Beitrag zur Lehre von der circumscripten traumatischen Muskelverknöcherung und zur Frage der Metaplasie

Zusammenfassung

• 1. Die vonG. B. Gruber als Mopathia osteoplastica bezeichnete Myositis oss. tr. ist wesensgleich den anderen traumatisch entstandenen, heterotopen, skelettfernen Verknöcherungen, da es als bewiesen anzusehen ist, daß es für das Periost keine typische Ossificationsform gibt, insbesondere aber Knorpelbildungen als Vorstufen echter Verknöcherung in heterotopen Ossificationen (Bauchnarben, Herzohr usw.) einwandfrei festgestellt wurden.

• 2. Die „anatomische Disposition”Sudecks hat daher nur für gewisse Verletzungen des Skelettes, wo experimentell bewiesen werden kann, daß es zur Periostabhebelung, Zerreißung und Verlagerung kommt, Berechtigung.

• 3. Eine Verlagerungkleinster Periostteilchen durch inkoordinierte Muskelkontraktion und dadurch bedingtem Muskelabriß bei unveränderder Skelett ist aus mechanischen Überlegungen unmöglich.

• 4. Die Wucherungsfähigkeit kleinster Periostteilchen ist experimentell nicht einwandfrei bewiesen, die Verlagerungstheorie daher pathologisch-anatomisch nicht genügend gestützt.

• 5. Die traumatische Muskelknochenbildung entsteht über dem Umweg des Keimgewebes unter Einfluß der Funktion und einer gewissen nicht näher bekannten Kalkkonzentration des Blutes.

• 6. Die Vorgänge bei der Myopathia osteoplastica hat man als eine indirekte Metaplasie benannt; wir können sie als eine Regeneration mit Umdifferenzierung, d. h. mit einer gegenüber den alten Verhältnissen andersartigen, den neuen Umgebungsbedingungen entsprechenden Differenzierung auffassen.

• 7. Im Tierversuch ließ sich die Verkalkung des traumatisch geschädigten Muskels experimentell nachweisen, jedoch in bedeutendem Überschuß und ohne Knochenbildung, so daß die Ansicht vielleicht richtig sein dürfte, daß übermäßige Kalkzufuhr die knochenbildenden Fähigkeiten des Keimgewebes erstickt, ein bestimmtes, allerdings nicht näher bekanntes Kalkangebot sie aber fördert.