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Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung mittel- und hochgespannter elektrischer Ströme auf den lebenden Körper

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Deutsche Zeitschrift für die gesamte gerichtliche Medizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Meerschweinchen und Ratten wurden einem Gleichstrom von 220 Volt und Wechselströmen von 220–30 000 Volt und 50 Perioden ausgesetzt. Die Versuche ergaben, daß Gleich-wie Wechselströme mittlerer Spannung bei einer Amperezahl von über 0,1 tödlich wirkten, dagegen Wechselströme hoher Spannung von 4 Ampere und weniger den Tod der Tiere nicht herbeiführten. Für die tödliche Wirkung eines Wechselstromes an sich ist — abgesehen von äußeren Umständen — das Verhältnis von Spannung, Stromstärke und Frequenz maßgebend.

Es werden die an den Versuchstieren und an vier durch Elektrizität getöteten Menschen erhobenen pathologisch-anatomischen Befunde beschrieben. Neben zahlreichen mehr oder weniger häufig gesehenen Bildern an der Haut wird eine bisher nicht beobachtete rosettenförmige Veränderung an der Stromaustrittsstelle erwähnt, in deren Bereich sich das sie durchziehende Blutgefäß stark verengt.

Am lebenden Gewebe (Bauchfell und Netz) konnte bei Durchleitung eines Gleichstromes 220 Volt an umschriebener Stelle eine hochgradige Verengung der Gefäße festgestellt werden, die auch nach Stromunterbrechung nicht schwand. Diese Beobachtung wird zur Erklärung der Entstehung des elektrischen ödems herangezogen, welche als die Folge eines lokal begrenzten Spasmus und einer abnormen Durchlässigkeit der Gefäßwandung angesehen wird.

An den inneren Organen wurden eine Hyperämie festgestellt und häufig vereinzelte kleine Blutungen, die z.T. auch makroskopisch zu sehen waren. In 4 Fällen war nach der Einwirkung eines Gleichstromes (Rachen—Rectum) von 220 Volt mit bloßem Auge in der Gegend der Herzspitze eine Blutung mit stecknadelkopfgroßem, rundem Epicarddefekt zu finden, und weiter eine Veränderung, die große ähnlichkeit mit der „Strommarke“Jellineks hatte.

Mikroskopisch werden als auffallende Befunde beschrieben: eine Colliquationsnekrose an der unteren Ansatzstelle der hinteren Aortenklappe, an welcher Stelle in einem anderen Falle sehr ausgedehnte Blutungen sich fanden, die gleiche Nekrose an der Stelle des Herzens, die ähnlichkeit mit einer „Strommarke“ hatte; Blutfarbstoff-Krystallbildung in den Herzkammern, homogener Inhalt einzelner kleiner Blutgefäße, Zerreißung der Herzmuskulatur.

Bei direkter Einwirkung eines Gleichstromes von 220 Volt fand sich im Nerv ein Zusammenfließen der Kerne und der Fasern, am Muskel der Muskelzüge, an der Milz Herausreißen des Gewebes.

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Pietrusky, F. Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung mittel- und hochgespannter elektrischer Ströme auf den lebenden Körper. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 6, 535–559 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01749461

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF01749461

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