Neue Versuche über den Reizungs- und Erregungsgaswechsel des Zentralnervensystems

Zusammenfassung

• 1. Es wird eine Apparatur beschrieben, die es gestattet, die CO₂-Ausscheidung des Rückenmarkes eines Reflexpräparates zu messen und gleichzeitig die Erregbarkeit des Präparates an den durch die Nn. ischiadici mit dem Rückenmark in Verbindung stehenden Beinen zu prüfen.

• 2. Steigerung oder Herabsetzung (Aufhören) der Erregbarkeit des Rückenmarkes hatte keinen Einfluß auf die CO₂-Abgabe desselben.

• 3. Rein reflektorische Erregung des Rückenmarkes ruft keine mit dieser Methode meßbare Steigerung der CO₂-Abgabe hervor (Erzeugung von Streckkrämpfen durch Berührung der Beine beim strychninvergifteten Rückenmark).

• 4. Schwächste direkte elektrische Reizung eines Strychninrückenmarkes, die gerade zu maximalen Streckkrämpfen führt, ruft eine geringe Steigerung der Atmung von 24% hervor.

• 5. Starke direkte elektrische Reizung des Rückenmarkes rief noch viele Stunden nach dem Erlöschen der Erregbarkeit desselben eine starke Steigerung der CO₂-Ausscheidung hervor.

• 6. Durch KCN in Verdünnung von 1∶30–50000 konnte die Atmung des Rückenmarkes um etwa 50% gehemmt werden. Dabei trat zuerst eine starke Übererregbarkeit auf, erst später eine irreversible Lähmung. Starke direkte Reizung des Rückenmarkes rief auch im Stadium der Übererregbarkeit keine Steigerung der CO₂-Abgabe hervor, dafür hörte in einer Reihe von Versuchen etwa eine halbe Stunde nach der Reizung die Atmungshemmung durch das KCN auf.

• 7. Es liegt bisher kein Beweis vor, daß die Erregungsvorgänge im Nervensystem mit einer Steigerung der Oxydationsvorgänge einhergehen. Soweit eine solche bisher beobachtet wurde, erscheint sie mit größter Wahrscheinlichkeit auf Nebenwirkungen der elektrischen Reizströme zu beruhen, die mit den physiologischen Vorgängen in keinerlei Zusammenhang stehen.