Zusammenfassung
Bei einer Versuchsperson wurden propriozeptige Atmungsreflexe bei der Atmung gegen Normaldruck und gegen Über- und Unterdruck von je 8 cm Wassersäule ausgelöst. Die Reflexauslösung geschah durch das wechselnde momentane Ein-oder Ausschalten eines Extrawiderstandes im Atmungsweg. Die Zahl der ausgelösten Reflexe betrug in jeder Drucklage über tausend. Die Reflexe wurden einer quantitativen Analyse unterworfen und das so erhobene Material statistisch bearbeitet.
Die hemmenden Reflexe zeigen in allen Drucklagen einen Anstieg der Reflexstärken mit dem Fortschreiten der Atmungsphase. Die aktivierenden hingegen zeigen eine fortschreitende Verminderung der Reflexstärken vom ersten Achtel bis zum dritten Viertel der Atmungsphase, um in den folgenden letzten Zeitabschnitten wiederum einen geringen Anstieg ihrer Reflexstärken zu zeigen.
Bei Überdruck werden die im Sinne der Inspiration wirkenden Reflexe gebahnt, die gegensinnig wirkenden gehemmt. Bei Unterdruck hingegen sind die inspiratorisch wirkenden Reflexe gehemmt, die exspiratorisch wirkenden gebahnt. Je größer die Kraftentfaltung, unter der eine Atmungsbewegung vor sich geht, um so stärker wird die propriozeptive Hemmung dieser Atmungsbewegung. Hieraus wird geschlossen, daß der propriozeptive Reflexapparat der Atmungsmuskulatur unter Umständen einen Schonungsmechanismus darstellt, der Atmungsbewegungen hemmt, die unter einer abnorm großen und eventuell unzweckmäßigen Kraftentfaltung vor sich gehen.
Wegen der gewaltigen Bahnung der hemmenden Atmungsreflexe gegen Ende jeder Atmungsphase wird die Annahme gemacht, daß die propriozeptiven Afferenzen unterstützend in den von dem zentralen Impuls ausgelösten Phasenwechsel eingreifen.
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Tiitso, M. Zur Kenntnis der propriozeptiven Atmungsreflexe. Pflüger, Arch. 232, 140–147 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01754778
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