Hirnblutuntersuchungen beim Menschen im wachen und im narkotischen Zustande

Zusammenfassung

Bei der gasanalytischen Untersuchung des Blutes der A. carot. commun. und der V. jugul. int. und der V. cubit. am Menschen, bei denen zum Zwecke der Arteriographie des Gehirns am Menschen die Freilegung dieser Gefäße erfolgen mußte, waren im wachen und im narkotischen Zustande folgende Befunde erhoben worden:

• 1. Die arteriovenöse Sauerstoffdifferenz (a.-v. O₂-Diff.) des Hirnblutes ist bei verschiedenen Menschen ziemlich beträchtlichen Schwankungen unterworfen. Im Mittel beträgt sie 3,7 Vol.-%. Die Ausnutzung des Blutes während der Passage durch das Gehirn ist demnach gering.

• 2. Unter dem Einfluß einer Äthernarkose tritt eine sehr deutliche Senkung der a.-v. O₂-Diff. auf (im Mittel auf 2,23 Vol.-%).

• 3. Die arteriovenöse CO₂-Differenz (a.-v. CO₂-Diff.) beträgt vor der Narkose im Mittel 4,6, während der Narkose 3,9 Vol.-%. Auch hier zeigt sich also eine Senkung, die quantitativ weniger stark ausfällt als die unter 2. beschriebene Senkung der a.-v. O₂-Diff. während der Narkose.

• 4. Hieraus folgt, daß der respiratorische Quotient von 1,3 vor der Narkose auf 1,7 während der Narkose ansteigt.

• 5. Die Veränderungen der Blutzusammensetzungen während der Narkose in der Peripherie, gemessen an der V. cubit., verlaufen richtungs-gemäß gleich den im Hirnblut gefundenen Veränderungen.

• 6. Diese Befunde werden als eine durch das Narkoticum (Äther) bedingte Hemmung des oxydativen Stoffwechsels des Gehirns mit Anhäufung saurer Spaltprodukte gedeutet.