Zusammenfassung
Es wird der Einfluß der farbigen Umstimmung auf die Farbschwelle untersucht; dabei wird die direkte Umstimmung von der indirekten unterschieden. In ersterem Falle wird das beobachtende Auge vor dem Versuch umgestimmt; im zweiten Falle wirkt die Umstimmung auf das andere Auge ein, so daß die Umstimmung nur durch die intracorticale Fortleitung des Erregungsprozesses die Vorgänge in der Sehsubstanz des anderen Auges beeinflussen kann. Wird die Umstimmung mit der gleichen oder der Komplementärfarbe vorgenommen, für die die Farbschwelle untersucht wird, so handelt es sich um homologe, gehört hingegen die Umstimmungsfarbe dem anderen Gegenfarbenpaar an, so sprechen wir von heterologer Umstimmung. Die Ergebnisse sind folgende:
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1.
Direkte homologe Umstimmung. Durch Umstimmung mit der gleichen Farbe wird die Schwelle erhöht, durch Umstimmung mit der Gegenfarbe aber herabgesetzt.
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2.
Indirekte homologe Umstimmung. Die Umstimmung mit der gleichen und mit der Gegenfarbe führt zu einer Erhöhung der Farbschwelle am anderen Auge.
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3.
Direkte heterologe Umstimmung. Die Umstimmung mit beiden Komponenten des Gegenfarbenpaares bewirkt eine Erhöhung der Farbschwelle am gleichen Auge.
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4.
Indirekte heterologe Umstimmung. Durch beide Komponenten des Gegenfarbenpaares wird am anderen Auge die Farbschwelle erhöht.
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5.
Es wird darauf hingewiesen, daß die sich aus den geschilderten Versuchen ergebenden Rückschlüsse hinsichtlich der Erregungsvorgänge in der Sehrinde durch die mit den Versuchen übereinstimmenden Ergebnisse früherer Arbeiten, die sich auf den Einfluß der Umstimmung auf die Dauer und Intensität negativer Nachbilder, die Größe des farbigen Gesichtsfeldes und die Unterschiedsschwelle für Farbintensitäten beziehen, gestützt werden.
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Gollhorn, E. Über den Einfluß der Umstimmung auf die Farbschwelle. Pflügers Arch. 213, 766–778 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01733589
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01733589