Zusammenfassung
Es wird erstmalig ein Befund mitgeteilt, der bei einer echten Atl.-Ass. mit, auf Flachstellung des Clivus beschränkter, basaler Impression ein Hochtreten des Epistropheuszahnes in das Foramen occipitale magnum zeigt. Obwohl die Medulla erheblich komprimiert ist, war der Fall diesbezüglich bis wenige Tage vor dem Tode ohne klinischen Befund; der Tod erfolgte unter undurchsichtigen Umständen (cerebral?).
Es werden vier scheinbar ähnliche Befunde aus der Literatur, die sich aber alle in wesentlichen Punkten von dem unsrigen unterscheiden, angeführt, und ihr klinischer und anatomischer Befund mit dem unseres Falles verglichen.
Auf Grund der Tatsache, daß echte Atl.-Ass. stärkeren Grades stets mit einer Verschmälerung, d. h. mit einer vertikalen Verkürzung einhergehen, wird (an Hand einer schematischen Darstellung) gezeigt, daß diese Einpressung des Epistropheuszahnes aller Wahrscheinlichkeit nach eine notwendige Folge der Assimilation darstellt, die durch die basale Impression noch verdeutlicht wird.
Im Anschluß daran wird die Frage diskutiert, ob es, in Anbetracht der für den Hirnstamm ungünstigen Umgestaltung der Verhältnisse am Schädelgrund, angängig ist, im Sinne vonRosenberg bzw.Bolk von der Atl.-Ass. als einer caudal-progressiven Umformung der kranio-cervicalen Grenze, von einer Zukunftsform zu sprechen; es erscheint dies ebenso ungerechtfertigt, wie aus dem gleichen Grunde die Auffassung der Assimilation als einer Variation in der Spielbreite des Normalen. Der geschilderte Fall scheint deshalb geeignet, die Zugehörigkeit auch der unkomplizierten echten Atl.-Ass. zu den Wirbelmißbildungen der Synostosen, wie sie dem bekanntenKlippel-Feilschen. Syndrom zugrunde liegen, wahrscheinlich zu machen.
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Becker, H. Eine klinisch und anatomisch ungewöhnliche Beobachtung einer Atlasassimilation mit basaler Impression; ihre Bedeutung für die Zuordnung dieser Umbildung. Archiv f. Psychiatrie 111, 139–159 (1940). https://doi.org/10.1007/BF01814022
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