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Die Ermittlung der Wirkungsstärke von Schlafmitteln mit Hilfe der Körperstell- und Labyrinthreflexe

I. Mitteilung: Die relative Wirkungsstärke von Novonal, Neodorm und Veronal

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Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Es wird eine Methode beschrieben, die gestattet, das Wirkungsstärkenverhältnis der Schlafmittel beim Kaninchen am ganzen Tier für jeden Dosenbereich zu bestimmen. Die auf Magnus-Versteeghschen Prinzipien aufgebaute Prüfung unterscheidet sich von anderen Methoden grundsätzlich dadurch, daß sie die Hypnotika nicht an einer, sondern an einer großen Anzahl außerordentlich verschieden narkoseempfindlicher Funktionen — den Körperstell- und Labyrinthreflexen — auswertet.

  2. 2.

    Mit dieser Methode wurden Novonal und Neodorm in Bezug auf Wirkungsstärke, Wirkungsablauf und therapeutische Breite mit Veronal als “Standardpräparat” verglichen.

  3. 3.

    Das Novonal ist 1,1–1,3 mal so wirksam wie Veronal, welchen Wirkungsgrad man auch wählt. Im Gegensatz dazu stellt der auf Veronal bezogene Wirkungswert des Neodorms keine konstante Größe dar, sondern er ändert sich mit zunehmender Narkose und zwar in dem Sinne, daß im Bereich der leichten Wirkungsgrade Neodorm, bei tiefer Narkose Veronal das stärkere Mittel ist; in einer dazwischenliegenden schmalen Zone sind die beiden Mittel biologisch-äquivalent.

  4. 4.

    Bezogen auf Narkosestadium I als “untere Wirkungsgrenze” ergibt sich für Veronal eine therapeutische Breite von 4,5 für Novonal von 5,4, für Neodorm von 10.

  5. 5.

    Ihrem Wirkungsablauf nach sind Novonal und Neodorm im Gegensatz zum Veronal Einschlafmittel. Die mittlere Eintrittszeit bis zur Erreichung des Wirkungsmaximums beträgt bei Novonal 60, bei Neodorm je nach der Dosis 25 oder 70, bei Veronal 140 Minuten. Bis zur Wiederherstellung des normalen Reflexbefundes vergehen im Bereich der niederen Dosen bei Novonal und Neodorm 7–9, bei Veronal 24–30 Stunden, im Bereich der hohen Dosen 24–32 gegenüber 70–80 Stunden.

  6. 6.

    Für die Annahme, daß die “Kortexmittel” auf die Hirnstammfunktionen weniger stark bzw. anders einwirken als die “Hirnstammmittel”, bietet das Verhalten der Körperstell- und Labyrinthreflexe keine Stütze: Das “Kortexmittel” Neodorm greift bereits in den kleinsten überhaupt erkennbar wirksamen Dosen auf die motorischen Hirnstammfunktionen über und hebt sie bei fortschreitender Narkose in der gleichen Reihenfolge auf wie das “Hirnstammittel” Veronal.

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  26. Bisher unveröffentlichte Untersuchungen.

  27. Die beiden Präparate wurden uns in dankenswerter Weise von den Herstellern als Reinsubstanz zur Verfügung gestellt und zwar das Novonal von dem Pharmazeutisch-wissenschaftlichen Laboratorium der I. G. Farbenindustrie, Werk Höchst a. M. (Direktor: Prof. Dr. Lautenschläger), das Neodorm von der wissenschaftlichen Abteilung der Chemischen Fabriken Knoll A.-G., Ludwigshafen a. Rh.

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  38. Nach Magnus wird bei der Bezeichnung der Lage- und Bewegungsreaktionen immer zuerst der Auslösungsort des Reflexes, an zweiter Stelle das Erfolgsorgan genannt. Der Name “Labyrinthstellreflex auf den Kopf” besagt also, daß dieser Reflex im Labyrinth ausgelöst wird und auf die Stellung des Kopfes einwirkt.

  39. R. Magnus, Körperstellung, a. a. O., S. 651 ff.

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  42. Nur im Bereich der niederen Dosen geprüft.

  43. In Tabelle Ia-If bedeutet ein +-Zeichen neben der Stadienbezeichnung (I+, ist. Bezüglich der einzelnen Symbole siehe die Zeichenerklärungen auf S. 129 u. 130. II+ usw.) ganz allgemein, daß der angegebene Narkosegrad bereits etwas überschritten

  44. Bereits im Vorversuch nur schwach auslösbar.

  45. R. Schoen und S. Koeppen, a. a. O..

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  48. Lebhafter kleinschlägiger Nachnystagmus.

  49. Augendrehreaktion: +, Augendrehnachreaktion: 0.

  50. Lebhafter kleinschlägiger Nachnystagmus.

  51. Auf Kneifen der Hinterpfoten heftiges Zappeln des Tieres.

  52. Heftiges Zappeln des Tieres.

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Girndt, O. Die Ermittlung der Wirkungsstärke von Schlafmitteln mit Hilfe der Körperstell- und Labyrinthreflexe. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 164, 118–157 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01860221

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