Zusammenfassung
Die vonUrsprung 1923 veröffentlichte und seither viel verwendete “vereinfachte” Methode der Saugkraftmessung mittels Blattstreifen wird kritisch geprüft. Es zeigt sich, daß Quellung, Überdehnung, Wachstum und individuelle Verschiedenheiten, namentlich die beiden letzteren, die Länge von Blattstreifen stark beeinflussen, letztere meist stärker, als die durch Turgorschwankung bedingten und zur Saugkraftmessung allein verwertbaren Veränderungen. Die Ausgiebigkeit der durch den Turgor bedingten Veränderungen ist zumeist so gering, daß die Unterschiede in ähnlichen Meßlösungen durch die genannten fehlerquellen völlig verdeckt werden können. Oft, bei starr konstruierten Geweben, treten turgorschwankungen überhaupt nicht auf (nicht “reagierende” Objekte). Die Längenmessung von Gewebestreifen erscheint von vornherein ungeeignet, die zur Erfassung des Saugpotentials nötige Volumenmessung von Zellen zu ersetzen. Das Vorhandensein eines Interzellularsystems, sowie von mechanischem und Leitungsgewebe mit starren oder toten Zellen, bedingt es, daß Streifen sich wesentlich anders als Einzelzellen verhalten können. Dies bedarf einer besonderen Untersuchung. Als folgenschwerer Fehler erweist sich bei allen Streifenmessungen die Außerachtlassung des plasmolytischen Grenzwertes. Hierdurch sind vielfach Veränderungen turgorloser Streifen zu Unrecht zu Saugkraftmessungen verwertet und so “Saugkraftwerte” ermittelt worden, deren den osmotischen Wert weit übersteigende Höhe Anlaß zu berechtigter Kritik (Walter) geboten hat. Die prinzipielle Verschiedenheit zwischen dem Vorgang des Turgorverlustes in Luft und in Lösungen wird betont und zur Kritik mit herangezogen. Es zeigt sich, daß die Streifenmethode, so wie sie bisher gehandhabt wurde, wenigstens für Laubblattstreifen völlig ungeeignet ist, gültige Saugkraftwerte zu liefern.
Literaturübersicht
Blum, G.: Untersuchungen über die Saugkraft einiger Alpenpflanzen. Beih. z. Bot. Zbl., Abt. I,43, 1–100 (1926).
Hauck, L.: Untersuchungen über den Einfluß der Bodenfeuchtigkeit auf die Saugkraft der Pflanzen. Bot. Archiv24, 458–491, cf. S. 467 (1930).
Heilig, H.: Untersuchung über Klima, Boden und Pflanzenleben des Zentralkaiserstuhls. Z. f. Bot.24, 225–279 (1931).
Heyn, A. N. J.: Der Mechanismus der Zellstreckung. Rec. trav. bot. néerl.28, 113–244 (1931).
Köhnlein, E.: Untersuchung über die Höhe des Wurzelwiderstandes und die Bedeutung aktiver Wurzeltätigkeit für die Wasserversorgung der Pflanze. Planta10, 381–423 (1930).
Lambrecht, E.: Beitrag zur Kenntnis der osmotischen Zustandsgrößen einiger Pflanzen. Cohns Beitr. Biol. Pflanzen17, cf. S. 118 (1929).
Oppenheimer, H. R.: Dehnbarkei und Turgordehnung der Zellmembran. Ber. dtsch. bot. Ges.48, 192–206 (1930a).
—: Kritische Betrachtungen zu den Saugkraftmessungen von Ursprung und Blum.ebenda48 130–140 (1930b).
Pisek, A. u.Cartellieri, E.: Zur Kenntnis des Wasserhaushaltes der Pflanzen. Jb. f. wiss. Bot.75, 195–251 (1932).
Pringsheim, E. G.: Die Bedeutung d. Zellwand f. d. Wasserhaushalt d. Pflanzen. Naturwiss.19, 697–702 (1931a).
—: Unters. über Turgordehnung und Membranbeschaffenheit. Jahrb. wiss. Bot.74, 749–796 (1931b).
Ursprung, A.: Zur Kenntnis der Saugkraft. VII. Eine neue vereinfachte Methode zur Messung der Saugkraft. Ber. dtsch. bot. Ges.41, 338–343 (1923).
Ursprung, A. u.Blum, G.: Zur Methode der Saugkraftmessung.Ebenda34, 525–539 (1916).
De Vries, H.: Untersuchung über die mechanischen Ursachen der Zellstreckung. leipzig 1877, 126 S.
Walter, H.: Saugkraft oder osmotischer Wert? Z. f. Bot. (Oltmanns-Festschrift)23, 78–93 (1930).
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Oppenheimer, H.R. Untersuchungen zur Kritik der Saugkraftmessungen. Planta 18, 525–549 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01912138
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01912138