Die Phosphorylierungsstörungen im Energiestoffwechsel der Muskulatur bei Ausfall des Nebennierenrindenhormons

Zusammenfassung

Zur Klärung der Ursachen der bei Mangel an Nebennierenrindenhormon auftretenden Muskelschwäche wurden Untersuchungen über Veränderungen des Energiestoffwechsels in Herz- und Skeletmuskulatur weißer Ratten ausgeführt. Es konnten die folgenden Befunde erhoben werden.

• 1. Der Gehalt der Herz- und Skeletmuskulatur an Phosphagen und Adenylpyrophosphorsäure war nach Entfernung der Nebennieren gegenüber der Norm nicht verändert.

• 2. Der gesamte säurelösliche Phosphor war bei Ausfall des Rindenhormons geringfügig vermindert, die anorganische Phosphorsäure zeigte eine nicht sicher meßbare Vermehrung.

• 3. Der Glykogengehalt der Herz- und Skeletmuskulatur nebennierenloser Tiere wurde in übereinstimmung mit den Untersuchungen vonBritton undSilvette stark vermindert gefunden.

• 4. Die Menge der Hexosephosphorsäure war nach Entfernung der Nebennieren vor allem auf Kosten der Hexosediphosphorsäure deutlich vermindert.

• 5. Alle nach Nebennierenentfernung beobachteten Veränderungen im Muskelstoffwechsel konnten durch Injektion des synthetischen Rindenhormons Desoxycorticosteronacetat beseitigt werden.

• 6. Erstmalig gelang der unmittelbare Nachweis gestörter Phosphorylierung der Kohlehydrate im Muskelbrei nebennierenloser Tiere bei Versuchen in vitro. So konnte festgestellt werden, daß die Zunahme der veresterten Phosphorsäure im Muskelbrei nebennierenloser Tiere nach Zusatz von Glykogen und Natriumfluorid gegenüber der Norm äußerst vermindert war.

• 7. Die beobachtete Störung der Kohlehydratphosphorylierung vermag als erhebliche Störung des Energiestoffwechsels die nach Entfernung der Nebennieren beobachtete Muskelschwäche zu erklären und bestätigt die AuffassungVerzárs, wonach es infolge des Cortinmangels zu Phosphorylierungsstörungen kommt.

• 8. Die Annahme einerallgemeinen Phosphorylierungsstörung als Folge des Rindenhormonmangels (Verzár) findet in den vorliegenden Versuchen keine Stütze, da die Kreatinphosphorsäure und das Adenylpyrophosphat sich normal verhielten.