Zusammenfassung
Es wird der Erbgang einesEpilobium hirsutum status albomaculatus beschrieben. Trotz einer normalerweise mütterlichen Vererbung treten bei der Bestäubung (normal grün) ♀ x (albomaculata weiß) ♂ infolge Übertritt von Plastiden aus dem Pollenschlauch in die Eizelle 0,22% gescheckte Pflanzen auf. In annähernd derselben Häufigkeit kommen unter den sterilenEpilobium-Pflanzen, die einenhirsutum-Kern imluteum-Plasma enthalten (Lhn) Individuen vor, die einzelne fertile Äste oder Blüten tragen. Die Verteilung dieser fertilen Blüten erinnert an die Verteilung weißen Gewebes bei den Schecken. Da der verschiedene Fertilitätsgrad dieser Blüten einer Pflanze auf die Nachkommen mütterlicherseits vererbt wird, so wird angenommen, daß die Fertilitätssteigerung durch Übertritt des dem Kernanteil entsprechendenhirsutum-Plasmas bedingt ist.
In früheren Versuchen wurde an der Kreuzung:Lhn xluteum festgestellt, daß unter dem Einfluß des eingekreuzten, artfremdenhirsutum-Kernes das Plasma vonEpilobium luteum um ein Geringes dem vonhirsutum ähnlicher geworden ist. Dieser Vorgang kann nicht durch eine Beimischung arteigenen Plasmas während der Rückkreuzung (Lhn ♀ x h ♂) entstehen, da bei der Kreuzung wahrscheinlichhirsutum-Plasma enthaltender fertiler Blüten mitluteum die Plasmaänderung in weit geringerem Maße festzustellen ist, als bei der Kreuzung steriler Blüten mitluteum. Die Annahme einer Umprägung des Erbträgers: Plasma durch einen artfremden eingekreuzten Kern besteht demnach zu Recht. Anhangsweise wird erörtert, auf welchen Vorgängen im Plasma eine derartige Dauermodifikation beruhen kann.
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Michaelis, P. Entwicklungsgeschichtlich-genetische Untersuchungen an Epilobium. Planta 23, 486–500 (1935). https://doi.org/10.1007/BF01914012
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