Zusammenfassung
Das Ergebnis der vorliegenden Stammbaumforschung ist im wesentlichen die Feststellung, da\ HomosexualitÄt eine erbbiologische Resultante aus dem Zusammentreten von solchen Aszendenten ist, die, auch wenn sie heterosexuell empfinden, doch mit psychischen Eigenschaften ausgestattet sind, die denen des entgegengesetzten Geschlechtes entsprechen. Derartige psychosexuelle übergangsformen sind in Familien Homosexueller gehÄuft, in Familien Normaler weit spÄrlicher zu finden. Demnach wÄre die HomosexualitÄt nicht als eine biologische Besonderheit anzusehen, sondern als die extreme Variante einer in allen übergangsformen zwischen Mannesart und Weibesart vorkommenden Geschlechtsstruktur. Eine naheliegende theoretische Folgerung hieraus wÄre die Annahme der doppelgeschlechtlichen Anlage des menschlichen Psychosexus. Die Perpetuierung der homosexuellen Variante wird von der Natur selber dadurch begünstigt und gewÄhrleistet, da\, wie meine StammbÄume ebenfalls erweisen, vermöge einer spezifischen Anziehungstendenz der feminine Mann und die virile Frau sich miteinander zu verbinden pflegen.
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Wolf, W. Erblichkeitsuntersuchungen zum Problem der HomosexualitÄt. Archiv f. Psychiatrie 73, 1–12 (1925). https://doi.org/10.1007/BF01845117
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