnung, das Vorkommen von verschleimten einerseits bacillen-, andererseits kernhaltigen Klumpen, die von ihnen besorgte Austapezirung der Lymphbahnen, die durch sie bedingte einförmige diffuse Infiltration, das Fehlen von Riesenzellen und von Verkäsung, das Missverhältniss zwischen Zahl der Bacillen und Stärke der Reaction des befallenen Gewebes — dieses zusammen genommen giebt uns die sichere Entscheidung in die Hand. Wo es sich bei der Tuberculose um eine diffuse entzündliche Infiltration ohne einzelne Tuberkel handelt, ist ohne Bacillennachweis die histologische Diagnose überhaupt nicht zu führen. Wie weit solche diffuse, tuberculöse Infiltrationen beim Auge vorkommen, mag vor der Hand dahin gestellt bleiben. Von besonderem Interesse erscheinen uns hier die Untersuchungen von Zimmermann (v. Graefe's Arch. f. Ophthalm. Bd. XLI. S. 215 u. Bd. XLIV. S. 258), über einen Fall von Keratitis parenchymatosa tuberculosa. Anatomisch bot der Fall eine ausgesprochene Tuberculose der Hornhaut, Lederhaut, Regenbogenhaut und Bindehaut. Die hinteren Abschnitte des Auges erwiesen sich übrigens, abgesehen von einem einzigen zweifelhaften Heerde in der Netzhaut, ganz frei von Tuberculose. Indem wir von einer Wiedergabe der interessanten histologischen Details der Arbeit Abstand nehmen, sei hier nur erwähnt: 1. dass Verfasser eine endogene Infection nachweist und den Beginn der Erkrankung an dem äusseren Skleralbord resp. in die Lederhaut verlegt, welche in der Art der continuirlichen Propagation von tuberculösen Wucherungen inficirt wurden, die selbst in nächster Umgebung der vorderen Ciliargefässe zu erkennen waren. 2. Dass histologisch die Diagnose gegeben war durch die massenhaften typischen Tuberkel mit Riesenzellen (auf einzelnen Schnitten bis zu 25!). Trotz Durchsicht vieler Schnitte fanden sich nur spärliche Bacillen. Es sei hier übrigens verwiesen auf die Demonstration von Schäffer zur Frage der visceralen Lepra auf der Lepraconferenz 1897. Schäfer hat Veranlassung genommen, an der Hand eines 17 Sectionen (die Arning in Honolulu ausgeführt hatte) entstammenden Materiales die Differentialdiagnose, ob Lepra, ob Tuberculose, zu erörtern. Für Schäffer ist das Hauptcharakteristicum des leprösen Gewebes die Leprazelle Neisser's. Nach Schäffer finden wir in der leprösen Neubildung niemals circumscripte Heerde von der Structur der Tuberkel, niemals die geringste Andeutung von Verkäsung, selbst dann nicht, wenn die Bacillen in noch so zahlreicher Menge das Gewebe durchsetzen. Ausnahmsweise kommt noch die typische Langhans'sche Riesenzelle vor; nicht ohne Weiteres darf sie differentialdiagnostisch verwandt werden. Nicht scharf genug kann betont werden, dass bei dem typischen Tuberkel die Zahl der Tuberkelbacillen im Missverhältniss zu der starken Gewebsreaction und dem destructiven Charakter des von ihm ausgelösten Processes steht. Für die Annahme einer Mischinfection von Tuberculose und Lepra innerhalb des Auges in dem vorliegenden Falle liegt schon aus klinischen Gründen keinerlei Anhalt vor.

  12. Worauf es bei dem Streite um die Leprazelle ankommt, ist aus der Discussion über den Franke'schen Vortrag in der biologischen Section des Hamburger ärztlichen Vereins zu ersehen. Wir geben das Protokoll (Münch. med. Wochenschr. S. 1906. 1899. S. 1753), abgekürzt wieder. Bei der Demonstration von Mikrophotogrammen, die von zwei Leprafällen stammten, wies Herr Fränkel darauf hin, dass die Frage, ob die von Virchow sogenannten „Leprazellen“ wirklich Zellen sind, oder, wie Unna annimmt, als circumscripte Bacillenanhäufungen in Lymphspalten anzusehen sind, noch viel umstritten sei. Ein grosser Theil der „Leprazellen“ stellte sich in seinen Präparaten sicher als reine Bacillenanhäufung in freien Lymphspalten oder veritablen Lymphräumen dar. Auch die Endothelien der letzteren waren theilweise selbst mit Leprabacillen angefüllt. Zellig exsudative Zustände traten in seinen Präparaten durchaus in den Hintergrund, wenn auch bacillenhaltige Zellen sicher vorkamen, wie z. B. an Pulpazellen der Milz sich nachweisen liess. Ob sich aus diesen Zellen sog. „Leprazellen“ entwickeln können, wollte er nicht verneinen, konnte es aber an seinen Präparaten nicht sicher nachweisen. Herr Delbanco betonte, dass aus den Fränkel'schen Photogrammen klar hervorgeht, dass die Gebilde, an welche der eigentliche Streit um die Leprazelle anknüpft, Bacillenausgüsse von Lymphgefässen sind. Es handelt sich bei der Streitfrage durchaus nicht um den einzelnen Bacillus im Protoplasma, sondern um die Entscheidung der Frage, ob das Zellprotoplasma oder die Lymphbahn der Nährboden des Bacillus ist, der Nährboden, in dem der Bacillus zu Colonieen anwächst. Redner hat selbst die Streitfrage kürzlich so formulirt: Kommt das bekannte Bild von bacillenhaltigen, kernlosen oder kernhaltigen Klumpen im Lepragewebe, die keine specifische Protoplasmafärbung annehmen, und von Neisser, Hansen u. A. für degenerirte Bindegewebszellen mit Bacillen in ihrem Leibe erklärt werden, nicht vielmehr, wie Unna seit 1886 behauptet, durch degenerirte und dabei aufgequollene Bacillenklumpen zu Stande, welche öfters, aber durchaus nicht immer, nackte Kerne atrophischer Bindegewebszellen einschliessen? Das ist aber eine Frage von weitreichender biologischer Bedeutung. Denn anders ausgedrückt, heisst sie: Ist der scharfe Contour dieser unter Umständen kernhaltigen Klumpen eine protoplasmatische, thierische Membran oder nicht vielmehr der Randsaum von mehr oder weniger verschleimten Bacillenhaufen? Zwischen untergegangenem thierischen Zellprotoplasma und pflanzlichem Material ist also die Entscheidung zu treffen. Die ganze Pathologie der Leprazelle mit ihrer Vacuolenbildung, Verfettung etc. betrachtet Redner als ein Phantasiegespinnst. Virchow hat bekanntlich die viel discutirten Gebilde entdeckt. In der vorbakteriologischen Zeit an ungefärbtem Material hat Virchow die Gebilde als charakteristisch für lepröses Gewebe erkannt und als Zellen bezeichnet. Dass gerade Virchow von Zellen gesprochen hat, ist für die Zellnatur dieser Gebilde ausgenützt worden. Ganz nebensächlich, wie gesagt, ist die Frage, ob einzelne Bacillen- oder Bacillenklümpchen in Zellen angetroffen werden, sei es dass sie eingedrückt erscheinen oder sonst irgend wie hineingerathen sind. Eine Protoplasmadegeneration bewirken solche vereinzelte Bacillen nicht. Diese aber schaffen noch keine Leprazelle; die Leprazelle wird durch die besprochenen Gebilde geliefert. Redner demonstrirt schliesslich an Zeichnungen, wie die Contouren mehrerer Bacillenklümpchen einen einheitlichen Contour vortäuschen und daher für den Umriss einer Zelle, zumal bei anlagerndem Kern, gehalten werden können. Bei Bewegung der Mikrometerschraube erkennt man die einzelnen sich schneidenden Kreise. Die Täuschung wird vollends aufgedeckt durch die Gloaefärbung, welche den Bacillenschleim anders färben lehrt, als das Protoplasma der Zelle.

  13. Trantas, Lésions ophtalmoscopiques chez les lépreux. Arch d'ophtalm. 1899. Juin.

  14. Bistis, Sur la lèpre de l'oeil. Arch. d'ophtalm. 1899. Mars

  15. Bistis, Ueber zwei Fälle von lepröser Chorioretinitis. Centralbl. f. Augenheilk. 1899. November.

  16. v. Düring und Trantas, Ophthalmoskopische Befunde bei Leprösen. Deutsche med. Wochenschr. 1900. Nr. 9.

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Franke, E., Delbanco, E. Zur pathologischen Anatomie der Augenlepra. Graefes Arhiv für Ophthalmologie 50, 380–405 (1900). https://doi.org/10.1007/BF01954370

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