Zusammenfassung
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1.
Es wird an der Hand von experimentellen Nierenschädigungen bei Kaninchen gezeigt, daß der bei der akuten Azotämie auftretenden Hyperindikanämie eine vermehrte Indikanurie vorausgeht, daß es sich also bei dieser Hyperindikanämie zunächst nicht um vermehrte Indikanretention, sondern um vermehrte Indikanbildung handelt. Erst bei weiter fortschreitender Niereninsuffizienz kommt auch eine zunehmende Retention zu der vermehrten Bildung hinzu.
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2.
Es wird die Frage besprochen, ob diese vermehrte Indikanbildung im Darm oder im intermediären Stoffwechsel vor sich geht. Eine sichere Entscheidung dieser Frage läßt sich zur Zeit nicht treffen, jedoch scheinen die bisher vorliegenden Tatsachen mehr in dem Sinne einer intermediären Indikanbildung zu sprechen. Vielleicht kann die Leber als Ort dieser Mehrbildung angesehen werden.
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3.
Es wird gezeigt, daß auch die künstliche Azotämie durch Harnstoffzufuhr bei nierengesunden Kaninchen meist zu einer Hyperindikanurie, d. h. also zu einer vermehrten Indikanbildung führt. Eine stärkere Hyperindikanämie bleibt hier wegen fehlender Indikanretention aus.
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4.
Es ist infolgedessen wahrscheinlich, daß die Azotämie in ursächlichem Zusammenhang mit der Hyperindikanämie steht, in dem Sinne, daß die Azotämie die vermehrte Indikanbildung anregt.
Literatur
Zeitschr. f. klin. Medizin Bd. 72, S. 371.
D. Arch. f. klin. Med. 1914.
D. med. Wochenschr. 1914, Nr. 36.
Ztschr. f. physiol. Chemie Bd. 94 und 95.
Münchn. med. Wochenschr. 1915, Nr. 31.
Virchows Archiv Bd. 123, 1891.
Ztschr. f. physiol. Chemie Bd. 29, 1900.
Ebenda Ztschr. f. physiol. Chemie Bd. 57, 1908.
Ich gebrauche im folgenden die Ausdrücke Azotämie und Urämie, oder besser echte Urämie, als Synonyma und bezeichne damit jede renal bedingte Erhöhung des Blutharnstoffs über die Norm. Eine Wesensverschiedenheit zwischen der Azotämie durch Vergiftungsnephrosen und bei akuten Glomerulonephritiden besteht unserer Ansicht nach nicht. (Näheres hierüber siehe meine oben erwähnte, demnächst erscheinende gemeinsame Arbeit mit Machwitz.)
Literatur s. bei Neubauer-Huppert, Analyse des Harns 11. Aufl., Bd. II.
v. Noorden, Pathologie des Stoffwechsels Bd. I.
Es ist doch anffallend, daß selbst bei wiederholter Sublimatinjektion (Sublimatkaninchen 2), wo sich also die Darmschädigungen häufen, es bei fehlender Azotämie nicht zur Indikanurie kommt, sondern diese eben immer nur auftritt, sobald der Blutharnstoff ansteigt.
Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 10, S. 123.
Diese Tatsache, daß bei der Urämie Körpereiweiß (Niereneiweiß?) zerfällt, hat vielleicht Berührungspunkte mit der alten Hypothese Ascolis von den Nephrolysinen, die ihrerseits wieder mit den neneren Vorstellungen Abderhaldens in Zusammenhang gebracht werden kann. Es findet sich übrigens im Blute der Azotämiker neben der Hyperindikanämie auch eine Vermehrung anderer Eiweißspaltprodukte, worauf auch schon Obermeyer und Popper aufmerksam gemacht haben. Ich fand besonders eine Vermehrung solcher abiureter Körper, die die Xanthoprotein-Reaktion, die Reaktion von Adamkiewicz und die Millonsche Reaktion geben.
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Rosenberg, M. Experimentelle Studien über die Beziehung der urämischen Azotämie zur Indikanämie und Indikanurie. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 79, 265–284 (1916). https://doi.org/10.1007/BF01924042
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01924042