Zusammenfassung
Die Versuche Joachimoglus und Küblers über die Gewöhnung von Hunden an Arsenik zeigen, daß bei steigender Zufuhr von gepulvertem Arsenik die im Urin erscheinende Menge Arsen absolut zunimmt. Durch diese Versuche wird also Cloettas Hypothese, nach der die Gewöhnung an Arsenik auf einer zunehmenden Undurchlässigkeit der Darmschleimhaut für Arsen und einer dadurch bedingten absoluten Abnahme der Arsenresorption beruht, nicht bestätigt. Auch gibt Cloettas Theorie keine Erklärung für die Tatsache, daß von Hunden, die an Arsenik gewöhnt sind, eine Steigerung der Dosis ohne Krankheitserscheinungen vertragen wird, trotzdem im Urin mehr Arsen ausgeschieden wird, also auch mehr Arsen resorbiert wird. Würde also Cloettas Theorie zu Recht bestehen, so bedürfte sie zum mindesten einer Ergänzungshypothese über die Ursache dafür, warum bei Steigerung der Arsenzufuhr trotz der vergrößerten Resorption von As2O3 keine Krankheitserscheinungen auftreten. Auch die zwei Versuche, in denen Kübler bei lange dauernder Darreichung von gleich großen Dosen Arsenik eine absolute Abnahme des im Urin ausgeschiedenen Arsens fand, können nicht als Bestätigung der Cloettaschen Hypothese angesehen werden, da kein Beweis dafür erbracht wird, daß die verminderte Ausscheidung auf einer Abnahme der Resorption beruht. Die Gewöhnung an Arsenik beruht demnach offenbar, wie Joachimoglu annimmt, in einer zunehmenden Resistenz der Darmschleimhaut gegenüber der entzündungserregenden und nekrotisierenden Wirkung des Arseniks und einer dadurch bedingten relativ geringeren Resorption, — soweit es sich um die Zufuhr von gepulvertem Arsenik handelt. Doch ist diese Gewöhnung nur eine beschränkte und gegenüber gelöstem Arsenik unzureichend.
Die Annahme von Schwartze, daß der Nachweis für die Existenz einer Gewöhnung an Arsenik bisher überhaupt noch nicht erbracht sei und die bisherigen Beobachtungen auch durch die Korngröße des verabreichten Arseniks erklärt werden könnten, muß als theoretisch unwahrscheinlich und objektiv unzutreffend abgelehnt werden.
Während eine Beteiligung der Lunge an der Arsenausscheidung nicht nachgewiesen werden konnte, wurden in den Haaren von zwei an Arsenik gewöhnten Hunden so bedeutende Mengen Arsen gefunden, daß zweifellos die Haare — und mit ihnen wohl das gesamte Ektoderm —eine bedeutungsvolle Rolle bei der Ablagerung und Ausscheidung des Arsens spielen.
Literatur
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E., Keeser, J. Zur Frage der Arsengewöhnung. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 109, 370–377 (1925). https://doi.org/10.1007/BF01861952
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