Über die Wirkung des Nicotins auf das Herz, den Blutdruck und die Blutgefäße

Zusammenfassung

• 1. Nicotin, angewandt intravenös in mittlerer Dosis (0,001–0,05 mg pro kg) verursacht eine vorübergehende Blutdrucksenkung bis zum Nullpunkt des Quecksilbermanometers. Nachdem folgt eine Erhöhung des Blutdrucks und dann eine allmähliche Senkung bis zur Norm. Kleinere Dosen verursachen schwächere Reaktionen: der Blutdruck sinkt nicht bis Null. Nach einer großen Dosis folgt schnelles und langandauerndes Sinken des Blutdrucks. Wiederholte Injektionen mit der gleichen Dosis bedingen öfters eine Erhöhung des Blutdrucks ohne vorübergehende Senkung. Dieselbe Wirkung wird beobachtet bei langsamer intravenöser Injektion.

• 2. Auf das Herz des Hundes übt die intravenöse Injektion von Nicotin eine Verlangsamung der Herztätigkeit bis zum vorübergehenden Herzstillstand aus, worauf unmittelbar eine Beschleunigung der Herztätigkeit folgt. Eine kleine Dosis verursacht Verlangsamung der Herztätigkeit ohne Herzstillstand. Eine große Dosis übt einen langandauernden (bis zu 10 Sekunden) Herzstillstand aus.

• 3. Bei Froschherzen beobachtet man eine Beschleunigung der Herztätigkeit. Nur in ein Drittel der beobachteten Fälle trat Verlangsamung und Stillstand ein.

• 4. An den Blutgefäßen des Dünndarms ist eine zweiphasige Reaktion (Konstriktion und nachfolgende Dilatation) oder nur eine Dilatation festzustellen. In allen Fällen tritt eine starke Zusammenziehung der Milz ein, nach der manchmal eine Volumenvergrößerung zu beobachten ist. Die Niere vermindert ihr Volumen, in einigen Fällen aber tritt eine Volumenvergrößerung ein. Die Veränderungen an den Blutgefäßen nach Nicotin-injektion bei ein und demselben Versuch sind von wechselnder Zeitdauer.

• 5. Eine Beziehung zwischen den Splanchnicusgefäßen und dem arteriellen Blutdruck ist nicht fest gestellt worden. Die Bedeutung der Splanchnicusgefäße für die Blutdruckregulation ist nicht so groß, wie bis jetzt angenommen wurde.