Zusammenfassung
Mittels der manometrischen Methode wurde die Einwirkung des Katalysin (Thionin) auf das Blut bei der Methämoglobinvergiftung in vivo untersucht und der jeweilige Methämoglobingehalt quantitativ ermittelt.
Im Einklang mit früheren Befunden konnte festgestellt werden, daß das Katalysin und das ihm verwandte Methylenblau in vivo das Methämoglobin zurückzubilden vermögen. Daraus erklärt sich die bisher unbekannte Wirkung des Katalysins als ungiftiges Antidot bei der Methämoglobinvergiftung.
In Versuchen an Katzen und Kaninchen, welche mit Nitrit, Anilin, Nitrobenzol und p-Aminophenol vergiftet waren, ließ sich diese Wirkung sicherstellen. Wurden toxische, aber nicht tödliche Dosen der Met-Hb-bildenden Stoffe injiziert, so daß der Methämoglobingehalt auf der Höhe der Vergiftung etwa 40–50% betrug, so war durch wenige cem Katalysin oft schon 10 Minuten nach der Injektion praktisch alles Methämoglobin zurückgebildet. Bei höherem Met-Hb-Gehalt war die Rückbildung entsprechend geringer, betrug aber immer mindestens 50% des gesamten Met-Hb. „Prophylaktische” Katalysininjektionen wirkten ebenfalls günstig und hemmten die Methämoglobinbildung.
Es erscheint wahrscheinlich, daß das Katalysin in Form des reversiblen Redoxsystems Thionin/Leukothionin reduzierend auf das Methämoglobin wirkt und das System Hb/Met-Hb zugunsten des Hb verschiebt, eventuell auf dem Weg über die Glucose im Sinne Warburgs. Die zentral erregende Wirkung dieses Farbstoffes wirkt sicher ebenfalls begünstigend auf den Vergiftungsverlauf. Weitere Untersuchungen zur Klärung des Wirkungsmechanismus sind im Gange und erscheinen wünschenswert.
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Hauschild, F. Die Wirkung des Katalysins (Thionin) bei der Methämoglobinvergiftung. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 184, 458–467 (1936). https://doi.org/10.1007/BF01860860
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